Ein etwas anderer No Border Camp Aufruf

No Border Camp

Vom 13.-22.07.2012 findet in Köln das No Border Camp statt. Bei der Vorbereitung des Camps sind erhebliche Differenzen und Konflikte aufgetreten, die noch nachwirken. Auslöser waren Thesen zu critical whiteness und Empowerment und wie diese Positionen während der Campvorbereitung vorgetragen wurden. Einige Aktivist_innen haben sich deshalb zurückgezogen, andere beziehen sich positiv darauf. Dem liegen grundsätzliche politische Meinungsverschiedenheiten zugrunde, die der Bewegung gegenüber offen gemacht und diskutiert werden müssen. Deshalb dieser Text.

 

Wir wünschen uns ein Camp, von dem aus verschiedene politische Kämpfe unterstützt werden, vielfältige Aktionen gegen die Abschiebemaschinerie, das Lagersystem und die Militarisierung der EU-Grenzen.
Ganz in der Nahe, in Düsseldorf, haben sich seit Dienstag Geflüchtete entschlossen, sich den Protesten in Würzburg und anderen Städten anzuschließen. Dort protestieren Menschen mit einem öffentlichen Camp für ein Bleiberecht, gegen die schlechten Bedingungen in Flüchtlingsunterkünften und die lange Bearbeitungsdauer von Asylverfahren. In Würzburg befinden sich etliche der Protestierenden im Hungerstreik. Ebenfalls in Düsseldorf befindet sich der Flughafen, von dem aus Massenabschiebungen vorgenommen werden. Derzeit treffen die meisten Sammelabschiebungen ab Düsseldorf Roma, die nach Serbien, Mazedonien und den Kosovo abgeschoben werden.
Vom Camp aus kann und sollte eingegriffen werden in den rassistischen Normalzustand. Es geht darum, die bestehenden Widerstände, wie Abschiebestop, Boats4people, die Proteste der Geflüchteten in Düsseldorf usw. zu stärken und gemeinsame Handlungsperspektiven zu entwickeln.

Neben institutionell-rassistischen Verhältnissen sind viele Menschen zudem von Alltagsrassismus betroffen. Die Grenzen, die Rassismus errichtet, machen sich auch in den Köpfen der Menschen bemerkbar. Wir alle handeln aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Manche sind durch rassistische Verhältnisse privilegiert, manche benachteiligt. Neben diesen gewaltvollen gesellschaftlichen Zuschreibungen und Unterteilungen gibt es aber auch eine aktive Dimension: Gemeinsam haben wir das Ziel, Rassismus zu überwinden. Somit geht es auch immer darum, diese inneren Grenzen abzubauen um sie schließlich zu überwinden. In den gemeinsamen Kämpfen gegen die konkreten Ausdrucksformen strukturellen Rassismus können Beispiele einer antirassistischen Kultur greifbar werden, zumindest werden gemeinsame Schritte in diese Richtung unternommen.

Veränderung entsteht in der Praxis. So geht es auch um eine Vernetzung zwischen Geflüchteten, People of Colour, Roma und weißen antirassistischen Aktivist_innen. Diese Kämpfe sollen auf dem Camp sichtbarer, miteinander vernetzt und gestärkt werden.
Nicht erst unter dem Begriff critical whiteness ist lange darüber diskutiert worden, dass Rassismus vor allem als Problem derer gilt, die von ihm negativ Betroffen sind. Dass aber Rassismus in der weißen Mehrheitsgesellschaft entsteht und dort auch bekämpft werden muss, gab auch antirassistischen Bewegungen einen wichtigen Input. Rassismus kann nicht einfach – wie in liberalen Argumentationen üblich – durch das Postulat der Gleichheit aller Menschen überwunden werden, denn Menschen werden ungleich gemacht. Die Benennung von Privilegien und Benachteiligungen ist dem entgegen ein wichtiger Schritt, diese Kategorien von „weiß“ und „Schwarz“ überhaupt überwinden zu können.

Im Vorfeld des Kölner Camps gab es erhebliche Auseinandersetzungen rund um dieses Thema und wir fürchten, dass diese sinnvollen und wichtigen Konzepte, die momentan unter den Begriffen white awareness und PoC Empowerment diskutiert werden, identitätspolitisch gewendet werden. Statt zu sagen, dass die eigene Position in diesen Kämpfen berücksichtigt werden soll und sich daraus auch ergibt, dass weiße Aktivist_innen nicht die erste Geige in antirassistischen Kämpfen spielen sollten, wird postuliert, dass weiße Aktivist_innen nicht antirassistisch agieren können, weil Rassismus Menschen durchzieht. In diesem Sinne ist nun auch nur noch die Rede von einer Vernetzung zwischen Geflüchteten, People of Colour, Roma und Schwarzen Menschen in Deutschland.  „Shut up and listen“ wird derweil allen anderen empfohlen.

Auf dem No Border Camp in Stockholm traten einige Aktivist_innen aus Deutschland entsprechend auf, um den Teilnehmer_innen zu erklären, dass viele von ihnen nicht antirassistisch sein können, dass ihr einziger Job darin bestehe, ihr weißsein zu reflektieren. Wir denken, dass solche Positionen nicht dazu geeignet sind, die Kategorisierung entlang der Herrschaftsstruktur race zu durchbrechen.
Diese Polarisierungen machen sich allerdings nicht nur entlang der Frage nach gemachten Rassismuserfahrungen auf. Ebenfalls in Stockholm wurde eine Person, die sehr wohl Rassismuserfahrungen gemacht hat, sich aber nicht als PoC positionierte, von entsprechenden Aktivist_innen aus Deutschland als „weiß“ kategorisiert. Die beiden Pole machen sich also nicht an race auf. Sie lauten vielmehr: Entweder stimmst du diesen Interpretationen zu oder du bist Akteur_in weißer Dominanz. Schweigen und Verunsicherung waren die häufigsten Reaktionen, die wir wahrgenommen haben.
Die aktive Positionierung zu Herrschaftsverhältnissen, beispielsweise als Antirassist_in oder als Antifaschist_in wird in der momentanen Auslegung von white awareness ausgeblendet. Es sei gleich, ob Menschen gegen Rassismus oder neofaschistische Tendenzen kämpfen oder diese protegieren, denn weißsein ist immer gewaltvoll.

Wir finden es durchaus relevant, wie Menschen gesellschaftlich positioniert werden. Allerdings müssen wir – zielen wir auf Veränderung ab – die aktive Positionierung von Menschen ernst nehmen. Es macht einen großen Unterschied, ob Leute (gleich dem Grad ihrer Privilegierung) sich entscheiden, Faschist_in zu sein oder Antifaschist_in. Wer das negiert, negiert auch die Perspektive auf die Veränderung gesellschaftlicher herrschaftlicher Verhältnisse. Wer das negiert, negiert die emanzipative Dimension gemeinsamer antirassistischer Kämpfe.

Einher geht diese identitätspolitische Wendung mit verschiedenen machtpolitischen Instrumenten. Kritik wird da oft als Abwehrreflex interpretiert. Damit scheint Kritik an dieser Art der Politik Teil rassistischer Privilegien-Verteidigung zu sein, Teil der white supremacy. Entsprechend kann Kritik jederzeit mit Stopp-Handzeichen unterbrochen, abgebrochen werden – mit Verweis auf diese Konstruktion. Wer dann noch widerspricht, macht sich der rassistischen Grenzüberschreitung schuldig. Selbst Fragen, was an dem Gesagten denn „falsch“ sei, sind nicht erwünscht – so gehe es hier doch um den Wunsch des weißen Erkenntnisgewinns auf Kosten der von Rassismus negativ Betroffenen. Damit wird aber auch ein gemeinsames Weiterkommen verhindert, die Chance gemeinsame antirassistische Kämpfe zu stärken und dabei eigene Rassismen abzubauen. An die Stelle des solidarischen Umgangs wird eine Vetopolitik gestellt, die ein angstvolles, repressives Klima erzeugt.

Als interventionswürdig stellen sich aus dieser Sicht nicht nur No Border Camps, sondern beispielsweise auch antirassistische und antifaschistische Ausstellungen dar, wenn diese, so die Argumentation, einen „falschen“ Rassismusbegriff zu Grunde legen oder rassistische Aussagen referieren um sie kritisierbar zu machen. Dies wird dann als Reproduktion von Rassismus gewertet.
Ein weiteres Schlagwort, das die Runde macht, ist das des „Kulturkannibalismus“. Sowohl auf dem No Border Camp in Schweden als auch auf dem in Bulgarien wurden Menschen konfrontiert, die „sich als weiße Schwarze Widerstandssymbole aneignen“ würden. In der Theorie geht es hier um T-Shirts, auf denen Widerstandskämpfer_innen of Colour abgedruckt sind, um Dread-Locks, um weiße, die Hip-Hop machen usw. Wir finden dies entspricht einer kulturdeterministischen Denkweise, die Kultur als eine statische Größe, als abgeschlossene Einheit ansieht, nicht als Bewegung. Denn Kultur ist nicht festgeschrieben, sondern ständigen Veränderungen unterworfen, entwickelt sich aus unterschiedlichen Einflüssen und entzieht sich eindeutigen Zuschreibungen.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Ursache dieser Probleme und auch der problematischen Deutungen in einem Repräsentations- und Partizipationsproblem der mehrheitlich weißen deutschen Linken begründet ist. Dies muss reflektiert werden und wir alle müssen Wege finden, das zu ändern. Wir denken, dass wir dieses Problem nicht durch autoritäre Verhaltensweisen und Kommunikationsregeln überwinden werden. Wir müssen fähig bleiben, miteinander solidarisch umzugehen, gemeinsame Wege zu finden, zu fragen, zu erklären, zuzuhören.

Wir haben von vielen antirassistischen Zusammenhängen in Deutschland und vor allem in anderen europäischen Ländern gehört, dass sie nicht am Camp in Köln teilnehmen werden – wegen dieses autoritären Umgangs untereinander. Wir wollen hier all die ermutigen zu kommen, die andere Umgangsformen wollen, die ein solidarisches, gemeinsames antirassistisches Camp wollen, die mit Aktionen in rassistische Verhältnisse eingreifen wollen!
Ein gemeinsames Camp von Menschen, die aus vielen verschiedenen Perspektiven sprechen, ist eine Chance, laut und offensiv nach außen zu agieren. Es ist eine Chance, dem was uns trennen soll, solidarische und selbstkritische gemeinsame Praxen entgegenzusetzen! Nutzen wir sie!

antiautoritäre antirassistische Gruppen

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Wow echt ein sehr guter Text, mit interessanten Positionen zu den verschiedenen Diskursen innerhalb "der" Antira-Bewegung(en)!

Mensch darf gespannt sein wie das Camp ablaufen wird...

Hey!

Gibts bereits ne Übersetzung ins Englische?

Wie bekommt man eigentlich die Kehre in den Griff, den zu überwindenden Rassismus zu reproduzieren, indem sich Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft die damit verbundenen Dominanz- und Unterwerfungsstrategien vorhalten? Eine Möglichkeit wäre, die Machtfrage an erste Stelle zu stellen, anstatt sich gegenseitig das jeweilige Scheitern an den herrschenden Verhältnissen vorzuhalten. Daß jemand weiß oder schwarz ist, stellt in diesem Kontext eine ausschließlich feindselige, da im Kern biologistische Argumentation dar. Auch wenn Menschen mit deutschem Pass Privilegien haben, so resultieren diese aus einer Staatszugehörigkeit, die an erster Stelle als Strategie des Teilens und Herrschens zu kritisieren ist. Dem anderen dieses Privileg vorzuwerfen macht daher nur Sinn, wenn er tatsächlich auf der Teilhaberschaft an diesem besteht. Auch linke Partizipationsansprüche sind keineswegs frei davon, von kapitalistischer und imperialistischer Gewalt zu profitieren. Trifft man sich hingegen als diesen Verhältnissen unterschiedslos ohnmächtig Ausgelieferte und faßt den Entschluß, diese Ohnmacht konsequent in einen Angriff auf diese zu verwandeln, so kann es keinen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit solidarischen Handelns geben. Rasissmus nicht zuletzt in seiner sozialchauvinistischen Grundlage anzugreifen heißt die Aktien aufzukünden, die mensch in Staat, Kapital und Herrschaft hat. Die nationalistische Restauration der deutschen Gesellschaft wird nicht zuletzt vom immer erbitterter geführten Kampf um verbliebene Überlebensmöglichkeiten angeheizt. Rassismus als ausschließliches Problem ethnischer und kultureller Zugehörigkeit zu begreifen heißt daher, der zentralen Herausforderung auszuweichen.

Wie bekommt man eigentlich die Kehre in den Griff, den zu überwindenden Rassismus zu reproduzieren, indem sich Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft die damit verbundenen Dominanz- und Unterwerfungsstrategien vorhalten?

Ich finde, das Problem ist nicht, dass Dominanzstrategien von den Menschen, die sie betreffen, kritisiert werden.  Das Problem ist, dass es diese Dominanzstrukturen entlang struktureller Herrschaftsverhältnisse GIBT, und zwar auch in einer Bewegung / Szene / whatever, die es sich zum Ziel gemacht hat, diese zu bekämpfen. Natürlich wollen wir alle, dass unterschiedliche Hautfarbe und Herkunft keine Bedeutung haben.  In einer Welt, die von den zwischenmenschichen Beziehungen über kulutrelle Bilder und Sprache bis hin zu institutionalisierten Herrschaftsmechanismen rassistisch ist zu behautpen, man könnte sich durch eine reine, wenn auch zutiefst ernst gemeinte, Willensbekundung mal ebend da rausnehmen und diese Mechanismen als abgeschafft erklären, ist ziemlich naiv und geht an der Realität vorbei.  Aber nur vor diesem Hintergrund macht es Sinn, das Benennen der Herrschaftsverhältnisse als Problem zu definieren. Damit werden die Herrschaftsverhältnisse aber wieder unbenennbar und die, die darunter leiden, zum Schweigen gebracht.  Bleibt also eigentlich alles beim Alten, außer dass es jetzt noch schwerer ist, sie zu kritisieren, und sie vielleicht auch noch mehr weh tun, da mensch  von einer antirassistischen Bewegung eigentlich Solidarität und Unterstützung erwarten sollte und nicht, zum Schweigen gebracht zu werden.

 

Daß jemand weiß oder schwarz ist, stellt in diesem Kontext eine ausschließlich feindselige, da im Kern biologistische Argumentation dar.

 

Solange rassistische Strukturen Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe unterschiedlich machen hilft es nicht weiter, sie als gleich zu definieren.  Die einen leiden unter der Herrschaft, die anderen profitieren davon.  Dass Menschen, die in diesem Herrschaftsverhältnis unten stehen, vielleicht feindselig gegen Menschen sind, die davon profitieren, sei es auch ungewollt, ist legitim.  Von einem Menschen zu verlangen, denen, die ihn oder sie unterdrücken freundlich zu begegnen, auch wenn es "aus Versehen" passiert, ist zynisch und hat mit emanzipatorischen Zielen nichts zu tun. 

Die Argumentation ist auch nicht biologistisch. Es geht nicht um irgendwelche biologischen Faktoren, die das Verhalten von Menschen mit verschiedenen Hautfarben verschieden steuern oder um das Zuschreiben von bestimmten unveränderbaren Eigenschaften zu bestimmten Hautfarben . Das wäre biologistisch.  Es geht um von Menschen gemachten und reproduzierten Herrschaftsverhältnissen, die manche Menschen aufgrund eines biologischen Merkmals (Hautfarbe) unterdrücken und andere mit der "richtigen" weißen Hautfarbe nicht. 

 

Auch wenn Menschen mit deutschem Pass Privilegien haben, so resultieren diese aus einer Staatszugehörigkeit, die an erster Stelle als Strategie des Teilens und Herrschens zu kritisieren ist. Dem anderen dieses Privileg vorzuwerfen macht daher nur Sinn, wenn er tatsächlich auf der Teilhaberschaft an diesem besteht.

Da stimme ich dir grundsätzlich zu.  Es geht hier aber nicht nur um Staatsangehörigkeit.  Es geht auch um das, wass im Text als "Alltagsrassismus" benannt wurde.  Dazu gehören Phänomene wie Bullen, die Menschen mit schwarzer Hautfarbe häufiger kontrollieren als Menschen mit weißer Hautfarbe (unabhängig von der Staatsangehörigkeit), und auch Machtverhälntisse im ganz kleinen, sozialen Bereich, die Menge an Zeit, die Menschen mit verschiedenen Hautfarben auf einem Plenum sprechen, wie erst sie genommen werden usw.  Und genau um diese Frage des direkten und politischen Umgangs miteinander innerhalb einer Bewegung geht es hier.  Einige Menschen mit weißer Hautfarbe kritisieren die Art und Weise, wie sie für das Bestehen auf ihre Privilegien kritisiert wurden und werfen den Menschen, die sie kritisieren, unsolidarisches Verhalten vor.  Dieses Bestehen auf Privileligen kann man dann berechtigterweise zum Vorwurf machen. 

Auch linke Partizipationsansprüche sind keineswegs frei davon, von kapitalistischer und imperialistischer Gewalt zu profitieren. Trifft man sich hingegen als diesen Verhältnissen unterschiedslos ohnmächtig Ausgelieferte und faßt den Entschluß, diese Ohnmacht konsequent in einen Angriff auf diese zu verwandeln, so kann es keinen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit solidarischen Handelns geben. Rasissmus nicht zuletzt in seiner sozialchauvinistischen Grundlage anzugreifen heißt die Aktien aufzukünden, die mensch in Staat, Kapital und Herrschaft hat. Die nationalistische Restauration der deutschen Gesellschaft wird nicht zuletzt vom immer erbitterter geführten Kampf um verbliebene Überlebensmöglichkeiten angeheizt. Rassismus als ausschließliches Problem ethnischer und kultureller Zugehörigkeit zu begreifen heißt daher, der zentralen Herausforderung auszuweichen.

Ja und nein.  Natürlich sind linke Partizipationsansprüche nicht frei davon, vom Kapitalismus zu profitieren.  Und natürlich sind Rassismus und Kapitalismus zwei Herrschaftsmechanismen, die nicht unabhängig voneinander funktionieren. Wie du dir das Zusammenspiel der beiden genau vorstellst, wird mir ehrlich gesagt nicht so ganz klar, aber es hört sich für mich sehr danach an, als ob für dich Rassismus im Kapitalismus aufgeht und nach der Abschaffung desselben auch von selbst verschwindet.  Und da würde ich dir vehement widersprechen.  Nix is mit Haupt- und Nebenwidersprüchen! Und dem Rassismus sind wir eben nicht alle gleich ohnmächtig ausgeliefert, genauso wie nicht jeder Mensch, der von Rassismus betroffen ist, notwendigerweise auch auf der Verliererseite des Kapitalismus steht. 

Emanzipatorische Politik bedeutet für mich mit den Menschen zu kämpfen, die alle Herrschaftsverhältnisse gleichermaßen ablehnen, bereit sind, ihre Privilegien zu reflektieren und da, wo sie profitieren, so weit wie möglich freiwillig abzugeben, um das Ziel des Kampfes im Prozess des Kämpfens schon entstehen zu lassen.  Dazu gehört es auch, die emanzipatorische Selbstroganisation Betroffener und ihre Definitionsmacht darüber, was sie unterdrückt, zu respektieren und auf Kritik nicht mit einem Abwehrreflex zu reagieren. 

 

"Dass Menschen, die in diesem Herrschaftsverhältnis unten stehen, vielleicht feindselig gegen Menschen sind, die davon profitieren, sei es auch ungewollt, ist legitim. "

ist das dein ernst? also wenn mich eine von rassist. polizeikontr. betroffene person hasst, weil ich nich von ihnen betroff. bin, is das legitim??

Die person hat wohl vielmehr nicht verstanden, dass das rassist. polizeisystem dafür verantwortl. is, und nicht die menschen, die von ihm nicht betroffen sind

das Beispiel passt nicht so richtig auf das, was ich meine, hab ich aber vielleicht auch schlecht gewählt.  Wenn die Person deswegen wütend auf mich ist, würde ich ihr keinen Vorwurf daraus machen, aber du hast schon recht, dass das nicht besonders reflektiert von der Person wäre. 

Besseres Beispiel:  Du sitzt auf einem Plenum, die Redekultur ist ätzend, es sprechen immer nur die selben paar weißen antirassistischen Macher_innen, ein PoC beschwert sich darüber und versucht, eine andere Sichtweise einzubringen, ihre Einwände werden übergangen, die Person ist wütend.  Legitim.

 

Oder, wirklich so passiert auf einem Antiracamp:

Eine Gruppe Flüchtlinge landet im Camp, obwohl viele Aktivist_innen sich dagegenen ausgesprochen hatten, da sie Politik und keine Sozialarbeit machen wollen.  Es soll eine kleine Demo zu einem Frontex-Boot geben, es wird überlegt, ob man die Flüchtlinge fragen soll, ob sie mitkommen.  Einige sprechen sich dagegen aus, weil sie zu wissen meinen, dass die Flüchtlinge größtenteils unpolitisch sind und eigentlich nur ein wenig Sicherheit und Wohlstand suchen, eine Demo ist nicht das, was sie wollen. 

Es wird nicht offziell gefragt, ob sie mitkommen wollen,  eine Gruppe von ihnen kriegt es aber trotzdem mit und schließt sich an.  Die Stimmung auf der Demo ist sehr energiegeladen und kraftvoll, als sie das Frontexschiff erreicht, hauptsächlich getragen von den Flüchtlingen.  Die Einschätzung, dass diese Menschen kein Interesse an dieser Demo haben, war grundlegend falsch.  Hätte einer von ihnen die Diskussion mitbekommen und wäre deswegen wütend gewesen, ich hätte es absolut legitim gefunden. 

Du sitzt auf einem Plenum, die Redekultur ist ätzend, es sprechen immer nur die selben paar weißen antirassistischen Macher_innen, ein PoC beschwert sich darüber und versucht, eine andere Sichtweise einzubringen, ihre Einwände werden übergangen, die Person ist wütend.  Legitim.

In vielen Fällen stimmt das sicherlich. Was von manchen PoC nur nicht reflektiert wird, ist, dass ihre Sichtweise nicht automatisch, die richtige, die beste, ist, nicht diejenige, die frei von Vorurteilen etc. ist. Ich habe so ein Beschweren hin und wieder mitbekommen und in den meisten Fällen gedacht, "ja, ok, dass ist deine Perspektive, dein Interesse, dein Ziel. Es ist aber nicht das Interesse oder das Ziel des restlichen Plenums".

Dass es eine solche Interessendivergenz geben kann und es dafür auch einfach gute Gründe gibt [1], dass wird von manchen PoC, die sich selbst als Sinn und Zweck aller antirassistischen Arbeit sehen, nicht verstanden.

 

[1] So geht es z. B. vielen Antirassisten darum, ein System wie Frontex abzuschaffen und zu verhindern, dass weiter Tausende Menschen im Mittelmeer ertrinken und nicht um karitative Flüchtlingsarbeit. Welcher Haltung man zuneigt, hängt von der eigenen politischen Einstellung ab, aber die eine ist nicht verwerflicher als die andere. Dennoch war diese Differenz häufig Ursache für eskalierende Konflikte auf Camps und Veranstaltungen.

aber Menschen, die nicht bereit sind, ihren eigenen Anteil in der Aufrechterhaltung rassistischer Strukturen zu reflektieren  und Rassismus lieber nur weit weg von sich selber sehen, sind für mich absolut unglaubwürdig.  Den einen oder den anderen politischen Ansatz zu bevorzugen ist jeder freigestellt, sich anderen Menschen gegenüber rassistisch zu verhalten nicht.

Lieber Frontex anzugreifen als Sozialarbeit zu machen ist legitim, Flüchtlingen per se und ohne sie zu fragen abzusprechen ein Interesse an Politik gegen ihre eigene Unterdrückung zu haben nicht. Denn das verweigert ihnen  den Status als aktives, politisches Subjekt und zementiert sie in eine Opferrolle. Mit emanzipatorischen Ansprüchen hat das nix zu tun.

Letzeres habe ich ja auch offensichtlich nicht getan. Natürlich sind Flüchtlinge genauso politisches Subjekt wie alle anderen. 

Dieser Ansatz sich selber zu reflektieren, statt gegen rassistische Strukturen vorzugehen, ist in meinen Augen ein ziemlich beschränkter: Menschen, die eine Bürgerinitiative gegen ein Asylbewerberheim gründen, Nazis, die Migranten durch die Stadt hetzen und Frontex-Mitarbeiter, die alles daran setzen, dass Menschen es nicht schaffen, das Mittelmeer zu überqueren, tragen einfach ein vielfaches zur Aufrechterhaltung rassistischer Strukturen bei, wie der 19 Jährige weiße Antifa. Ob das für dich unglaubwürdig ist, ist dein Bier.

Nur ist das, was du mit "rassistisch verhalten" meinst, nicht automatisch aus Sicht von anderen rassistisches Verhalten.

es ging ja auch nicht darum, ob du jemandem seinen status als politisches Subjekt abgesprochen hast, sondern darum, ob es legitim ist auf Menschen, die von der Unterdrückung eines anderen profitieren, wütend zu sei. 

Auf dem camp wurde Menschen dieser status abgesprochen, und damit habe ich ein Problem.  Dass ist Rassismus innerhalb einer antirassistischen Bewegung, und der gehört reflektiert und nicht wiederholt.  Wenn das aus deiner Sicht nicht rassistisch ist, würde ich schon gerne die Begründung dafür hören. 

Und sorry, sich einer Selbstreflexion zu verweigern, mit dem Finger auf andere zu zeigen und "die sind aber viel schlimmer" zu schreien ist ganz schön Kindergarten.

Jeder profitiert in irgendeiner Form von der Unterdrückung anderer. Ein solches Denken ist eher Kindergarten-like. Zu dem Camp kann ich nichts sagen.

Zu sagen, die sind viel schlimmer, ist eben kein Kindergarten, sondern der grundlegende Unterschied zwischen uns. Für dich ist anscheinend alles Schlimme in der Welt gleich verachtenswert, insofern nur folgerichtig, sich an Petitessen aufzuhängen. Für mich ist nicht jedes Schicksal, nicht jede Form von Benachteiligung gleich schlimm. Deshalb ist es für mein Verständnis von Antirassismus essentiell, sich auf die, aus meiner Sicht, schwerwiegenden Punkte zu konzentrieren, insofern muss man sich entscheiden: Bringt man seine Zeit für politische Aktivitäten damit zu, dass man in seinem Szene-Café sitzt und sich gegenseitig versichert, wie unterdrückerisch man wegen seiner Hautfarbe ist oder geht man gegen rassistische Strukturen und deren Akteure vor.

Wenn du das anders siehst, von mir aus, aber unterlasse es doch bitte, anderen ihren Antira-Ansatz vorzuschreiben.

ich werde es bestimmt nicht unterlassen, anderen ihren Rassismus vorzuwerfen. Und mir sellber auch nicht, aber das will mir ja auch niemand verbieten. Toleranz ist ne feine Sache, wenn sie in Maßen praktiziert wird, bei Rassismus hört sie auf.

x

Wenn Du verstehen würdest, dass deine Meinung zu Rassismus, eben nicht für den Rest der Menschheit Gültigkeit hat, dann reicht das ja schon. Beispielsweise behaupten manche Critical-Whiteness-Aktivisten, dass Entwicklungshilfe immer rassistisch ist. Wenn diese Leute verstehen würden, dass ihre Haltung nicht automatisch richtiger ist, wie jede andere zu dieser Thematik, dann würden sie zumindest anders auftreten.

Wie schon geschrieben, meine Schwierigkeiten liegen nicht darin, dass du und einige andere eine, von mir nicht geteilte, Meinung zu Rassismus haben. Mich stört, dass viele diese Meinung nicht als eine von mehreren begreifen, sondern sie als die einzig gültige akzeptieren und den Rest der Linken mit autoritären Mitteln (Rassismusvorwürfe u. a.) zu zwingen versuchen, diese recht dürftige Theorie zu übernehmen.

Niemand hat behauptet, mensch sollte sich selbst reflektieren STATT gegen andere rassistische Strukturen vorzugehen.  Selbstverständlich beides. 

ja ok, du hast aber vorhin geschrieben ""Dass Menschen, die in diesem Herrschaftsverhältnis unten stehen, vielleicht feindselig gegen Menschen sind, die davon profitieren, sei es auch ungewollt, ist legitim. ""

 

also Menschen , die davon profitieren an sich!! (schriebst du)

Es geht nicht um PRIVILIEG: PERSONEN, es geht um bestimmte (überhebliche/mackerhafte/wie auch immer) VERHALTENSWEISEN - bzw. welche bei denen man die betroffenen übergeht (ind ich auch nich in ordnung)!

wenn von euch  selbstkritische praxis gewünscht ist, boykottiert nicht das camp sondern stellt euch - ansonsten wirkt der text wie von leuten( whiteys), die sich nicht in ihrem ach so engagierten "antirassismus" ernst genommen fühlen und ähnelt in den verhaltensweisen weisser mittelschichtslinker, die von den people of color fordern, sie doch nicht zu ärgern, sondern  sie doch lieb zu haben, weil sie ja auch gegen rassismus und herrschaft sind ... Ihr schreibt:

Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Ursache dieser Probleme und auch der problematischen Deutungen in einem Repräsentations- und Partizipationsproblem der mehrheitlich weißen deutschen Linken begründet ist. Dies muss reflektiert werden und wir alle müssen Wege finden, das zu ändern. Wir denken, dass wir dieses Problem nicht durch autoritäre Verhaltensweisen und Kommunikationsregeln überwinden werden. Wir müssen fähig bleiben, miteinander solidarisch umzugehen, gemeinsame Wege zu finden, zu fragen, zu erklären, zuzuhören....

Ihr kritisiert die "autoritären verhaltensweisen und kommunikationsregeln" --- ach, ihr armen, wir haben das jahrhundertelang von euch gelernt - dann lasst uns jetzt ein paar jahre zeit --- und solange gilt: hört zu und wenn ihr was verstanden habt, hört weiter zu ...

"Ihr kritisiert die "autoritären verhaltensweisen und kommunikationsregeln" --- ach, ihr armen, wir haben das jahrhundertelang von euch gelernt - dann lasst uns jetzt ein paar jahre zeit --- und solange gilt: hört zu und wenn ihr was verstanden habt, hört weiter zu ..."

 

interessant, interessant und deswegen ist es jetzt okay sich autoritär zu verhalten ?! oO

 

vor allem was soll diese quasi rassistische schuld-zu-weisung ???

"ihr" (wer auch immer dass sein soll, PoCs?) habt von anderen (wer auch immer dass sein soll, "weiße"?) scheiß verhalten gelernt und deshalb sei es ok dieses (wenn auch "nur" ein paar jahre lang) wieder und weiter zugeben, sprich es zu reproduzieren?

(wahrscheinlich soll auf "weißes verhalten" angespielt werden...)

 

klingt insgesamt nach dem typischen reaktionären "aber--ich-hab-das-so-gelernt"-"argument".

...hört zu und wenn ihr was verstanden habt, hört weiter zu...

 

...das kannste schön knicken: mund halten und zuhören, auswendig lernen und runterbeten funktioniert vielleicht in deiner kleinen dogmatischen gruppe, die glaubt, die wahrheit für sich gepachtet zu haben, kann aber nicht ersthaft als basis dienen für gemeinsam geführte kämpfe gegen die uns umgebende gesamtscheiße. reflexion und infragestellung gerne, aber bitte solidarisch, egalitär und nicht auftrumpfend.

 

sorry, ich hab schon viele sektiererischen gruppen aus ganz unterschiedlichen spektren erlebt, völlig unabhängig davon, welchen widerspruch sie sich gerade als hauptbetätigungsfeld ausgesucht haben oder welche critical *-theory gerade in mode war, brrr...

 

außerdem glaub ich dir nicht, dass du schon jahrhunderte alt bist (es sei denn du bist ein vampir...)

 

wünsch euch gutes gelingen fürs camp ^^

Weißt du, niemand fordert von people of color, lieb gehabt zu werden. Was ist das für ein komisches Verständnis von Politik?

Ob mich irgendein People of Color wegen meines Antirassismus lieb hat oder ob er meint, ich könne gar nicht antirassistisch sein, ist mir so was von egal! Die People of Color-Aktivisten, die deine Meinung vertreten, sind einfach nicht meine Referenzpunkte dafür, was Rassismus oder Antirassismus sind. Es sind einfach Menschen mit Migrationshintergrund und einer skurrilen Meinung. Die können sie ja haben, aber es hat halt für mich und mein Verständnis von Rassismus nicht die geringste Relevanz, mögen sie auch noch so laut RASSIST! krakeelen.

ist das dein Ernst?  Du nimmst für dich in Anspruch, antirasstisch zu sein, und spukst auf die Perspektive von Menschen, die von diesem Herrschaftsverhältnis betroffen sind?  Weil du aus deiner priviligierten Perspektive natürlich voll den Plan hast, da kannst du dann auch locker ALLEN Betroffenen unterstellen, sowieso unpolitisch zu sein und ihre politischen Standpunkte als skurile Meinungen abqualifizieren.  Ab in die Opferecke und schön die Klappe halten.  Wir reglen das schon für euch arme Menschen mit Migrationshintergrund, da könnt ihr nicht auch noch erwarten, dass wir euch ernst nehmen.  Das wäre ja noch schöner, wenn die Betroffenen sich selber organisieren und die Definitionsmacht darüber beanspruchen, WOVON sie unterdrückt werden. Und dann auch noch mich als weißen selbsternannten Antirassisten kritisieren?  People of Color haben mit Antirassismus ja auch eigentlich gar nichts zu tun, was wollen die eigentlich hier? 

Aber klar, ist ja auch logisch. 

Weiße sollten definieren dürfen, was Rassismus ist, sonst könnten sie ja tatäschlich ein wenig von ihrer Macht verlieren. Wo kommen wir denn da hin?

Männer sollten definieren dürfen, was Sexismus ist, die tollen Bionade-yuppies sollten definieren dürfen, was Kapitalismus und Gentrifizierung sind und die Bundeswehr, was Krieg ist und was nur ein humanitärer Einsatz zum Wohle der armen Zivilbevölkerung.  Ach ja, und ganz wichtig, Nazis sollten definieren dürfen, was Faschismus ist.  Denn am Ende sollten die Egos der Priviligierten ja schon wichtiger sein als die der armen Unterpriviligierten, sonst macht ja der ganze Antirassismus keinen Spaß mehr...

Ich unterstelle nicht, dass "ALLE Betroffene" unpolitisch sind, das unterstelle ich noch nicht einmal dir. Du bist politisch, mit einer skurrilen Meinung.

Deine skurrile Meinung wird aber nicht von "ALLEN Betroffenen" geteilt! Im Gegenteil! Es ist eine verschwindend geringe Minderheit unter den von Rassismus Betroffenen. Eine Minderheit, die in unverschämter und anmaßender Art und Weise beansprucht, für alle Betroffenen zu sprechen.

Das ist der Grund, warum ich auf deine Meinung pfeife, sie ist eine von unzähligen und du der Einzige, der glaubt, damit irgendwen zu repräsentieren!

Erstens ist meine Hautfarbe ziemlich weiß und ich damit von Rassismus wirklich nicht betroffen, zweitens bin ich kein "er", aber das ist in diesem Kontext erstmal irrelevant, und drittens beanspruche ich nicht, irgendjemandem zu repräsentieren. 

Mir ist vollkommen bewusst, dass nicht alle von Rassismus betroffenen Menschen meine Meinung teilen, und ich habe tatsächlich einige kennengelernt, die ziemlich unpolitisch waren. Von den von Rassismus betroffenen Menschen ist nur ein sehr kleiner Anteil politisch aktiv, was bei von Sexismus und Kapitalismus betroffenen nicht anders ist. 

Ich habe den critical whiteness Ansatz innerhalb einer feministischen Auseinandersetzung um Rassismus innerhalb der Frauenbewegung kennengelernt, und ich glaube, er kommt auch aus diesem Kontext.  Von den paar politisch sehr aktiven nicht-weißen Antirassist_innen, die ich bis jetzt kennenlernen durfte, haben sich ziemlich viele positiv auf diesen Ansatz bezogen.  Diese paar Menschen repräsentieren bestimmt nicht alle Betroffenen, aber ihre Meinung zählt für mich, wenn es um den Umgang mit Alltagsrassismus innerhalb der Szene geht, weil das die Menschen sind, die davon betroffen sind, die wahrscheinlich zu einem Antiracamp kommen würden und deren Anwesenheit dort wichtiger ist als meine.

Könnte es nicht sein, dass von den "politisch sehr aktiven nicht-weißen Antirassist_innen", die du kennst, "sich ziemlich viele positiv auf diesen Ansatz" beziehen, weil sie eben aus genau deinem Milieu kommen? Aus dieser queer-feministischen Antira-Blase? Ich kenne auch einige "politisch sehr aktive nicht-weiße Antirassist_innen" und niemanden darunter, der sich positiv auf diesen Ansatz bezieht.

Aber es geht mir auch nicht darum, dir oder euch euren Ansatz zu klauen. Es reicht mir völlig, wenn du reflektierst, dass ihr mit diesem Ansatz eben nicht "für Alle" sprecht. Wenn ihr in euren Zirkeln eine noch so komische Theorie hochhaltet, ist mir das völlig egal. Mein Problem mit eurem Rassismus-Verständnis beginnt erst dort, wo ihr behauptet, für alle zu sprechen und deshalb meint, auch Leuten, die euren Ansatz nicht teilen, vorschreiben zu können, was sie zu tun, zu sagen und zu denken haben.

Gegen Polit-Sekten habe ich ansonsten nichts, solange sie nicht von mir verlangen, ihre krude Wahrheit zu übernehmen.

Ich hab nen Problem damit, wenn du ständig versuchst  mir zuzuschreiben, ich welchen Teil der Szene ich gehöre und in wessen Namen ich angeblich versucht habe zu spechen.  Und nein, die Menschen, von denen ich spreche, gehören nicht alle in den selben Szene-Tümpel, sondern in verschiedenen, und ich tummel mich normalerweise ganz wo anders.

Aber die Kreise, die du offensichtlich so verachtest, kriegen das mit dem Antisexismus und dem Antrirassismus im Umgang miteinander wenigstens hin, in so ziemlich  allen anderen Teilen der Szene ist der Sexismus zumindestens für mich oft unerträglich.  Und ich habe dann auch wirklich kein Problem damit, Leuten vorzuschreiben, dass sie das zu lassen haben und mich notfalls auch mit sehr "autoritären" Mitteln dagegen zu wehren.  Aber eigentlich hab ich echt was besseres zu tun und erwarte von einer linken Szene, dass sie ihre Ansprüche ernst nimmt und wegen ein paar kleinen, überempflindlichen Egos nicht  nen gut funktionierenden Ansatz zur Selbstreflektion öffentlich zu dissen. 

Ich verachte niemanden, weder Menschen, noch Kreise, und es ist mir gleichgültig, wo du dich aufhälst.

Auch mir sind autoritäre Mittel gegenüber sexuellen oder rassistischen Übergriffen nicht fremd. Darum geht es in der Diskussion nicht! Sondern darum, ob einfach "Kreise" daher kommen und in einem ersten Schritt Antirassismus von Grund auf neu definieren können, um dann im zweiten Schritt ihre Neudefinition mit autoritären Mitteln, wie Rassismus-Vorwürfen, durchzusetzen.

Und "ein paar kleine, überempflindliche Egos" sollten, wenn sie im Glashaus sitzen, nicht mit Steinen werfen. Ich würde doch diesen "gut funktionierenden Ansatz zur Selbstreflektion [nie] öffentlich dissen", wenn ihr euch zuhause hinsetzt und euch selbst reflektiert. Ich mach doch auch keinen Sitzstreik vor der Scientology-Zentrale. Würdet ihr kleinen Egos nicht meinen, den Stein der Weisen gefunden zu haben und alle Welt mit "autoritären Mitteln" davon überzeugen zu müssen, würde ich darüber noch nicht einmal nachdenken, weil das ganze Denken so absurd und weit weg vom linken Denken ist, dass ich damit nichts zu tun haben möchte.

Ich stimme dir inhaltlich zu, aber für jmd, die_der das in der tat autoritative, diskussionen abwürgende gebaren dieser speziellen gruppe, um die es im aufruf geht, bzw. einiger personen aus dieser gruppe nicht live oder via mailverteiler mitbekommen hat, mag es erscheinen, als ginge es dir nur darum, berechtigte kritik an doppelten standards in antirassistischen gruppen abzuwehren.

Dass du vom 'du' zum pauschalisierenden 'ihr' wechselst, zeigt, wie ungeeignet solche indy-'diskussionen' sind.

 

critical whiteness konzepte bieten ein paar interessante ansatzpunkte, die durchaus (im positiven sinn) bedenkenswert sind, aber auch anknüpfungspunkte an regressive denkmuster, wenn sie falsch verstanden oder vereinfacht angewandt werden. und es ist ein behutsames konzept, keines, dessen mensch sich in auftrumpfender weise bedienen sollte.

(wie das im übrigen für jede noch so kritische theorie gilt, wenn sie erst als reine lehre/wahrheit inhaliert und gepredigt wird).

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Ich glaube, mit Vertragen wird das nichts. Es ist eine grundsätzliche politische Differenz, die kann man nicht wegvertragen.

Von meinem "ihr" werden sich ein paar mehr angesprochen fühlen, denn es ist nicht nur eine Gruppe, sondern eine ganze politische Richtung, die das vertritt und die sich mehr und mehr auch in der linken Szene breit macht. Meine Kritik zielt nicht auf die falsche Anwendung, sondern auf diese Theorie als Ganzes. Die "regressiven Denkmuster" sind ihr immanent und das Auftreten mancher Vertreter, nur die logische Folge.

Ja, es ist regressiv, während Tausende Flüchtlinge ertrinken, lieber den ohnehin reflektiertesten Teil der deutschen Gesellschaft, aufzufordern, sich erstmal selber zu reflektieren.

Wer das machen möchte, bitte, aber es kann doch nicht sein, dass solche Leute für sich in Anspruch nehmen, die Definitionsmacht zu Rassismus zu haben.

das diese bestimmte Gruppe sich blöd verhalten hat.  Ich war nicht dabei, und auf mich wirkt es tatächlich wie die Abwehr von meiner Meinung nach berechtigter Kritik und die grundstäzliche Verweigerung von Selbstkritk.

Der ursprüngliche Artikel richtet sich auch gegen einen selbstkritischen Ansatz und nicht gegen das Verhalten einer bestimmten Gruppe. 

 

Im übrigen kann jeder theoretsiche Ansatz, wenn er falsch verstanden und vereinfacht angewendet wird, regressiv werden.  Meine Erlebnisse mit critical whiteness waren nicht gerade sanft, sondern eher schwer zu verdauen.  Und so soll es auch sein.  Autoritär habe ich critical whiteness aber wirklich nicht erlebt, aber vielleicht hatte ich auch Glück mit dem Zusammenhang, in dem ich damit gearbeitet habe. 

Statt zu sagen, dass die eigene Position in diesen Kämpfen berücksichtigt werden soll und sich daraus auch ergibt, dass weiße Aktivist_innen nicht die erste Geige in antirassistischen Kämpfen spielen sollten, wird postuliert, dass weiße Aktivist_innen nicht antirassistisch agieren können, weil Rassismus Menschen durchzieht. In diesem Sinne ist nun auch nur noch die Rede von einer Vernetzung zwischen Geflüchteten, People of Colour, Roma und Schwarzen Menschen in Deutschland.  „Shut up and listen“ wird derweil allen anderen empfohlen.

 

Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Ursache dieser Probleme und auch der problematischen Deutungen in einem Repräsentations- und Partizipationsproblem der mehrheitlich weißen deutschen Linken begründet ist. Dies muss reflektiert werden und wir alle müssen Wege finden, das zu ändern. Wir denken, dass wir dieses Problem nicht durch autoritäre Verhaltensweisen und Kommunikationsregeln überwinden werden. Wir müssen fähig bleiben, miteinander solidarisch umzugehen, gemeinsame Wege zu finden, zu fragen, zu erklären, zuzuhören.

Nun, ich teile eure Einschätzung über die Ursache des Problems, aber nicht eure Schlussfolgerungen daraus.  "Wir müssen das reflektieren und Wege finden" ist meiner Erfahrung nach die gängige Formel innerhalb der Linken, um ein Problem zu benennen und nichts zu tun.  Das klappt hervorragend sogar über Jahrzehnte und verändert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - nichts! Und nein, ich bin nicht so alt, mir das Spiel schon ein paar Jahrzehnt lang anzugucken, aber ich lese gelegentlich und gerne mal in alten Szenepublikationen herum, und stelle immer wieder mit Erstaunen fest, wie wenig sich verändert hat, und dass Menschen vor 20 Jahren schon ratlos vor den selben Problemen standen vor denen ich heute immer noch ratlos stehe und in den 20 Jahren das Problem zwar immer wieder benannt wurde, darüber gejammert wurde, ein besserer Umgang gesucht werden sollte, reflektiert werden sollte - ohne jegliche Konsequenz.  Meistens markierten diese Feststellungen das Ende der Auseinandersetzung.  Verzeiht mir also, wenn dieser eurer Lösungsvorschlag mir nur ein müdes Lächeln abringt.  Alles klar, wir habens reflektiert und machen weiter wie vorher.  Auf Seiten der mehrheitlich weißen deutschen Linken gibts ja auch keinen Leidensdruck.

 

Die Idee, den weißen Aktivist_innen (einschließlich mir) dafür mal die rote Karte zu zeigen und das Problem radikal zu lösen, zumindest solange, bis wir mit dem reflektieren und Wege finden fertig sind und ein paar Ideen aus dem Hut zaubern können, wie wir das durch das "Repräsentations- und Partizipationsproblem" verlorene Vertrauen wiedergewinnen können,  finde ich da schon viel aufregender. 

 

Auf dem No Border Camp in Stockholm traten einige Aktivist_innen aus Deutschland entsprechend auf, um den Teilnehmer_innen zu erklären, dass viele von ihnen nicht antirassistisch sein können, dass ihr einziger Job darin bestehe, ihr weißsein zu reflektieren. Wir denken, dass solche Positionen nicht dazu geeignet sind, die Kategorisierung entlang der Herrschaftsstruktur race zu durchbrechen.

Ob sie das wirklich so in der Schärfe und Endgültigkeit gemeint haben (also nicht nur bezogen auf die nächsten 5-6 Jahre, bis man sich soweit reflektiert hat, dass eine Zusammenarbeit wieder möglich ist und man auch mal die Klappe halten kann, ohne gleich einen Aufstand zu machen und "autoritäre Methoden" zu schreien) wage ich anhand der polarisierenden Darstellung in diesem Artikel mal zu bezweifeln.  Zudem ist es nicht mein erstes Ziel, die Kategorisierungen zu durchbrechen, sondern die Herrschaftsstruktur.  Und für das Ziel, die Herrschaftstruktur effektiv auf den Kopf zu stellen und die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen scheint es mir eine ausgesprochen erfolgreiche Strategie zu sein. 

 

Diese Polarisierungen machen sich allerdings nicht nur entlang der Frage nach gemachten Rassismuserfahrungen auf. Ebenfalls in Stockholm wurde eine Person, die sehr wohl Rassismuserfahrungen gemacht hat, sich aber nicht als PoC positionierte, von entsprechenden Aktivist_innen aus Deutschland als „weiß“ kategorisiert. Die beiden Pole machen sich also nicht an race auf. Sie lauten vielmehr: Entweder stimmst du diesen Interpretationen zu oder du bist Akteur_in weißer Dominanz

Das ist ein Problem, da habt ihr Recht.  Und ein sehr kompliziertes  und entscheidendes noch dazu.  Grundsätzlich finde ich die Selbstorganisation von Betroffenen von jeglichen Herrschaftsstrukturen immer eine gute und legitime Idee, inklusive dem Recht, allen nicht-Betroffenen ihre Privilegien zu entziehen und Schutzräume aufzubauen, notfalls auch mit Dominanz und Gewalt.  Dass dies zu dem Problem führt, wo die Grenzen zu ziehen sind, wer das bestimmen darf, wer im Namen "aller" sprechen kann und wie auch innerhalb dieser Betroffenen andere Herrschaftsmechanismen durch ungerechtfertigte Ausschlüsse und Vereinnahmungen reproduziert werden, wurde in den letzten ca. 15 Jahren zu recht kritisiert und gibt "Identitätspolitik" den negativen Ruf, den sie zum Teil zu Recht hat.  Meiner Meinung nach kann die Konsequenz aus dieser Kritik aber nicht sein, keinen Unterschied mehr zwischen Betroffenen und Profitierenden zu machen, und das nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern auch mit einer realen Verschiebung der Machtverhältnisse.  In dem geschilderten Fall wäre es spannend zu wissen, was die Person dazu sagt, wie sie sich definieren möchte, wozu sie gehören möchte, was für Standpunkte sie vertritt, wem sie das Recht zugesteht, für sie zu sprechen.  Ein Beweis dafür, dass sich die von euch kritisierte Position grundsätzlich nicht an gemachten Erfahrungen oder "race" orientiert, ist es nicht. 

 

Wir finden es durchaus relevant, wie Menschen gesellschaftlich positioniert werden. Allerdings müssen wir – zielen wir auf Veränderung ab – die aktive Positionierung von Menschen ernst nehmen. Es macht einen großen Unterschied, ob Leute (gleich dem Grad ihrer Privilegierung) sich entscheiden, Faschist_in zu sein oder Antifaschist_in. Wer das negiert, negiert auch die Perspektive auf die Veränderung gesellschaftlicher herrschaftlicher Verhältnisse. Wer das negiert, negiert die emanzipative Dimension gemeinsamer antirassistischer Kämpfe.

Es ist vollkommen richtig, dass Menschen, auch wenn sie in Herrschaftsverhältnissen stecken, die nicht so einfach wegdefiniert werden können, IMMER die Möglichkeit haben, sich dazu zu verhalten:  indem sie einfach mit dem Strom schwimmen und die Verhältnisse dadurch reproduzieren, indem sie aktiv an ihrer Verschärfung mitwirken oder versuchen, möglichst viel Profit daraus zu schlagen, oder indem sie sich entscheiden, dagegen anzukämpfen. Wofür sich ein Mensch entscheidet, ist alles andere als egal.  Es hebt aber die gesellschaftliche Positionierung nicht vollständig auf.  Eine weiße Antirassistin erlebt trotzdem nicht die selbe Unterdrückung wie eine schwarze Antirassistin.  Sollten eine weiße und eine schwarze Antirassistin bei einer Aktion verhaftet werden, ist es durchaus möglich, dass die schwarze Antirassistin zusätzlich zu der Repression für ihre politischen Aktivitäten noch mit rassistischen Beleidigungen der Bullen konfrontiert wird.  Die Priveligierung der weißen Aktivistin bleibt bestehen, die Hautfarbe macht einen Unterschied, auch wenn sich beide bewusst für einen aktiven Kampf entschieden haben.  Das zu verleumden heißt die Unterdrückung unsichtbar zu machen, ist letztendlich eine Entsolidarisierung und das Ende einer antirassistischen Dimension der emanzipativen Kämpfe. 

 

Fortsetzung folgt...

 

Einher geht diese identitätspolitische Wendung mit verschiedenen machtpolitischen Instrumenten. Kritik wird da oft als Abwehrreflex interpretiert. Damit scheint Kritik an dieser Art der Politik Teil rassistischer Privilegien-Verteidigung zu sein, Teil der white supremacy. Entsprechend kann Kritik jederzeit mit Stopp-Handzeichen unterbrochen, abgebrochen werden – mit Verweis auf diese Konstruktion. Wer dann noch widerspricht, macht sich der rassistischen Grenzüberschreitung schuldig. Selbst Fragen, was an dem Gesagten denn „falsch“ sei, sind nicht erwünscht – so gehe es hier doch um den Wunsch des weißen Erkenntnisgewinns auf Kosten der von Rassismus negativ Betroffenen. Damit wird aber auch ein gemeinsames Weiterkommen verhindert, die Chance gemeinsame antirassistische Kämpfe zu stärken und dabei eigene Rassismen abzubauen. An die Stelle des solidarischen Umgangs wird eine Vetopolitik gestellt, die ein angstvolles, repressives Klima erzeugt.

Ihr stellt Machtpolitik in diesem Kontext als etwas negatives dar, dass der Thematik unangemessen und daher kritikwürdig ist.  Rassismus ist ein Machtverhältnis. Rassismus angreifen heißt dieses Machtverhältnis zu verschieben. Es geht ganz konkret um das Machtverhältnis zwischen weißen und nicht-weißen Menschen innerhalb einer linken Bewegung, dass ihr ja selber als Repräsentations- und Partizipationsproblem erkennt und das sich meiner Meinung nach nicht darauf beschränkt. Das angstvolle, repressive Klima entsteht hauptsächlich für weiße Menschen, während die Möglichkeit, Grenzverletzungen benennen zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, für die Betroffenen wohl kaum ein angstvolles, repressives erzeugt, sondern das genaue Gegenteil. Die Machtverhältnisse werden effektiv verschoben, und zwar zu Ungunsten derer, die sonst davon profitieren.  Kritik daran als Abwehrreflex zu interpretieren ist absolut nachvollziehbar, besonders, wenn sie mit dem selben aggressiven, angreifenden und abwertenden Unterton vorgetragen wird wie dieser Artikel. Ganz abgesehen davon ist ein Vetorecht nichts unemanzipatorischen, sondern die Grundlage einer hierarchiefreien Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Und Kritik an critical whiteness und Nachfragen sind auch nicht prinzipiell verboten.  In einer Auseinandersetzung mit betroffenen Menschen, die es nicht als ihre Aufgabe sehen, weißen Menschen die Sache mit dem Rassismus zu erklären, ist sie jedoch fehl am Platz.

 

Ein weiteres Schlagwort, das die Runde macht, ist das des „Kulturkannibalismus“. Sowohl auf dem No Border Camp in Schweden als auch auf dem in Bulgarien wurden Menschen konfrontiert, die „sich als weiße Schwarze Widerstandssymbole aneignen“ würden. In der Theorie geht es hier um T-Shirts, auf denen Widerstandskämpfer_innen of Colour abgedruckt sind, um Dread-Locks, um weiße, die Hip-Hop machen usw. Wir finden dies entspricht einer kulturdeterministischen Denkweise, die Kultur als eine statische Größe, als abgeschlossene Einheit ansieht, nicht als Bewegung. Denn Kultur ist nicht festgeschrieben, sondern ständigen Veränderungen unterworfen, entwickelt sich aus unterschiedlichen Einflüssen und entzieht sich eindeutigen Zuschreibungen.

Diese Kritik kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.  Wenn es bei New Yorker Che-Guevara T-shirts zu kaufen gibt, die wahrscheinlich unter beschissenen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden, um mit dem sexy Revolutionsflair Profit zu machen, regt mich das auf.  Ich sehe das als Vereinnahmung von Widerstandssymbolen für das genaue Gegenteil von dem, was sie bedeuten.  Das ist sicher keine solidarische Geste von New Yorker an die antikapitalistische Bewegung.

Die Queer-Bewegung hat das Wort queer, das ursprünglich eine Beleidigung war, genommen und positiv besetzt.  Das war sicher keine freundschaftliche Geste an die Gesellschaft, die dieses Wort zu ihrer Herabwürdigung erfunden hat und auch nicht so gemeint.  Es war eine Vereinnahmung entgegen der ursprünglichen Interessen und stellt einen genau so gemeinten Angriff auf diese Interessen dar.

Es ist nicht nötig, Kultur als etwas statisches zu sehen, um die Übernahme einzelner Symbole, Wörter usw. als gegen die eigenen Interessen gerichtet zu kritisieren.  Die Übernahme von Teilen einer anderen Kultur ist an sich weder gut noch schlecht, es kommt darauf an, wer es aus welchem Interesse und gegen welche Einwände tut.  Die Kritik an einer Übernahme als lächerlich und unberechtigt abzutun ist bestimmt keine solidarische Geste.

Wir haben von vielen antirassistischen Zusammenhängen in Deutschland und vor allem in anderen europäischen Ländern gehört, dass sie nicht am Camp in Köln teilnehmen werden – wegen dieses autoritären Umgangs untereinander.

Vielleicht ist es nicht das Schlechteste, wenn Zusammenhänge, die Kritik nicht vertragen können, mal zu Hause bleiben.  Im besten Falle kommen dafür vielleicht mehr Menschen, die sich in der ach so antirassistischen deutschen Linken sonst nicht wohlfühlen. 

Resprekt vor euch allen das ihr euch so mega gut hier zerfleischt und diskuttiert und sonstwas. Angesichts der gerade aktuellen Situation wäre es aber am sinnvollsten euer Camp abzublasen und stattdessen in die Städte zu fahren in denen sich schon Flüchtlinge organisiert haben oder es gerade noch tun. Hier wird gerade eure Praxis und sicherlich auch euer theoretisches Wissen gebraucht. Sicherlich haben ne Menge Leute viel Arbeit in das Camp gesteckt aber die Einsicht in die Notwendigkeit gebietet etwas anderes.

 

Lest mal das Statement aus Aub und denkt drüber nach:

asylaub.wordpress.com

 

Und dann ab nach

Aub

Bamberg

Düsseldorf

Osnabrück

Regensburg

Würzburg

 

oder dahin wo es gerade am entstehen ist.

Am besten fahrt ihr vom Neumarkt oder Deutzer Freiheit aus mit der U7 (Richtung "Zündorf", Ticket 1b) nach Poll bis "Raiffeisenstraße".

Dann geht dann die Siegburger Straße 200 m in Fahrtrichtung zurück und biegt links ein in Richtung Rheinufer (Am Schnellert).

Nach etwa 500 m durchs Gewerbegebiet (Schrottplatz/Hafen) seid ihr am Rheinuferweg (Alfred-Schütte-Allee) angekommen und seht das Zelt direkt unterhalb der Südbrücke.

Tipp: Wer schon eine Stadtion vorher am "Poller Kirchweg" aussteigt, muss zwar etwa 1000 , laufen, braucht aber ab Deutzer Freiheit nur ein Kurzstreckentickt und kann auf dem Weg noch beim Discounter einkaufen - danach natürlich rechts einbiegen (Am Schnellert).

Siehe OpenStreetMap:
http://www.openstreetmap.org/?lat=50.9194850921631&lon=6.97571754455566&...

 

 

Kölnische Rundschau: Alarmbereitschaft - Großaufgebot beim „No Border Camp“ (10.07.)
http://www.rundschau-online.de/koeln/alarmbereitschaft-grossaufgebot-bei...

Kölnische Rundschau: Polizei rüstet sich für „No Border“-Camp (11.07.)
http://www.rundschau-online.de/koeln/alarmbereitschaft-polizei-ruestet-s...

Kölner Stadt-Anzeiger: Antira versammelt sich zum Grenzcamp (11.07.)
http://www.ksta.de/porz/-no-border--antira-versammelt-sich-zum-grenzcamp...

Kölnische Rundschau / dpa: Zehn Tage Protest-Zeltlager am Rhein in Köln (11.07.)
http://www.rundschau-online.de/newsticker/zehn-tage-protest-zeltlager-am...

Bild / dpa: Zehn Tage Protest-Zeltlager am Rhein in Köln (11.07.)
http://www.bild.de/regional/koeln/koeln-regional/zehn-tage-protestzeltla...

Westfälische Nachrichten / dpa: Zehn Tage Protest-Zeltlager am Rhein in Köln (11.07.)
http://www.wn.de/NRW/NRW-Zehn-Tage-Protest-Zeltlager-am-Rhein-in-Koeln

Kölner Stadt-Anzeiger: Protest gegen Rassismus (12.07.)
http://www.ksta.de/koeln/poller-wiesen-protest-gegen-rassismus,15187530,...

Express: Zelten gegen Rassismus - Camping-Demo in Poll (12.07.)
http://www.express.de/koeln/zelten-gegen-rassismus-camping-demo-in-poll,...

Junge Welt: »In Deutschland werden Flüchtlinge seelisch zerstört« - Gespräch mit Rex Osa
http://www.jungewelt.de/2012/07-13/042.php

Leute, es sollte doch eigentlich klar sein, dass wir

 

1. Herrschaftsverhältnisse direkt angehen und angreifen und

2. uns GLEICHZEITIG dessen bewusst sind, dass wir in dieser Scheiß-Gesellschaft drinstecken und damit das, was wir kritisieren, auch ein "inneres Problem" ist und dass wir versuchen, es soweit  wie möglich abzubauen.

 

Das gilt für alle Herrschaftsverhältnisse, sei es nun Rassismus, Sexismus oder ...

 

das versteh ich unter "links sein" und "emanzipatorisch".

...mund halten ... zuhören ... nur ein paar jahre lang ...

der text weist - im übrigen gemäßigt genug - meiner farbig-männlichen meinung nach zu recht auf einen "totschlagdogmatismus" hin, der sicher nicht die normative lösung in einer emanzipatorisch sicherlich notwendigen auseinandersetzung sein kann.

dominanzlinien verlaufen eben nicht nur entlang phänotypischer oder ethnischer personeneigenschaften und dogmative phänomenunterdrückung (veto ohne erklärende stellungnahme) bedient sich eben nicht emanzipatorisch-alternativer möglichkeiten, sondern ist einfach nur eine 'den-spieß-ferumdrehen-mentalität'. derartig erzwungene linientreue durch sprech- und verhaltensverbote kann freigeistige meinungsfindung sicherlich nicht befördern ... und die außerordentliche gründlichkeit der praxis erscheint mir eher zwanghaft 'deutsch', weswegen ja auch eher nicht-deutsche gruppen probleme mit dieser form invertierter dominanz haben - hier sollten glaube ich eher 'deutsch-mentales besserwissertum' thematisiert und die KULTUR des zuhörens gefördert werden!

dass der weg zu nachhaltiger überwindung von rassismus lang genug war, ist und auch noch sein wird kann durch diese form der autoaggression sicher nicht auf ein paar jahre dogmatischen zuhörens verkürzt werden.

per definition:

"Der (politische, soziale) Rassismus nimmt äußerliche (meinungs-) Merkmale auf, überhöht sie in Bezug auf die eigene "Rasse" (hier gruppe!) und wertet sie in Bezug auf andere "Rassen" (gruppen") ab und fördert damit Überlegenheitsgefühle und erzeugt Vorurteile, Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber anderen "Rassen" (gruppen). Alle Formen des Rassismus übersehen bzw. leugnen, dass
1. die Spezies Mensch zwar über bestimmte erblich erworbene Anlagen verfügt, die aber immer in der (politischen, sozialen, ökonomischen) Umwelt geformt werden und
2. die Unterschiede innerhalb einer "Rasse" (gruppe) größer sind, als die Unterschiede zwischen den "Rassen" (gruppen).

(Quelle: Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2011.)

...und...fällt hierbei was auf...???...

If you want to discuss racism and exclusion then do it not only in german,

but try to translate it in as many languages you can, even if you are not good in it.

If not you create exclusion and nothing else.

...counterquestion: why you write in english only, even when you might not be good in german?...

...exkludiere ich dich, wenn ich jetzt behaupte: leute, die sachen einfordern, die sie selbst nicht umsetzen können, sind heuchler!...nix sonst!...

...praktikabel sieht übrigens auch anders aus, denn wer viel fordert und am ende nur kontrolliert macht nicht viel...und schon gar nichts gemeinsames...

...invertiert exklusiver dominanzmoralismus in theorie ohne praxis!...

Es braucht schon ein paar gescheiterte Aktionen und eine Menge boeses Blut um sich der Erkenntis zu oeffnen, dass auch 'Antiras' und nichtweisse Menschen Rassisten sein koennen. Man kann das mit sehr vielen Worten umschreiben. Man kann das mit sehr vielen Benachteiligungen rechtfertigen. Leugnen kann man es irgendwann nicht mehr.