[FR]: Zwischenbericht Prozess gegen Neonazi Florian Stech

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Am Montag, den 2.7., fand der 4. Verhandlungstag im Prozess gegen den Nazi Florian Stech statt. Dieser ist angeklagt wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Er war im Herbst letzten Jahres mit seinem Auto in eine Gruppe AntifaschistInnen gerast und hatte dabei eine Person schwer verletzt.

Noch vor Beginn der Verhandlung versammelten sich ca. 30 Menschen am Bertoldsbrunnen zu einer Kundgebung. Eine Rede wurde gehalten und Flyer an die PassantInnen verteilt. Grund hier für war, dass heute weitere Faschisten, die damals in die Ereignisse verwickelt waren als Zeugen geladen waren. Unter anderem mussten heute die bekannten Nazis Philipp Mang und Daniel Adler aus dem Freiburger Umland Aussagen machen.

 

Beide fühlten sich während der Vernehmung sichtlich unwohl und beantworteten viele Fragen nur sehr ungern bzw. sehr halbherzig. Trotzdem kamen einige interessante Details zur Sprache. Mang und Adler hatten sich bereits am Nachmittag mit Florian Stech getroffen um die Party vorzubereiten, die auf dem Gelände der Familie Adler stattfinden sollte. Mang gab an, auf diesem Gelände hätten schon mindestens 50 Veranstaltungen der Nazis mit teilweise bis zu 70 Gästen stattgefunden. Daniel Adler nannte zwar deutlich niedrigere Zahlen, doch auch er gab zu, dass das Gelände des öfteren für politische Zwecke genutzt worden sei. Auch Stech sei regelmäßiger Besucher gewesen und habe, so Mang, auch 3-4 Monate vor dem Vorfall in Riegel auf dem selben Parkplatz eine Schleuse betreut.

 

Zu dem Tathergang selbst hatten die beiden vernommenen Faschisten nur wenig ergiebiges zu sagen. Allerdings standen beide mit Stech telefonisch in Kontakt als dieser schon auf dem Pendlerparkplatz war. Stech hatte von der Anwesenheit des Staatsschutzes berichtet, sei dann jedoch angegriffen worden und habe die Flucht ergriffen. Währenddessen waren Mang und Adler nach wie vor in der Leitung. Stech habe sie dann gebeten zum Tatort zu kommen wo sie kurz darauf eintrafen. Der dritte im Bunde kam erst später hinzu, nachdem er zu Hause von Philipp Mang angerufen worden war. Er betonte immer wieder, dass er mit der Szene nichts zu tun habe und „nicht mit irgendwelchen Neonazis über einen Kamm geschert“ werden wolle. Warum er dann aber, nach eigenen Angaben, von der Party wusste, warum er von Mang angerufen wurde und daraufhin auch sofort losfuhr, konnte nicht geklärt werden.

 

Auf die Frage danach, was einem durch den Kopf schießt, wenn man auf dem Parkplatz ankommt und dort einen schwerverletzten, möglicherweise sterbenden Menschen liegen sieht antworteten die Nazis ohne eine Spur des Bedauerns.

 

Mang und Adler gaben an, dass die für den Abend geplante Party abgesagt worden sei, allerdings habe man sich trotzdem mit noch etwa 30 Personen zum Trinken in einer Kneipe getroffen.

 

Mang und Stech hatten vor dem Mordversuch in Riegel sowohl politisch als auch privat viel miteinander zu schaffen. Laut Mang besuchten sie gemeinsam Naziaufmärsche, Konzerte der Szene und private Partys. Ein „Ausflug“ ragt besonders heraus. Gemeinsam mit Jonathan Stumpf besuchten Stech und Mang das Konzentrationslager Buchenwald. Jedoch nicht um der Opfer des faschistischen Terrors zu gedenken sondern lediglich um diese zu verhöhnen und den deutschen Faschismus als eigenen historischen Bezugspunkt abzufeiern. Dementsprechend posierten Stech, Mang, Stumpf und eine weitere Person vor dem Tor des KZs unter dem Schriftzug „Jedem das Seine“ und ließen sich dabei fotografieren.

 

Seit dem Vorfall will Mang mit dem Angeklagten Stech nichts mehr zu tun gehabt haben. Man habe sich einfach nicht mehr beieinander gemeldet. Auch Adler gab an, dass es lediglich noch zu einzelnen Gesprächen gekommen sei. Er habe Stech allerdings noch dessen Auto zurückgebracht. Vorher jedoch hatte Mang das Auto fotografiert und in Facebook eingestellt. Unter anderem deshalb soll es Ärger zwischen Stech und Mang gegeben haben. Stech habe es diesem übel genommen die Fotos, noch dazu kommentiert, einfach einzustellen. Nichtsdestotrotz war heute im Gerichtssaal ein andauernder Blickkontakt zu beobachten. Mang war seine Unsicherheit deutlich anzumerken, da half auch ein ab und an nickender oder kopfschüttelnder Stech nicht wirklich weiter.

 

Adler sagte außerdem noch aus, im Vorfeld des Prozesses mit Stech telefoniert zu haben, um zu erfahren was er am Verhandlungstag von Seiten aktiver AntifaschistInnen zu erwarten habe. Die Vermutung, dass es hierbei auch zu Absprachen kam liegt nahe. Ansonsten amüsierte Adler das Publikum durch die Aussage er sei „nicht mehr wirklich in der Szene“. Er gehe auch nicht mehr auf Demos oder Konzerte. Auf die Frage seit wann dies der Fall sei antwortete er, dass er sich dafür Anfang vergangener Woche entschieden habe nachdem AntifaschistInnen vor seinem Haus in Bahlingen eine Kundgebung abgehalten und die Nachbarschaft über seine Machenschaften aufgeklärt hatten.

 

Die anschließender Ortsbegehung des Tatortes durch alle Verfahrensbeteiligte erbrachte keine neuen relevanten Erkenntnisse und blieb weitestgehend ohne weitere Besprechungen. Es wurde aber durch die Besichtigung wieder deutlich, dass ein Abbiegen nach rechts tatsächlich möglich gewesen wäre.

 

Inwieweit der heutige Verhandlungstag juristisch relevante Ergebnisse erbrachte kann und soll an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Zu bemerken bleibt noch, dass die Verteidigung Stechs nach wie vor versucht den politischen Charakter der Tat herunterzuspielen. Auch heute versuchte Köpke die Verlesung bzw. Verwertung der geäußerten Gewaltphantasien seines Mandanten auf Facebook zu verhindern. Zweifellos machten die Aussagen der Faschisten jedoch erneut deutlich in welchen Kontext der Mordversuch einzuordnen ist und durch welch menschenverachtende Ideologie er motiviert war.

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Der dritte Nazi, der am Montag gehört wurde, heißt Ralf Seitzinger. Entgegen seinen Ausführungen, dass er nicht in der Nazi-Szene aktiv wäre, bestätigte der Emmendinger Staatsschutz die Teilnahme Seitzingers an Veranstaltungen der KSB. Ausserdem soll Seitzinger am Abend des 1.10.2011 noch auf dem Gelände der Adlers in Bahlingen gewesen sein.

 

Dies zeigt allerdings nur, dass neben Mang und Adler auch Seitzinger vor Gericht gelogen hat.

Ralf Seizinger - ohne "t" - dessen Adresse und Lebensumstände leicht im Internet zu recherchieren sind, wird nach Aussage des Emmendinger Staatsschützers bei den Neonazis intern geholt, wenn die "Kameraden" Verstärkung brauchen (körperlicher Art). Er ist den Staatsschützern persönlich bekannt und seit Anfang 2011 ab und zu in der Szene aufgetaucht, u. a. am 29.07.2011 auf der Wiese bei Nimburg, wo jährlich ein Zeltwochenende für Nationalisten stattfindet, an dem 50 - 60 Personen teilnehmen.

Interessant ist auch, dass zumindest Mang und Adler während ihrer Vernehmung Blickkontakt mit Stech hielten und dieser ihnen durch Nicken oder Kopfschütteln signalisierte, wie sie antworten sollten.

Gröbmayr vergleicht also die Antifa mit Nazis. Das ist neu und bemerkenswert.