Antifa macht Druck gegen Laden

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Erstveröffentlicht: 
04.03.2009

Die Vorwürfe sind noch nicht bewiesen, aber eine Demonstration gibt es schon mal: Eine Gruppe namens Autonome Antifa macht Druck gegen ein kleines Geschäft in der Konstanzer Neugasse. Angeblich wird dort Neonazi-Kram verkauft.

Konstanz (phz) Ein kleines Konstanzer Geschäft wird am Samstag im Mittelpunkt einer Demonstration stehen. Die Autonome Antifa Region Konstanz wirft dem Biker- und Indianerladen Gatorhole vor, Ware für Rechtsextreme zu verkaufen. Verdeckte Ermittlungen der Polizei haben aber keine Anhaltspunkte auf den Verkauf verbotener Gegenstände ergeben. Dennoch soll es zum Protestzug durch Konstanz kommen.

In einem Brief an Oberbürgermeister Horst Frank sowie an den SÜDKURIER beklagte die Autonome Antifa Region Konstanz, Gatorhole verkaufe Bekleidung der bei rechtsextremen beliebten, aber nicht verbotenen Marke Thor Steinar sowie Aufnäher mit nazistisch-angelehntem Logo. Ein Testkäufer will dieses Abzeichen in dem Konstanzer Geschäft erstanden haben.

Fotos des Aufnähers, der einen imitierten Reichsadler mit einem Keltenkreuz zeigt, hat die autonome Gruppierung dem Schreiben hinzugefügt. Einen Unterzeichner mit Anschrift gibt es nicht, nur eine E-Mail-Adresse. Über diese hat der SÜDKURIER erfolglos versucht, eine Stellungnahme der Antifaschisten zu erhalten.

Gegen das Schreiben und die Vorwürfe wehrt sich die Geschäftsführung von Gatorhole. Den Laden gebe es mittlerweile seit 15 Jahren. „Ich bin nicht politisch“, sagt der Inhaber. Die Marke Thor Steinar habe er nie im Sortiment gehabt und auch der von der Autonomen Antifa gezeigte Aufnäher mit Adler und der Aufschrift „Das Reich kommt wieder“ stamme nicht von Gatorhole. Verdeckte Testkäufer der Polizei haben kein verbotenes Material erhalten; laut Sprecher Fritz Bezikofer sei das Geschäft bislang nie negativ aufgefallen.

Die Autonome Antifa Region Konstanz hat laut SÜDKURIER-Informationen die angeblich gekauften Artikel noch nicht bei der Polizei vorgelegt und damit den Beweis für ihre Vorwürfe erbracht. Nicht nur im Internet, sondern auf Werbezetteln für die Demonstration am Samstag stehen diese Bezichtigungen ebenfalls.

Gatorhole fehlt die Möglichkeit, sich gegen die Anschuldigungen zu wehren. Die Geschäftsführung, die sich als Opfer einer Rufmordkampagne sieht, könnte zwar mit einer einstweiligen Verfügung erreichen, dass die Autonome Antifa den Laden wegen angeblichen Nazimaterialverkaufs nicht mehr als Anlaufpunkt für Rechtsradikale auszeichnet. Doch das koste zuviel Geld und vor allem Zeit. Bis dahin wäre die Demonstration längst geschehen. Diese hat eine Privatperson beantragt, und laut Bürgeramtsleiter Hans-Rudi Fischer rechnet sie mit 400 bis 500 Teilnehmern. Eingeladen zur Teilnahme am Zug seien nicht nur Mitglieder der Antifa, sondern auch des Gemeinderats und von Gewerkschaften. In Gesprächen habe sich die Antragstellerin kooperativ gezeigt. Zweieinhalb Stunden soll der Protestmarsch unter dem Motto „Kein Profit durch Neofaschismus“ dauern. Im Umfeld des Geschäfts Gatorhole soll es eine Kundgebung geben. Demonstrationen sind nach Artikel 8 des Grundgesetzes nicht genehmigungs-, aber anzeigepflichtig. Eine rechtliche Handhabe, einen Protestzug wie den für Samstag angekündigten zu verbieten, hat die Stadt laut Fischer nicht.