Interview: Homonationalismus und Pinkwashing

Homonationalism & Pinkwashing

Die israelische Regierung stellt sich als eine für Schwule und Lesben offene Gesellschaft dar. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein Gespräch mit Yossi Katan, Queer-Aktivist aus Israel

 

 

Am kommenden Montag organisieren Sie einen Workshop über "Homonationalismus" und "Pinkwashing" im Südblock in Berlin-Kreuzberg. Was ist Homonationalismus?

In den letzten 20 Jahren versuchen sich Teile der Schwulenbewegung an den kapitalistischen und nationalistischen Mainstream anzupassen. Auch einige Regierungen stellen Offenheit für Lesben und Schwule als Teil der "westlichen Werte" dar. Das wird hauptsächlich von weißen, schwulen Männern unterstützt, die auf rassistische Art und Weise nicht-westliche Gesellschaften als rückständig und homophob präsentieren. Das ist praktisch ein Spiegelbild der Ideologie des Kolonialismus vor 100 Jahren – damals galt Homosexualität als rückständig, und die europäische Überlegenheit drückte sich in der tiefen Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen aus.

 

Wie druckt sich Homonationalismus in der deutschen Außenpolitik aus?

 Genauso, wie die militärische Intervention in Afghanistan angeblich den Rechten von Frauen dienen sollte, können auch die Rechte von Schwulen für imperialistische Politik instrumentalisiert werden. So fordert Guido Westerwelle die Streichung von Entwicklungshilfe für homophobe Regimes – dabei werden vielmehr immer geopolitische Interessen durchgesetzt. Die rassistische Ausgrenzung von MigrantInnen wird zunehmend mit ihrer mangelnden "Aufklärung" begründet. Da wird der Kampf gegen Homophobie zu rassistischen Zwecken missbraucht.

 

Und was ist "Pinkwashing"?

Es bezeichnet eine von der israelischen Regierung gesteuerte Kampagne. Das Land stellt sich als eine für Schwule und Lesben offene Gesellschaft dar, um sein Image in liberalen Kreisen aufzupolieren. So sollen sich schwule Menschen in Tel Aviv frei bewegen können – aber welche? Es sind vorwiegend weiße Männer der Mittelschicht, die diese Freiheiten genießen. In Israel sind arme Schwulen und Lesben, Transsexuelle, PalästinenserInnen, Flüchtlinge usw. demnach extremer Repression ausgesetzt.

Es gibt jetzt viel Homo-Tourismus in Tel Aviv. Aber in anderen Teilen des Landes wird es nicht toleriert, dass zwei Männer Händchen halten. Dabei ist die Situation von Homosexuellen in den palästinischen Gebieten noch schlimmer. Sie leiden unter der Repression der Besatzungsmacht und der eigenen Gesellschaft. Gezielt werden sie vom israelischen Geheimdienst erpresst, um InformantInnen zu werden – was wiederum die Homophobie stärkt.

 

Was ist das Ziel dieser Kampagne?

Israel führt eine Apartheid-Politik, ist aber auf Unterstützung aus dem Westen angewiesen. Deshalb präsentiert die Regierung die PalästinenserInnen als rückständige "Feinde des Westens", um selbst wie ein westliches Land zu erscheinen. (Auf der gleichen Art und Weise versucht die Regierung in Syrien, als Teil ihrer Werbekampagne Asma al-Assad als liberale, emanzipierte Frau darzustellen, um die Repression dort zu vertuschen.)

Doch dieses Selbstbild ist weit entfernt von der Wirklichkeit. Es gibt offen homophobe Regierungsmitglieder, obwohl die gleiche Regierung sich im Ausland als schwulenfreundlich feiern lässt. Wir leiden unter vielen homophoben Angriffen – so wurde der Mord an zwei Jugendlichen in einem Jugendclub in Tel Aviv im Jahr 2009 bis heute nicht aufgeklärt.

Dahinter stecken religiöse aber auch nationalistische Kräfte, die gleichzeitig den zunehmenden Rassismus gegen Flüchtlinge und Demokratieabbau im Innern vorantreiben. Es gibt also neben der religiösen auch eine säkulare Homophobie, denn Israel führt gerade einen "demographischen Krieg" gegen die Palästinenser – dazu braucht man eben große heterosexuelle Familien.

 

Was wollt ihr mit diesem Workshop erreichen?

In der Schwulenszene in Berlin beobachten wir einen wachsenden Rassismus gegen angeblich homophobe TürkInnen oder AraberInnen. Das führt unter anderem dazu, dass schwule Menschen mit Migrationshintergrund von den TürsteherInnen bei Gaybars abgewiesen werden.

Die Pinkwashing-Kampagne bedeutet in Deutschland, dass Schwule aus der arabischen Welt, ihre Kämpfe und ihre Organisationen ausgeblendet werden. Sie werden als bloße Opfer dargestellt. Die rassistische Ausgrenzung wird dieses Problem jedoch nur noch verstärken. Und wenn die rassistische Politik Israels akzeptiert und unterstützt wird, legitimiert das auch Rassismus hierzulande.

Man kann nicht gegen Homophobie sein und gleichzeitig Rassismus tolerieren. Ein Beispiel dazu: Das oberste Gericht Israels hat die Anerkennung von homosexuellen Ehen im Ausland durchgesetzt. So können manche Leute, die sich einen Flug nach Kanada für eine Eheschließung leisten können, dieses Privileg genießen. Doch im gleichen Jahr hat das gleiche Gericht zugelassen, dass Menschen aus arabischen Ländern, die mit Israelis verheiratet sind, die Aufenthaltsgenehmigung verweigert!

Wir haben schon einen Workshop zum Thema als Teil des Transgenialen Christopher Street Days im Juni angeboten. Es gab viel Interesse und eine gute Diskussion, aber auch weiße Deutsche, die gegen uns Israelis schnell Vorwürfe des "Antisemitismus" erhoben haben. Wir waren auch negativ überrascht, dass danach ein Artikel in der Zeitung "Jungle World" mit vielen Lügen über unsere Präsentation erschien. Von daher möchten wir nochmal die Gelegenheit geben, um diese Diskussion fortzusetzen

 

(Yossi sprach letzten Montag auf einer gut besuchten Veranstaltung im Südblock am Kottbusser Tor.)

 

Eine kürzere Version dieses Interviews erschien in der jungen Welt vom 28. Juli

 

Interview: Wladek Flakin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO)

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Darüber hat übrigens auch schon die Taz berichtet: Warum für Judith Butler die Hamas schwuler als Israel ist. Was die Hamas wahrscheinlich gar nicht so gerne hören würde...

 

http://www.taz.de/!96249/

 

Merkwürdig, dass das nur bei Homophobie so angesprochen wird, man könnte das Thema ja genauso auf Sexismus und Antifaschismus übertragen...

Als Apartheid wird eine Periode der institutionalisierten so genannten Rassentrennung in Südafrika bezeichnet, die vor allem durch die Vorherrschaft der „weißen“, europäischstämmigen Bevölkerungsgruppe über alle anderen gekennzeichnet war. Sie begann bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, hatte ihre Hochphase von den 1940er bis zu den 1980er Jahren und endete 1994 nach einer Phase der Verständigung mit einem demokratischen Regierungswechsel, bei dem Nelson Mandela der erste schwarze Präsident des Landes wurde.

... da wird von einer politik der apartheid gesprochen, nicht von einem apartheid-regime  --- shalom y salam

Jaja, was auch immer der Judenstaat macht, immer ist er der böse. Wird stolz auf die relativ geringe Homophobie hingewiesen, brüllen die Antizionist_innen Pinkwashing. Würde Israel das nicht tun, würde es als homophob beschimpft.

Dass beispielsweise in Uganda auf Homosexualität die Todesstrafe steht, kümmert die Israelhasser_innen freilich nicht.

Uganda hat noch mal was genau mit dem Text zu tun den du offensichtlich nicht verstanden hast?

genau darum geht es doch, wirklich krass homophobe regime und staaten werden nicht kritisiert, sondern ein land dass in sachen "homosexuellen-rechte" relativ fortschrittlich ist. ich bin der überzeugung dahinter steckt auch (!) das bedürfnis israel zu delegitimieren.

 

übrigens!

hat jemensch in berlin schon die neue plakat-kampange "ich bin homosexuell, berlin steht hinter mir" bemerkt?

ist sowas nicht auch "pinkwashing"? lenkt die stadt berlin damit nicht massiv von den diversen problemen ab, z.b. die steigenden mieten, rassistische kontrollen von bull_innen, die fahrpreisabzocke der BVG, das zusammenschlagen von demos, etc.

wo bleibt da der aufschrei?!

 

*polemik on* wenn berlin aber von einer jüdischen mehrheit regiert werden würde, könnte mensch nochmal darüber sprechen, ob sowas nicht doch pinkwashing ist. *polemik off*

... der link zur kampange http://www.stopp-homophobie.de/

und weil es in uganda oder sonstwo noch schlimmer um homosexuelle menschen steht als in israel, hat mensch nicht das recht, die zustände in israel zu kritisieren? und was das jetzt mit antizionismus zu tun hat, bleibt mir ein rätsel...

das ist so ungefähr die stumpfste, aber leider weit verbreitete, antideutsche denke: kritik am staat israel, egal welche thematik betreffend = antizionismus.

geh denken, du pfosten!

Wenn auf deiner linken Seite gerade jemand beleidigt und auf deiner rechten ein Anderer gerade an einer Laterne aufgeknöpft wird und du dich mit Schaum vor dem Mund über den Beleidiger echauffierst, dann ist dir humanes Denken augenscheinlich recht fremd.

Es geht darum, dass einige Leute eine fast schon pathologische Fixierung auf Israel haben.

 

DEr Vorwurf lautet demnach: Euch sind die Rechte homosexueller scheiß egal oder zumindest sind sie euch nur marginal wichtig. Ihr sucht einen Grund um Israel zu kritisieren und das "Pinkwashing" bietet den passenden Anlass.

 

Und tatsächlich: Wenn man versucht aus der Perspektive zu denken, dass es um die Rechte homosexueller geht, ist tatsächlich nicht ersichtlich warum man auf soetwas wie das "Pinkwashing" ZEit uind Energie verschwedet.

Es ist immer wieder beachtlich, wie sich links nennende deutsche Israel-Freunde mit Hang zum Militarismus, über israelische Linke herziehen. Sicherlich könnte es für masochistisch veranlagte Schwule, evtl. ein Vergnügen sein, in Israel knutschend und Händchen haltend durch die von orthodoxen Juden bewohnten Stadtteile oder durch die von militanten Siedlern dominierten Siedlungen zu laufen. Das es in Israel immer wieder zu übergriffen auf Schwule kommt, dürfte ja wohl außer Frage stehen. Dazu brauchen die unkritischen Israel Freunde hier unter Euch, nur einmal israelische Zeitungen zu lesen. Erschreckend ist, dass sich deutsche Bubis, hier als Israel-Kenner aufspielen und Ihre verlogenen Hasstiraden gegen Linke aus Israel zum besten geben. Setzt euch doch mal ernsthaft mit der nationalistischen rechten Politik im heutigen Israel auseinander.Oder reicht dazu euer Intellekt nicht?

Im Übrigen sind Übergriffe auf Schwule in jedem Land zu verurteilen und es ist deshalb perfide, wenn

Vergleiche aufgestellt werden ,wo denn die Angriffe bis hin zur Todesstrafe am schlimmsten sind.

Das heißt im Umkehrschluß, dass die Verfolgung von Schwulen, die nicht zum Tod führt,

nicht mehr im selben Umpfang bekämpft werden müsste.

...deshalb hier einige anmerkungen zu deinem post:

 

1. wie kommst du darauf dass alle antizionismus-kritiker_innen* einen "hass" (ein sehr sehr starkes wort im übrigen) auf "die" israelische linke haben?

(kleiner tipp: israelsolidarisch-sein heißt nicht bahamas lesen, alle us-präsidenten auswendig lernen und ein weerth-mullah-poster überm bett hängen haben ;) )

2. glaubst du ernsthaft "die" (gesamte) israelische linke teilt die aussagen in diesem interview? oO

3. zeig mir bitte einen (nur einen!) beitrag (von "antideutscher" seite) in dem behauptet wird, israel sei das "queer-paradis", in dem es keine trans-/homo-/be-etc.-phoben übrgriffe und idiot_innen gibt! du verkennst die relationen. klar ist in israel nicht alles "cool" für leute die nicht heteronormativ leben, aber es ist nun mal ein unterschied ob du "nur" angemackert, verprügelt und schief angeguckt wirst oder ob du fürchten musst die todesstrafe zu kriegen. sowas auf eine stufe zu stellen ist relativismus pur!

4. schreib bitte nicht von "deutschen bubis", es gibt auch nicht-männlich-sozalisierte menschen die sich mit dem jüdischen schutzstaat solidarisieren.

5. ich finde es krass dass du dir anmaßt zu entscheiden wie stark sich israelsolidarische leute, mit der politik in israel auseinander setzen. als würden sich nicht diverse leute (kritisch) mit der (innen-)politik in israel auseinander setzen. wie heißt die standart-parole? richtig: "solidarität mit israel", nicht "solidarität mit netanjahu/der israelischen rechte"**

und diese solidarität gilt prinzipell (!) mit dem jüdischen staat als schutzraum (!), nicht mit der jeweiligen regierung. die kann gerne kritisiert werden, aber alle reden ja stehts von "israelkritik", aber nie von "likud-kritik" oder ähnlichem.

6. es ist viel mehr perfide solche vergleiche eben nicht auf zu stellen, da es (wie in punkt 3 ausgeführt) total relativistisch ist. ich selbst bin nicht hetero-sexuell und habe durch aus ein (starkes) mulmiges-gefühl, wenn ich mit personen des gleichen geschlechts (z.b. auf einem belebten platz), händchenhalte, diese küsse, "ich liebe dich" sage, etc. dennoch bin ich froh, dass ich diese gefühle nicht aus angst, davor vom staat erhängt zu werden, verstecken muss!

aufjedenfall muss mensch homophobe kackscheisse überall bekämpfen, doch zwischen verschiedenen arten von diskriminierung nicht zu unterscheiden, ist einfach ignorant.

 

 

* ich weiSZ das gendern meines beitrags ist nur ein "purple-washing" meiner rassistisch-imperialistischen, usraöl-solidarischen haltung. die realen lebensumstände von nicht-männlich-sozalisierten menschen (und transgendern die eine gewisse zeit lang männlich-sozialisiert wurden) interessieren mich einen dreck, ich mache aber gerne einen auf (queer-)feministisch damit meine antideutsche hetz-propaganda auch ja gelesen wird!!!!11 (ironie off)

** ich weiß, es gibt israelsolidarische leute die so einen schwachsinn fordern (z.b. bahamas), aber die sprechen für sich und für niemensch sonst!

Zionismus = Nationalismus

 

unreflektiert ???

hast du Wahrnehmungsstörungen ?

"3. zeig mir bitte einen (nur einen!) beitrag (von "antideutscher" seite) in dem behauptet wird, israel sei das "queer-paradis", in dem es keine trans-/homo-/be-etc.-phoben übrgriffe und idiot_innen gibt!"

 

Dann lies doch nur mal die jungle world. oder ist die nicht antideutsch ?

okay dann zeig mir mal den jungle world-artikel wo genau DAS beschriebene behauptet wird, bitte ;)

 

zu deinem "zionismus=nationalismus-argument":

zu differenziertem anti-nationalismus scheinst du dich fähig zu sein, oder?

Falls du die Diskussion über deinem Kommentar verfolgt hast wüsstest du, dass es schon lange nicht mehr über die beiden Menschen im Interwiev geht sondern vor allem um deutsche selbternannte Israel Kenner_Innen und "Kritiker_Innen".

 

Aber das ist dir entgagnen in deinem Wahn.

 

Du freust dich glaube ich gerade ungemein, dass hier in dem Artikel zwei israelische Linke ein Interview geben weil das für dich das Totschlag-Arguemnt ist jegliche Kritik zu diskreditieren.

"Du freust dich glaube ich gerade ungemein, dass hier in dem Artikel zwei israelische Linke ein Interview geben weil das für dich das Totschlag-Arguemnt ist jegliche Kritik zu diskreditieren."

kapier ich nicht, was willst du damit sagen?

Jetzt bleiben wir einfach bei den wichtigsten Fakten.

1. Tel Aviv ist laut einer Umfrage die beliebteste Stadt für homosexuelle Reisende

2. Israel hat 1988 gleichgeschlechtlichen Ehen erlaubt.

3. Pinkwashing ist ein Marketinginstrument das bereits 1973 entstand.

4. 2005 begann die Marketingkampagne "Brand Israel"

5. 2010 wurden 90$ seitens des israelischen Tourismus Ministerium investiert mit dem Ziel Tel-Aviv als ein Reiseziel für homosexuelle Reisende zu berwerben.

6. Im Juni 2010 wurde ein workshop organisiert von der Lobby Organisation Stand with us.

Dies Organisation arbeitet auch mit homophoben christlichen Zionisten zusammen, die in den USA sich massiv gegen LBGT Rechte einsetzen und ihren Einfluss auf politischer Ebene geltend machen.

Außerdem ist stand with us für einen Kurs bekannt der identisch mit der israelischen nationalistischen Rechten ist.

Daher wurd dies kritisiert von vier LBGT Organisation aus dem nahen Osten.

7. Seitdem wird das Thema kontrovers diskutiert in Israel und in der ganzen Welt. 

8. Im bayrischen Rundfunk gab es am 08.Juni 2012 einen Beitrag zum Thema pinkwashing.

8. Die öffentliche Diskussion in Deutschland begann nachdem am 22.06.2012 ein Workshop

beim transgenialen CSD zu dem Thema gab.

 

Also sowohl in den USA als auch in D hat sich die öffentliche Diskussion aufgrund eines workshops entfacht.

Was ist der Unterschied?

-In den USA wurde der workshop veranstaltet von einer Organisation die mit homophoben Christen zusammenarbeit und Positionen der israelischen nationalistischen Rechten vertritt.

Bei uns wurde der workshop von einem Queer Aktivist aus Israel abgehalten.

- Die Zielrichtung. In den USA sollte dargestellt werden wie gut die LBGT Rechte in Israel sind und wie schlecht in anderen arabischen Ländern und dies an Einzelschicksalen erzählt werden

In D war das Ziel zu hinterfragen was die Hintergründe von Homanationalismus sind und dabei war ein Punkt die Marketingkampagne von Israel und die Darstellung der Situation in von LGBT-Menschen in Israel.

- Die Reaktion. In den USA gab es eine breite Reaktion von LGBT-Leuten die aufgrund der historischen Situation (Erst MLK und dann Christopher Street) in den USA nicht die Kämpfe der LGBT-Menschen und von strukturell gesellschaftlichen Rassismus betroffenen Menschen voneinander getrennt sehen wollten. Es gab eine breite Dikussion. Sogar die NY Times berichtete. Es wurden Veranstaltungen von stand with us gestört etc.

Bei uns beschränkte sich die öffentliche Diskussion bisher auf linke Publikationen bekam jedoch durch Artikel in der Taz und jungenwelt noch mehr Aufwerksamkeit. Allerdings gibt es seitens der LBGT-community kaum Interesse an der Diskussion. Es sind mir jedenfalls keine nennenswerten Reaktionen in entsprechenden blogs aufgefallen. Bei CSD-Veranstaltungen gab es zu dem Thema meines Wissens bis auf den workshop nichts Nennenswertes.

Wie die Diskussion in Deutschland aktuell verläuft offenbart mal wieder wie wenig ein Großteil der deutschen Linken in der Lage ist zu diskutieren.

Diese Diskussion ist ein weiteres Debakel das sich da abspielt:

Eine Diskussion, die es schon sehr lange gibt seit 2010 und für die sich zwei Jahre lang bei uns niemand interessiert hat

und selbst nach dem Radiobericht im br keinen interessierte kocht plötzlich auf.

Ursache dafür war ein workshop eines LGBT Aktivisten aus Israel in dem er Kritik an Homonationalismus und Pinkwashing übte.

Was passiert aber nun? Kurz nachdem Seminar greift die taz das Thema auf mit einem gut reflektierten Artikel.

Doch was nun folgt ist der typische Beissreflex, der an eine Szene aus dem Film des Leben des Bryan erinnert.

Er hat Jehova gesagt - in dem Zusammenhang richtig: "Er hat pinkwashing gesagt"

Martin Stöhlein beisst zu in der jungle world. Nina Rabuza beisst mit auf publikative. Jan Feddersen pfeifft seinen Kollgen zurück und beisst auch noch zu in der taz.

Die Genossen beissen zurück und plötzlich meldet sich auch noch die junge welt zu Wort. Zumindest mit der Überschrift vermeiden sie es sofort gesteinigt zu werden. Doch im Verlauf des Artikels fällt das Wort und die Steine fliegen. "Wer hat hier pinkwashing gesagt? Sie wars Sie wars - sind hier etwa Antismeniten anwesend (Fragen die Antideutschen) - Er wars Er wars (Nein dieser Antisemitismus Vorwurf ist doch an den Haaren herbeigezogen sagen die Anti-Imps)

Es beginnt wieder dieses übliche identitäre schwarz-weiss Denken:

Wir sind die judäische Volksfront -  Nein wir sind die Volksfront von Judäa!

Es ist einfach nur erbärmlich: Ein Begriff aus dem Marketing wird umgewandelt zu einem politischen Kampfbegriff.
Eine Diskussion, die es schon seit zwei Jahren gibt und hier wirklich überhaupt nicht angekommen ist wird völlig aus dem Kontext genommen in der sie entstanden ist. Es wird mit Unterstellungen und Vorwürfen völlig unsolidarisch um sich geworfen.

Es wird überhaupt nicht mehr nach dem eigentlichen Anliegen gefragt und nach der Relevanz für uns hier.

Mein Fazit nachdem ich mich jetzt intensiv damit beschäftigt habe:

Anhand der Diskussion hat sich mal wieder offenbart wie schlecht es um innerlinke Diskussionskultur bestellt ist und wie sich alle in einem Szenesumpf befinden und sich extern keine(r) dafür interessiert.

Ob und und wie das pinkwashing (Hilfe ich habe es gesagt) nun ein Mittel ist um Politik zu betreiben kann ich schwer einschätzen weil ich keinen Blick für die Realität dort habe. Die Kritik diese Kampagne mit Hilfe einer Organisation zu betreiben die auch mit homophoben Christen und israelischen nationalistischen Rechten zusammarbeit ist richtig.

Dass allerdings die Situation für LGBT-Menschen in Israel und speziell Tel Aviv ein positives Beispiel ist darf nicht vergessen werden.

Aus der historischen Erfahrung in USA und Südafrika ist klar, dass der Kampf gegen Rassismus und Homophobie nicht voneinander getrennt werden kann.

Das ist für mich das was hängen bleibt:

Die Aussage:

"In der Schwulenszene in Berlin beobachten wir einen wachsenden Rassismus gegen angeblich homophobe TürkInnen oder AraberInnen. Das führt unter anderem dazu, dass schwule Menschen mit Migrationshintergrund von den TürsteherInnen bei Gaybars abgewiesen werden.

Die Pinkwashing-Kampagne bedeutet in Deutschland, dass Schwule aus der arabischen Welt, ihre Kämpfe und ihre Organisationen ausgeblendet werden. Sie werden als bloße Opfer dargestellt. Die rassistische Ausgrenzung wird dieses Problem jedoch nur noch verstärken. Und wenn die rassistische Politik Israels akzeptiert und unterstützt wird, legitimiert das auch Rassismus hierzulande.

Man kann nicht gegen Homophobie sein und gleichzeitig Rassismus tolerieren

Diese Aussage kann ich voll und ganz unterstützen.

Diejenigen die hier mitdiskutieren wollen sollen sich doch ganz einfach fragen um was geht es dir eigentlich?

Eine einfache Frage und eine Antwort die klar stellt um was es geht.

Du recherchierst, schreibst einen langen Kommentar, um dann am Ende doch nur deine Meinung kundzutun. Das Thema wurde schon vor zwei Jahren diskutiert, da hat die Jungle World schon einen Artikel zu Pinkwashing und Jasbir Puar, einer der maßgeblichen Vertreterinnen, veröffentlicht: http://jungle-world.com/artikel/2010/49/42261.html

Danach war das Thema erstmal durch, selbst den Critical-Whiteness Linken war es offenbar zu dämlich.

Jetzt sind aber die Antiimperialisten und notorischen Israel-Hasser auf den Trichter gekommen und versuchen es mit Vehemenz in die Linke zu tragen.

 

Zu der "rassistischen Politik Israels" sag ich nichts weiter: Dass arabische Israelis die vollen Staatsbürgerrechte haben, sollte bekannt sein, folglich gibt es in Israel nicht mehr oder weniger Rassismus wie in Deutschland gegen Minderheiten. Hier Israel wieder herauszustellen und gar den völlig absurden Begriff der Apartheid ins Spiel zu bringen, zeigt, welches Geistes Kind man ist.

Rassistisch ist es hingegen, den iranischen Schwulen, der sich außer vielleicht in den Großstädten nicht organisieren kann, hängen zu lassen, im wahrsten Sinne des Wortes, in Bezug auf Israel aber selbst das Positive noch zu einem Vorwurf umzumünzen.

na so lange wie der Artikel den du anführst aus der jungleworld 2010 ist ja um einiges länger als mein Kommentar.

 

Meine Absicht war es mal die Fakten auf den Tisch zu legen und mal zu offenbaren was ich an dieser Diskussion so kritisch finde,

dass es letztendlich nur um identitäre Streitgkeiten geht und dabei die Relevanz für uns hier völlig untergeht.

 

Was ist deine Reaktion darauf? Du stellst sofort den Beweis dafür als Kommentar ein:

"Jetzt sind aber die Antiimperialisten und notorischen Israel-Hasser auf den Trichter gekommen und versuchen es mit Vehemenz in die Linke zu tragen. " qed. Vielen Dank dafür.

 

Doch es geht weiter im Text und auch hier bringst du wieder den Beweis für meinen wichtigsten Punkt selbst:

Zu der "rassistischen Politik Israels" sag ich nichts weiter: Dafür das du nichts weiter sagen willst folgt aber ein ziemlich langer Satz. Dass arabische Israelis die vollen Staatsbürgerrechte haben, sollte bekannt sein, folglich gibt es in Israel nicht mehr oder weniger Rassismus wie in Deutschland gegen Minderheiten. Es geht ja auch nicht um einen Vergleich zwischen Israel und Deutschland. Die Existenz von Rassismus egal wo ist ja zu kritisieren und ich habe geschrieben, dass ich nicht so den Einblick in die Situation in Israel habe.  Aber du schreibst ja selbst, dass Rassismus in Israel vorhanden sei.

Hier Israel wieder herauszustellen und gar den völlig absurden Begriff der Apartheid ins Spiel zu bringen, zeigt, welches Geistes Kind man ist. Von Appartheid habe ich gar nicht gesprochen. Israel herauszustellen habe ich nicht gemacht.  Aber da bei dem pinkwashing Thema um Israel geht kann ich das ja auch nicht ausklammern.

Rassistisch ist es hingegen, den iranischen Schwulen, der sich außer vielleicht in den Großstädten nicht organisieren kann, hängen zu lassen, im wahrsten Sinne des Wortes, in Bezug auf Israel aber selbst das Positive noch zu einem Vorwurf umzumünzen.

Ich habe nicht von einem Vorwurf gesprochen, sondern geschrieben, dass Israel und Tel Aviv ein positives Beispiel sei.

Du beklagst, dass die iranischen Schwulen hängen gelassen werden. Damit gibst du ja dem Genossen und mir recht:

Denn wie geschrieben ist für mich der wichtigste Punkt die Relevanz dieser Diskussion für die deutsche Linke:

Die Pinkwashing-Kampagne bedeutet in Deutschland, dass Schwule aus der arabischen Welt (dazu gehört wohl auch der Iran), ihre Kämpfe und ihre Organisationen ausgeblendet werden. Sie werden als bloße Opfer dargestellt. Die rassistische Ausgrenzung wird dieses Problem jedoch nur noch verstärken. Und wenn die rassistische Politik Israels akzeptiert und unterstützt wird, legitimiert das auch Rassismus hierzulande.

Man kann nicht gegen Homophobie sein und gleichzeitig Rassismus tolerieren

Wenn für dich nun ein wichtiger Punkt ist für die rechte von Homosexuellen im Iran aktiv zu werden und deren Kämpfe zu unterstützen dann hat doch mein Beitrag was geholfen. Finde ich gut.

Allerdings erscheint es mir so als würdest du genau wie der Genosse es beschreibt nach dem Schema verfahren die Kämpfe in deinem Fall der iranischen Schwulen ausblenden und sie bloß als Opfer darzustellen. qed

Aber kommen wir doch zu meiner ganz einfachen Schlussfrage zurück:

Um was geht es dir eigentlich?

"Im Übrigen sind Übergriffe auf Schwule in jedem Land zu verurteilen und es ist deshalb perfide, wenn Vergleiche aufgestellt werden ,wo denn die Angriffe bis hin zur Todesstrafe am schlimmsten sind."

 

Anpöbeln ist also genauso zu verurteilen wie die Todesstrafe... So dumm kann man doch eigentlich gar nicht sein, um so etwas zu behaupten.

Es geht eben nicht nur um homophobie in Israel sondern um die israelische Besatzungspolitik und Rassismus. Du kritisierst also nur eine Seite der Aussage und ignorierst die andere.

...keine Person hier scheint in der Lage zu sein, den sechs Punkten der Person von gestern Abend irgendetwas inhaltliches (übers pöbeln und Vorwürfe-machen hinaus) entgegen zu setzen.

Wer sich mehr an einer Werbekampagne stört, als an der Liquidierung von Menschen, ist so von jedem emanzipatorischen Denken entfernt, dass man hier nichts inhaltlich entgegenhalten kann. Die gesamte Moral, auf der sich sein Denken gründet ist abgrundtief verwerflich. 

Man kann auch Faschisten nichts inhaltlich entgegenhalten, da bleibt nur Polemik. Die inhaltlichen Schwachstellen sind hier doch im übrigen herausgestellt worden, dass du sie nicht siehst oder nicht sehen will, ist kein Problem von anderen.