[HD] Auf zum 15. Antifaschistischen Straßenfest! Heraus zum 1. Mai!

Antifaschistisches Straßenfest

Seit 1998 findet jedes Jahr am 30. April das Antifaschistische Straßenfest mit Infoständen linker Gruppen, Redebeiträgen, AgitProp-Theater und Live-Musik auf dem Heidelberger Universitätsplatz statt, meist mit wechselnden thematischen Schwerpunkten. 2012 soll der Fokus wieder klar auf die rechten Studentenverbindungen gerichtet sein, indem das 15. Antifaschistische Straßenfest im Rahmen der AIHD-Kampagne "Knietief im braunen Sumpf - Studentenverbindungen abschaffen!" steht.

 

Ab ca. 23.30 Uhr findet dann traditionell das Singen fortschrittlicher Lieder am Heidelberger Marktplatz statt, um den Studentenverbindungen ein klares Signal zu schicken: Marktplatz links!

 

Und am ArbeiterInnen-Kampftag 1. Mai geht's in Mannheim auf die Straße gegen Nazis!

Alle Infos zu Aktionen und Anlaufstellen gibt es bei AK Antifa Mannheim und beim Bündnis „Mannheim gegen Rechts“.

 

Aufruf der AIHD zum 15. Antifa-Straßenfest in Heidelberg

 

Vom Korporations-Musical "The Student Prince" bei den Heidelberger Schlossfestspielen bis zu den burschenschaftlichen "Studentenkuss"-Pralinen, vom obligatorischen Besuch im mit Zirkeln und Wappen bemalten "Studentenkarzer" bis zu den allgegenwärtigen "Alt Heidelberg du Feine..."-Postkarten: Heidelberg ist berüchtigt für seine schamlose Verklärung und Vermarktung des reaktionären Brauchtums der Studentenverbindungen. Und diese (rechts)konservativen Männerbünde gehören keineswegs der Vergangenheit an, sondern zeigen "in Couleur" und durch Werbung für ihre rückständigen Veranstaltungen regelmäßig Präsenz in der Heidelberger Innenstadt.

Ein Höhepunkt der korporierten Umtriebe war über Jahrzehnte hinweg die Nacht zum 1. Mai, dem Kampftag der ArbeiterInnen: Jedes Jahr zogen in der Nacht des 30. April Heidelberger Studentenverbindungen mit Fackeln und Degen durch die Heidelberger Altstadt, um gegen Mitternacht auf dem Marktplatz den Mai mit allerlei "volkstümlichem" Liedgut zu begrüßen. Bei diesem so genannten Maiansingen stand auch immer das "Deutschlandlied" in allen drei Strophen auf dem Programm. Pöbeleien, Angriffe auf Andersdenkende und rassistische Übergriffe gehörten ebenso zu diesem Abend wie Besuche aus der organisierten Neonaziszene. Das alles war Grund genug, gegen diese öffentliche Darstellung nationalistischer und frauenfeindlicher Ideologie vorzugehen: So formierte sich seit den 1980er Jahren verstärkt antifaschistischer Widerstand, dem es 1997 erstmals gelang, die grölenden Korporierten vom Marktplatz fern zu halten.

 

Das Antifaschistische Straßenfest 

Seither wird versucht, den frei gewordenen öffentlichen Raum mit linken emanzipatorischen Inhalten zu füllen. Deshalb findet seit 1998 jedes Jahr am 30. April das Antifaschistische Straßenfest mit Infoständen linker Gruppen, Redebeiträgen und Live-Musik auf dem Universitätsplatz statt, meist mit wechselnden thematischen Schwerpunkten.

2012 soll aber der Fokus wieder klar auf die rechten Studentenverbindungen gerichtet sein, indem das 15. Antifaschistische Straßenfest im Rahmen der AIHD-Kampagne "Knietief im braunen Sumpf - Studentenverbindungen abschaffen!" steht.

 

Knietief im braunen Sumpf ...

Mitte Juni 2011 geriet die Deutsche Burschenschaft (DB) bundesweit in die Schlagzeilen. Bünder aus dem extrem rechten Zusammenschluss „Burschenschaftliche Gemeinschaft“ beantragten den Ausschluss der Burschenschaft Hansea Mannheim, weil diese den Studenten Kai Ming Au aufgenommen habe, dessen Eltern aus China stammen. Begründet wurde das von den verbindungsstudentischen Rassekundlern damit, dass Au „eine nichteuropäische Gesichts- und Körpermorphologie“ aufweise und daher „die Zugehörigkeit zu einer außereuropäischen populationsgenetischen Gruppierung und damit eine nichtdeutsche Abstammung“ abzuleiten sei. Ein Rechtsgutachten des obersten Gremiums der DB bestätigte den nationalen Brüdern ihre „Rechtsauffassung“. 

Erst als der mediale Druck und die öffentliche Empörung zu groß wurden, machte die DB einen vorsichtigen Rückzieher. Der Antrag wurde zurückgezogen und das Rechtsgutachten vorsichtig korrigiert - obwohl auch nach aktuell gültiger Version die Abstammung zentrales Kriterium für die Mitgliedschaft in der DB bleibt.

Auf dem Burschentag im Juni 2011 in Eisenach hat die Deutsche Burschenschaft endgültig ihre völkischen Hosen heruntergelassen. Dass das, was darunter zum Vorschein kam, tiefbraun ist, konnte niemanden überraschen, der sich nur ein wenig mit dem verbindungsstudentischen Milieu beschäftigt.

 

... mit Heidelberger Beteiligung

Mitgliedsbünde der DB fallen seit Jahrzehnten durch neonazistische Netzwerkpflege und völkische Tabubrüche auf. Kaum thematisiert wird in der Diskussion um den jüngsten rassistischen Eklat in der DB, dass Heidelberger Korporationen darin eine zentrale Rolle spielten.

Im Jahr 2010, in dem die burschenschaftliche Gemeinschaft den völkischen Putschversuch im Gesamtverband vorbereitete, wurde dieser von einem ihrer exponierten Mitglieder geleitet: der Heidelberger Burschenschaft Normannia, die ihre Villa direkt unter dem Schloss (Kurzer Buckel 7) hat.

Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre Aktivitäten am rechten Rand bis hin zur Zusammenarbeit mit neonazistischen Gruppen bekannt. So veranstaltete sie auf ihrem Haus bereits Vortragsabende mit verurteilten Rechtsterroristen und organisierte eine klandestine Konferenz mit Holocaustleugnern.

Weil der Ariernachweis-Beschluss öffentlich und in der Presse skandalisiert wurde, bemühten sich einige Burschenschaften, darunter die Heidelberger Frankonia, um Schadensbegrenzung und sah sich schließlich veranlasst, zur Rettung des eigenen Image aus der DB auszutreten.

So begrüßenswert diese Distanzierung ist - wenn man Geschichte und Gegenwart der Frankonia kennt, klingt sie doch nach einem Ablenkungsmanöver. Noch Mitte der 1990er Jahre war die Burschenschaft Frankonia maßgeblich beteiligt an der Veranstaltung eines revanchistischen „Südtiroler Freiheitskommerses“, der gemeinsam mit anderen Rechtsextremisten abgehalten wurde. Das Rechtsgutachten, das die Mitgliedschaft in der DB an Rassekriterien festmacht, verfasste der Rechtsausschuss der DB. Vorsitz: Heinz-Uwe Korell von der Heidelberger Burschenschaft Frankonia. Eine Distanzierung von sich selbst also? 

Der Rest der verbindungsstudentischen Szene ist bemüht, den völkischen Farbenbrüdern von der DB nicht allzu sehr auf die Füße zu treten.

 

Studentenverbindungen abschaffen!

Tatsächlich ist die Auseinandersetzung um die „Ariernachweise“ in der DB im wesentlichen ein Streit zwischen zwei verschiedenen Konzeptionen des völkischen Nationalismus. Während die Mehrheit der Studentenverbindungen erkannt hat, dass das Beharren auf „Ariernachweisen“ zurzeit einem Posten an der Spitze der Gesellschaft (noch zumindest) eher hinderlich ist, beharrt ein Großteil der Korporationen in der DB weiterhin auf der Konzeption des Volkes als Blutsgemeinschaft. Die Mehrheit der Korporierten deshalb als „liberal“ oder gar „liberal-konservativ“ zu bezeichnen, ist ein Missverständnis. Bejubelt von der Verbindungsszene wurde der vom Ausschluss bedrohte Mannheimer Burschenschafter Kai Ming Au, als er in einem Interview den Nazislogan herunterbetete, er sei stolz, Deutscher zu sein, und zusätzlich anfügte, er sei auch stolz, seinem Vaterland mit der Waffe in der Hand gedient zu haben. Diese nur geringfügig modernisierte Version des Dumpf-Nationalismus ist so recht nach dem Geschmack der studentischen Verbindungsbrüder. Erkennbar ist aber auch die Bestrebung, es sich mit der traditionellen Nazi-Version nicht endgültig zu verderben. Und so wird es wohl weiterhin viele fröhliche gemeinsame Pauk- und Saufabende der übrigen Heidelberger Verbindungen mit den braunen Burschen von der Normannia geben.

 

Die studentischen Korporationen – 1945 von den Alliierten zu Recht als Nachfolgeorganisationen des Nationalsozialismus verboten – sind nach wie vor keine harmlosen Traditionsvereine, sondern männerbündische Kaderschmieden im Dienste von Nationalismus, Sexismus und sozialer Ungleichheit. Sie sind nicht modernisierbar oder reformfähig – sie gehören schlicht auf den Müllhaufen der Geschichte.

 

Und so werden wir auch den diesjährigen 30. April dazu nutzen, den antifaschistischen Kampf gegen Studentenverbindungen fortzuführen, indem wir ihre reaktionären Inhalte thematisieren und dem rechten Treiben der Korporierten entgegentreten.

 

Deshalb heißt es auch in diesem Jahr wieder:


Zusammen kämpfen - zusammen feiern!

Studentenverbindungen auflösen!