Das Leben steht still in Port Said

Port Said

Auch heute geht die „Kampagne des zivilen Ungehorsams“ in Port Said weiter. Am Sonntag hatten sich Tausende an den verschiedenen Demonstrationszügen beteiligt, die Uni und viele Schulen sind seitdem geschlossen, Geschäfte, Bars und Restaurants beteiligen sich tagsüber an dem Ausstand.

 

Die Arbeiter etlicher Betriebe hatten schon am Sonntag die Arbeit niedergelegt und sich zu sit ins am Arbeitsplatz versammelt.
Auch Beschäftige der Suezkanalgesellschaft beteiligen sich am Ausstand, bisher läuft der Verkehr im Suez Kanal aber noch reibunglos, obwohl der Hafen der Stadt (Photo oben) ebenfalls stillgelegt wurde.
Am gestrigen Montag beteiligten sich nach Angaben von ägyptischen Aktivisten über 40.000 Beschäftigte am Ausstand, 30 grosse Betriebe sind komplett lahm gelegt, sodass die Verbände der lokalen Unternehmer jetzt ebenfalls zu „Solidaritätskundgebungen“ aufrufen.

 

Familienangehörige der ermordeten Demonstranten haben vor dem lokalen Regierungssitz Zelte aufgeschlagen, sie fordern die Einsetzung eines unabhängigen Richters, der das Massaker in der Stadt, bei dem im Januar über 40 Menschen getötet wurden, untersuchen soll.
Außerdem verlangen sie den Rücktritt des Innenministers und des lokalen Bullenchefs.

 

Nachdem bisher die einzigen offiziellen Reaktionen auf das Massaker in Port Said die Entsendung von Militäreinheiten (die immer noch strategische Punkte in der Stadt besetzt halten) und die Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre (die tausendfach gebrochen wurde) gewesen waren, kündigte nun ein Sprecher von Präsident Mursi die Bereitstellung von 400 Mio ägptischer Pfund zur „weiteren wirtschaftlichen Entwicklung“ für die drei Städte am Suezkanal an, über die gerade der Ausnahmezustand verhängt worden war.

 

In Mahalla, der besonders für die Textilindustrie bedeutenden Stadt im Nildelta, in der es schon unter Mubarak Massenstreiks gegeben hatte, kam es unterdessen schon den vierten Tag in Folge zu gewaltätigen Zusammenstössen mit den Bullen. Erneut wurde ein Bullenrevier von einer wütenden Menge mit Molotows und Steinen eingedeckt, die Kämpfe endeten erst am Montagmorgen.

 

Unterdessen formieren sich die militanten Islamisten weiter. Nachdem es schon mehrmals zu illegalen „Festnahmen“ und Misshandlungen von Demonstranten durch Angehörige der Moslembrüder gekommen war, diese kürzlich sogar einen Aktivisten der „Bewegung für einen friedlichen Wandel“ für mehrere Tage entführt und gefoltert hatten, kündigten nun die Faschisten der Jama‘a al-Islamiya, die sich kürzlich angeboten hatten, den Angehörigen des black bloc die Hände und Füsse abzuhacken, den offiziellen Aufbau von bewaffneten Milizen an, die die Polizei bei ihrem „Kampf gegen Gangster, Vandalen und den black bloc“ unterstützen sollen.
Man baue diese Milizen zusammen mit anderen islamistischen Parteien und Gruppen auf und lade auch die Moslembrüder dazu ein, sich an diesen Milizen zu beteiligen.

 

Während der Unruhen nach Mursis Dekreten, die ihm noch umfangreichere Machtbefugnisse einräumten, hatten bewaffnete Anhänger von Jama‘a al-Islamiya, den Moslembrüdern und anderen islamistischen Gruppen gemeinsam die Büros der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, dem politischen Arm der Moslembrüder, beschützt.
Teilweise hatten sie auch das Kommando über Bulleneinheiten übernommen und waren gemeinsam mit diesen gegen oppositionelle Demonstranten vorgegangen.