Mit Marx gegen Lenin. Der Rätekommunismus Anton Pannekoeks

Vortrag am Montag, dem 29.10.2012 um 20 Uhr im Strandcafe, Adlerstr. 12 (Grethergelände) mit Klaus Blees von der Aktion 3. Welt Saar.

 

Der Niederländer Anton Pannekoek (2.1.1873-28.4.1960), war einer der sozialistischen Theoretiker und Aktivisten, die weder im autoritären Sozialismus sowjetischer Prägung noch in der Sozialdemokratie Verbündete im Kampf gegen den Kapitalismus sahen. Grund genug für verschiedene politische Lager, ihn totzuschweigen. Von Beruf war Pannekoek Astronom, das astro-physikalische Institut der Universität Amsterdam ist nach ihm benannt. Politisch und publizistisch tätig war der Weggefährte Rosa Luxemburgs von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 50er Jahre.

 

Er kritisierte gleichermaßen den westlichen Kapitalismus wie auch den sowjetischen Staatskapitalismus. Aus seiner Sicht war die Befreiung der ArbeiterInnen und der Aufbau einer nichtkapitalistischen Gesellschaft nur durch die ArbeiterInnen selbst möglich. Damit schloss Pannekoek jede Art führerorientierter Organisationsstruktur ebenso aus wie die Delegation des eigenen Denkens und Handelns an Stellvertreter.

 

Pannekoek skizzierte die Grundlagen und unhintergehbaren Kennzeichen einer nichthierarchischen, konsequent auf Selbstverwaltung ausgerichteten Ordnung in seiner Theorie der ArbeiterInnenräte. Diese Ordnung würde alle Ebenen der Arbeitsorganisation vom Betrieb bis zur Weltgesellschaft umfassen. Übergeordnete gesellschaftliche Strukturen lassen sich nur über ein Delegationssystem verwalten. Jedoch befinden sich diese Delegierten, die Räte, anders als im Parlamentarismus, in permanenter Rückkoppelung an diejenigen, welche sie beauftragt haben und sind strikt an deren Vorgaben gebunden.

 

Dabei beleuchtete Pannekoek sehr genau auch die Fallstricke und Hindernisse, die der Etablierung dieser neuen, freiheitlichen Ordnung entgegenstehen.

 

Ebenso untersuchte er, damit in engem Zusammenhang stehend, wie sich Ideen aus den gesellschaftlichen Verhältnissen heraus entwickeln und verändern. Das schloss für ihn auch die Frage nach den Entstehungsbedingungen von Religion, ihrer sozialen Funktion und ihrer Wandlung unter sich ändernden ökonomischen Voraussetzungen ein. In den Fokus seiner Kritik rückten außerdem die oft unhinterfragten und unangetasteten Methoden wissenschaftlicher Erkenntnis. Schließlich widmete er sich dem spezifischen Charakter der Evolution des Menschen als gesellschaftlichem Wesen und den Gründen, die ihn sich aus seiner tierischen Vergangenheit erheben ließen.

 

Klaus Blees von der Aktion 3. Welt Saar  stellt Pannekoeks Theorie der Arbeiterräte vor und geht dabei auch auf andere Aspekte seines Werkes ein, die damit untrennbar verbunden sind. Er knüpft an einen Vortrag  an, den er am 25. April 2010 anlässlich des 50. Todestages von Anton Pannekoek im saarländischen Merzig hielt.

 

Ebenfalls aus Anlass des 50. Todestages erschien in MIZ sowie im Humanistischen Pressedienst ein Artikel  des Referenten zu Pannekoeks Religionskritik: „Religionskritik als Herrschaftskritik“.

 

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