Spontankundgebung in Tostedt - 1.Mai 09

AntiFas in Tosted
Info | Ticker

Nach dem Verbot des Großaufmarsches in Hannover zogen Autoscharen von Nazis durch ganz Norddeutschland, um mal hier, mal da aufzutauchen und an mehreren Orten ungestört zu marschieren. Die Polizei schaffte es nicht, dieses Verwirrspiel zu unterbinden, sondern versuchte lediglich, Gegendemonstranten am rechtzeitigen Erreichen derjenigen Orte zu hindern. Mit dieser Katz-und-Maus-Strategie wägten sich die Nazis in Sicherheit.
Für einen schnellen Kontrollverlust über den Verlauf des "Arbeiterkampftages" 2009 sorgten etwa 60 AntifaschistInnen, die, statt weiterhin blind den Faschisten hinterherzureisen, selber aktiv wurden.

In dem überschaubaren und für seine große rechte Szene bekannten Ort Tostedt, südlich von Hamburg, befindet sich der (nach eigenen Angaben) größte Naziladen Norddeutschlands, "Streetwear Tostedt". Neben dem Vertrieb beliebter Szenemarken wie Thor Steinar und Eric&Sons, T-Shirts mit eindeutigen Aufschriften, CDs rechtsextremer Bands und Massen von Propagandamaterial bietet der Laden des verurteilten Totschlägers Stefan Silar Jugendlichen einen Anlaufpunkt, um dem langweiligen Dorfleben zu entkommen. Schon die Jüngsten werden hier politisiert und zu aktiven NationalsozialistInnen herangezogen. Drohungen und Übergriffe gegen linksalternative Jugendliche sind an der Tagesordnung. Aus der Tostedter Dorfgemeinde stört sich kaum jemand an den Neonazistrukturen direkt vor der eigenen Haustür. Der Laden erfreut sich breiter Akzeptanz in der bürgerlichen Gesellschaft.

Stefan Silar war aktiv in die Vorbereitung des später verbotenen Aufmarsches in Hannover zum „Arbeiterkampftag“ am 1. Mai 2009 verwickelt. In seinem Laden vertrieb er als einer der wenigen die Solibuttons und -shirts zu diesem „Event“.

Während Silar und seine Handlanger also nichtsahnend durch die Nordheide juckelten, fand am Rande des Maibaumfestes und in unmittelbarer Nähe zu "Streetwear Tostedt" eine Spontankundgebung statt. Die Polizeistrategie war auf Deeskalation ausgerichtet, daher war es den AktivistInnen möglich, ein - für Tostedter Verhältnisse - großes und interessiertes Publikum zu erreichen. Trotz einiger Pöbeleien und versuchter Handgreiflichkeiten einiger "normaler Bürger", die hier bekanntermaßen sehr rechtsoffen sind, ist die Kundgebung als großer Erfolg zu werten. Die Dorfidylle wurde durchbrochen, erneut auf den Laden aufmerksam gemacht.
Bereits zu dieser Zeit wurde ein zurückgebliebenes Mitglied der rechtsextremen Kameradschaft "Gladiator Germania" wegen Ausführung des Hitlergrußes von der Polizei abgeführt. Der offenkundige Nazi T. HXXX durfte die nächste Stunde in Handschellen verbringen.
Nachdem die Kundgebung von der Bullerei abrupt zur Auflösung gezwungen wurde, begaben sich die AktivistInnen friedlich wieder auf den Weg Richtung Bahnhof - ihr Ziel hatten sie erreicht.

Auf der Hauptstraße Richtung Bahnhof näherte sich den DemonstrantInnen eine aufgehetzte Meute Nazis, die sich sofort auf den Rückweg gemacht hatten, nachdem sie die „frohe Botschaft“ der Antifa-Aktion in ihrem Ort vernommen hatten.
Der erste Nazimob, bestehend aus etwa 30 Leuten, hatte bereits eine Bullensperre gewaltsam durchbrochen und versuchten jetzt, aus einiger Entfernung Flaschen auf die Antifagruppe zu werfen - vorneweg Szenegrößen wie Matthias Behrens mit seinen Snevern Jungs, Stefan Silar sowie die restliche „Gladiator Germania“-Clique um Janke HXXX, Sebastian SXXX und dem jüngeren Fabian RXXX.

Aufgeheizt durch mehrere vorangegangene Aktionen gegen ihren Laden, provokanten Parolen, aber natürlich in erster Linie durch die Demütigung einer ungestörten antifaschistischen Kundgebung mitten in ihrem Heimatnest, mussten die gewaltbereiten Nazis erst von einer weiteren Bullenkette unter Einsatz von Tränengas zurückgetrieben und unter Kontrolle gehalten werden, bis die Antifas gefahrlos abreisen konnten.

Im Nachhinein kam es zu mindestens zwei Angriffen auf ortsansässige linksalternative Jugendliche. Etwa 60 Nazis (viele erreichten den Schauplatz erst im Nachhinein) wüteten so lange, bis sie sich einen Platzverweis für den Innenstadtbereich und einige Ingewahrsamnahmen einhandelten.

So hatten sich Stefan Silar und das restliche Nazipack ihren 1. Mai bestimmt nicht vorgestellt.

Spontan, effektiv und antifaschistisch - der Kampf gegen „Streetwear Tostedt“ geht weiter!
Aktion statt Reaktion.
http://de.indymedia.org/2009/05/249096.shtml