Chaos Computer Club trennt sich von Attraktor e.V.

Erstveröffentlicht: 
16.07.2012

In der Nacht zum Sonntag hat der Chaos Computer Club e.V. bekanntgegeben, dass er sich vom Hamburger Attraktor e.V. distanziert. Der Hamburger Verein Attraktor ist ein Hacker- und Makerspace, der seit 2009 Räumlichkeiten unter anderem für den CCC e.V. und den CCC Hamburg e.V. bereitstellt.

 

Der CCC e.V. hat den Vertrag für das bisher in den Räumen untergebrachte Büro mit sofortiger Wirkung gekündigt. Für den CCC Hamburg e.V. sind die Konsequenzen noch unklar: In einer öffentlichen Mitteilung hat der Verein zu einer Mitgliederversammlung einberufen, in der über den weiteren Verbleib in den Räumen des Attraktor entschieden wird.

 

Hintergrund ist, dass die Vergangenheit eines Vorstandsmitglieds des Attraktor für den CCC unvereinbar mit einer Zusammenarbeit erscheint. Der CCC begründet dies in seiner Pressemitteilung: "Das vor wenigen Tagen ohne Gegenstimme wiedergewählte Vorstandsmitglied des Attraktor soll jahrelang wichtige technische Dienstleistungen für die rechte Szene erbracht haben und hat sich bis heute nicht eindeutig von seiner rechtsradikalen Vergangenheit und seinem damaligen Umfeld distanziert".

 

Der Vorstand des Attraktor hat sich dazu in einer Mitteilung geäußert: Das betreffende Vorstandsmitglied habe sich von der rechten Szene abgekehrt; man dulde im Umfeld des Vereins kein rechtes Gedankengut. Zudem spricht der Verein dem Vorstandsmitglied das Vertrauen aus, da man ihn persönlich kenne und seine Arbeit im Attraktor respektiere. Dies sei auch der Grund für seine einstimmige Wiederwahl, die nicht "vor wenigen Tagen" stattgefunden habe, sondern schon vor einem Monat (auf einer Mitgliederversammlung am 13. Juni 2012).

 

Es ist derzeit unklar, wie sich dieser Vorfall genau auf die Zukunft der Vereine auswirken wird. Mehrere Mitglieder des Hamburger CCC erklärten gegenüber heise online bereits, dass sie sich ein Verlassen der Räume eigentlich nicht vorstellen können. Über den Attraktor stehen nicht nur Räume zur Verfügung, sondern auch Geräte wie Platinen- und CNC-Fräse, 3D-Drucker oder Sandstrahl-Gerät. Sollte sich der Hamburger CCC gegen ein Verlassen der Räumlichkeiten entscheiden, bleibt natürlich ein Interessenkonflikt zwischen dem Bundes- und dem Hamburger CCC bestehen.

 

Dies dürfte clubintern weiterhin für Spannungen sorgen. Nächstes Wochenende findet ein überregionales Treffen der an den CCC angebundenen Erfa-Kreise statt. Die Entscheidung des CCC, sich vom Attraktor zu trennen, wird dort wahrscheinlich auch ein Thema sein: Schließlich bringt der plötzliche Auszug den eigentlich befreundeten Hackerspace in Bedrängnis – der Vorstand des Attraktor wies gegenüber heise online darauf hin, dass man sich im Falle eines Auszugs des CCC Hamburg durchaus Sorgen um die künftige finanzielle Situation machen müsse. Und auch an anderen Orten sind die Erfa- und Hackerspace-Vereine eng verzahnt. (Patrick Brauch) / (dab)