Polizeikalender in Bayern Rassismus, die Zweite

Erstveröffentlicht: 
04.03.2012

Wieder sind rassistische Karikaturen aufgetaucht, die aus einem Polizeikalender stammen sollen. Doch die Bilder sind teilweise schon aus dem Netz verschwunden.

 

MÜNCHEN taz | Was ist bloß los mit der bayerischen Polizei? Nun ist schon der zweite Kalender aufgetaucht, der die bayerischen PolizistInnen mit unverhohlen rassistischen, frauen- und schwulenfeindlichen Karikaturen erheitern soll. Diesmal stammt er angeblich von der Bayern-Sektion der mit 170.000 Mitgliedern größten Berufsvertretung von Polizistinnen und Polizisten in Deutschland, der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Welt Online und die Berliner Morgenpost hatten am Freitagabend Bilder veröffentlicht, die angeblich aus einem GdP-Kalender stammen. Die Bilder sind noch weitaus rassistischer als die Karikaturen des nur wenige Tage zuvor veröffentlichten Kalenders der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Doch die beiden Artikel wurden noch am selben Abend wieder aus dem Netz genommen. Warum war von den Redaktionen bislang nicht zu erfahren. Auch von der GdP war bislang keine Stellungnahme zu bekommen.

Die Karikaturen, die der taz vorliegen, zeigen unter anderem einen unglücklich drein blickenden Affen und zwei ratlose Polizisten auf der Wache. Unter der Zeichnung heißt es: „Er behauptet nicht aus dem Zoo sondern dem Asylantenlager zu stammen.“ Auf einem anderen Motiv sind mehrere Frauen im Tschador zu sehen – unterschrieben mit „Schleierfahndung?“ Ein Bild, das einen Schwarzen zeigt, dessen Fingerabdrücke genommen werden ist mit dem Satz „Bei ihm brauchen wir keine Druckerschwärze. Es reicht, ihm die Finger anzufeuchten“ unterschrieben. Und unter einer Zeichnung, die einen Schwarzen zeigt, der von einem Polizisten einen Fußtritt bekommt, steht: „Kommt doch aus nem sicheren Tritt-Staat“.


SPD-Abgeordneter soll Herausgeber sein
Wie das Blog publikative.org schreibt, sind nicht nur die beiden Artikel ohne Angabe von Gründen wieder aus dem Netz genommen worden. Auch eine Google-Bildergalerie des mutmaßlichen Zeichners, der nach eigenen Angaben seit 25 Jahren als Polizist arbeitet, sei mittlerweile gelöscht worden. Zudem seien auch auf der Internet-Seite des Zeichners mehrere Motive entfernt worden. Über die Gründe lässt sich derzeit nur spekulieren. Möglich ist, dass die Löschungen mit einem Vorwurf zusammenhängen, den die beiden Artikel enthielten.

Nach Informationen von Welt Online soll der bayerische SPD-Abgeordnete und frühere GdP-Chef Harald Schneider Herausgeber des nun aufgetauchten Kalenders sein. Das wirft insofern Fragen auf, als Schneider, der als Polizeiexperte der Partei firmiert, den Kalender der Konkurrenz von der DPolG in einer Pressemitteilung als „ausländerfeindlich und menschenverachtend“ verurteilt hatte. Wörtlich heißt es darin: „In einem heute eingereichten Antrag stellen sich die sozialdemokratischen Mitglieder im Ausschuss für Kommunale Fragen und Innere Sicherheit Helga Schmitt-Bussinger, Inge Aures, Reinhold Perlak und Harald Schneider nicht nur hinter die Linie des Münchner Polizeichefs, sondern verlangen von der Staatsregierung, ebenfalls „dafür zu sorgen, dass der Kalender in allen bayerischen Dienststellen abgehängt wird“.

Auf der Internetseite der rechten Kameradschaft Fränkischer Heimatschutz freut man sich bereits über den Kalender. Dort sind einige der Karikaturen zu sehen und der Blogger unter dem Namen „Freiheit“ schreibt dazu: „Niemals hätten wir gedacht, dass die bayerische Polizei über so viel Humor verfügt.“ Gerne werde man interessierte Leser informieren, so bald klar sei, wo es den Kalender gibt. Weiter heißt es: „Da kann man sich doch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nennt ihr uns nochmal Rassisten!“

 

Auf die beiden Interneitseiten, die der Karikaturist betreibt, kann man indes nicht mehr zugreifen.

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Hier ein Link zu den Bildern, die bei Welt Online und der Berliner Morgenpost zu finden waren: http://www.pastehtml.com/view/bq7o5rxua.html

Schade, dass hier die Berufsaufreger immer gleich vorn weg sind mit ihrem Nachgeplapper, aber niemand von den hier Veröffentlichenden nachhält, ob diese weitergestreuten Berichte auch wirklich stimmen. Ist offenbar auch egal, Hauptsache das Feindbild Bullen wird bedient?
Jedenfalls ist die wiedergegebene Meldung der taz eine komplette "Ente", wie auch die Ausgangsmeldung. Es gab gar keinen Rassistenkalender der GdP, das war nur ein übles Gerücht. Das hat der Deutsche Presserat in einer offiziellen Rüge den oberflächlichen Medienleuten und irgendwie auch dieser Seite ins Stammbuch geschrieben: http://www.medienrecht-ohlen.de/news/urheber-und-medienrecht/geruchtekuc...