Heilbronn:Zur Miete im eigenen Zuhause

Hst29.11.2012
Erstveröffentlicht: 
29.11.2012

Gemeinschaftlich und günstig: In der Wollhausstraße 49 entsteht ein Hausprojekt

Wohnen in Heilbronn ist teurer geworden. Immer weniger Menschen können die Mietpreise noch aufbringen. Angesichts dieser Umstände geht eine Gruppe Heilbronner ihren eigenen Weg: Vereint in der "Solidarisch Leben Heilbronn GmbH" haben die zehn Mitglieder des "Hausprojekts Heilbronn" Ende Oktober die Wollhausstraße 49 gekauft. Dort soll ab kommenden Sommer "sozialverträgliches Wohnen" möglich sein.

 

"Das ist für die Stadt etwas komplett Neues. So etwas brauchen wir hier", sagt Jacob Schautt, Sprecher des Projekts. Heilbronn folgt damit dem Vorbild 65 weiterer Städte in ganz Deutschland, in denen es Hausprojekte nach dem Konzept des Mietshäuser- Syndikatst gibt. Der Verbund finanziert seit 1992 aus einem Solidarfonds Häuserkäufe mit, um diese dem Immobilienmarkt dauerhaft zu entziehen. Der Mietpreis im neuen Haus wird bei durchschnittlich 7,61 Euro pro Quadratmeter liegen - der tatsächliche Betrag jedoch richtet sich nach der Einkommenshöhe der Mieter.

 

Unabhängig

 

Doch geht es bei dem Konzept um mehr, als nur den Geldbeutel zu schonen. "Wir wollen einen Raum schaffen, in dem politische Gruppen arbeiten und kulturelle Aktivitäten stattfinden können", sagt Schautt. "Und das unabhängig und selbstverwaltet", fügt er hinzu. Mit seinen 18 Jahren gehört Schautt zu den Jüngsten der Aktivisten, unter denen auch ein 80- Jähriger ist. Viele sind Mitarbeiter im Sozialen Zentrum Käthe, das als erster gewerblicher Mieter einen Teil der insgesamt 182 Quadratmeter bezogen hat. Sieben Privatpersonen auf drei Wohnebenen sollen folgen. Zudem gibt es zwei Büros, die von politischen Gruppen angemietet werden können, eine gemeinsame Küche sowie einen Gewölbekeller. Dort sollen Film- und Buchvorstellungen sowie Diskussionsveranstaltungen stattfinden.

In nur einem halben Jahr von der Zielsetzung bis zum Kauf haben die Projektmitglieder 464 361 Euro mobilisiert, die Kosten für die Renovierung mit eingeschlossen. Unterstützung erhielten sie durch Direktkredite von Einzelpersonen sowie durch die Gemeinschaftsbank GLS.

"Die Direktkredite gehen nicht über den Umweg einer Bank an uns", sagt Schautt. "So kann mit dem Geld nicht spekuliert werden und wir wissen genau, was damit passiert."

 

Langfristig

 

Die Zusammenarbeit mit dem Syndikat ist eine vorbeugende Maßnahme: "Es gibt viele Vorhaben dieser Art, die nur ein paar Jahre selbstbestimmt beestehen. Dann werden die Häuser doch wieder verkauft", sagt Schautt. Durch die Kontrollfunktion des Syndikats könne dies nicht passieren.

Bis Ende des Jahres sollen die letzten derzeitigen Mieter ausgezogen sein. Dann geht es ans Renovieren - möglichst ökologisch, wie Schautt betont. Für die Namenstaufe wird der erste Mieter Pate stehen: das Soziale Zentrum Käthe.

 

Hintergrund: Mietshäuser Syndikat

 

Der bundesweite Zusammenschluss von Hausprojekten kauft Immobilien aus einem Solidarfonds mit auf. Das gekaufte haus gehört einer GmbH, gegründet vom Hausverein der Mieter und dem Syndikat. Während der Hausverein die Rechte eines Eigentümers hat, garantiert das Syndikat, dass die Immobilie nicht privatisiert wird. Beide Gesellschafter haben gleiches Vetorecht. Die GmbH finanziert den Hauskauf durch Direktkredite von Privatpersonen sowie der GLS- Bank.