Die La Otra Campaña – Die Andere Kampagne

Nach einer Zeit der in­ter­nen Neu­ord­nung der EZLN, trat am 29.​06.​2005 die Ge­ne­ral­kom­man­dan­tur der EZLN mit der „Sechs­ten Er­klä­rung aus dem La­can­do­ni­schen Ur­wald“, kurz „Sexta“, an die Öf­fent­lich­keit. Kern der Er­klä­rung war die For­de­rung nach einer Neu­ord­nung Me­xi­kos und der ge­sam­ten Welt. Eine Ord­nung ohne klas­si­sche Par­tei­en und ohne den aus­wu­chern­den Neo­li­be­ra­lis­mus. Eine neue Ver­fas­sung für Me­xi­ko soll­te ge­schaf­fen wer­den.

 

Das Ziel der Ar­beit der EZLN und ihrer Sym­pa­thi­san­t_In­nen war also nicht mehr die ge­walt­sa­me Er­obe­rung Me­xi­kos oder ir­gend­ei­nes an­de­ren Land­stri­ches. Ob­wohl die sich selbst „za­pa­tis­ti­sche Armee der na­tio­na­len Be­frei­ung“ nen­nen­de Or­ga­ni­sa­ti­on ur­sprüng­lich als ty­pi­sche Gue­ril­lia er­dacht wurde, trägt sie heute nur noch den Namen „Armee.“ Die zu­neh­men­de Ver­schlech­te­rung der so­zia­len Lage in Me­xi­ko – die an­stei­gen­de Ju­gend-​ und Al­ters­ar­mut, wach­sen­de Ar­beits­lo­sig­keit und stei­gen­de In­fla­ti­on der me­xi­ka­ni­schen Wäh­rung – stand dem ste­tig wach­sen­dem Reich­tum einer klei­nen Füh­rungs­eli­te und grö­ßer wer­den­de Kri­mi­na­li­tät, auch der Dro­gen­kar­tel­le, ge­gen­über. Die Sche­re zwi­schen Arm und Reich klaff­te in kaum einem an­de­ren Land Süd­ame­ri­kas so weit aus ein­an­der, wie in Me­xi­ko.


Nach min­des­tens sie­ben Vor­be­rei­tungs­tref­fen be­gann dann end­lich die fried­li­che Fort­set­zung des za­pa­tis­ti­schen Auf­stan­des von 1994 mit einer enor­men De­mons­tra­ti­on in San Cristóbal de las Casas, Ch­ia­pas. Eine De­le­ga­ti­on der Za­pa­tis­ten, mit Sub­co­man­dan­te Mar­cos – in­ner­halb der De­le­ga­ti­on „De­le­ga­to Zero“ (De­le­gier­ter Null) ge­nannt – an der Spit­ze, reis­te für meh­re­re Mo­na­te durch Me­xi­ko und führ­te mit hun­der­ten Grup­pen und Ein­zel­per­so­nen Ge­sprä­che, um ihre Pro­ble­me und Be­dürf­nis­se zu er­fah­ren, um so bun­des­wei­te Struk­tu­ren für die Kam­pa­gne auf­bau­en und letzt­lich eine ge­rech­te Ver­fas­sung für alle Me­xi­ka­ner_In­nen schaf­fen zu kön­nen. Viele die­ser Tref­fen und Ge­sprä­che waren be­glei­tet von ver­schie­de­nen De­mons­tra­tio­nen und Mär­schen.


Mit so­zia­len Pro­jek­ten, Auf­bau­pro­gram­men und dem Aus­bau au­to­nom ver­wal­te­ter Zen­tren woll­ten die In­di­genas zur Ver­bes­se­rung der Le­bens­si­tua­ti­on vor allem der länd­li­chen Be­völ­ke­rung bei­tra­gen. Diese Ar­beit ist bis heute Kern der za­pa­tis­ti­schen An­stren­gun­gen. Mit in­ter­na­tio­na­len Hilfs-​, Aus­tausch-​, und So­li­da­ri­täts­pro­jek­ten, wie dem Café Li­bertad, das za­pa­tis­ti­schen Kaf­fee ver­kauft, wol­len so­wohl Me­xi­ka­ner_In­nen als auch Men­schen aus fast allen Ecken der Welt ver­su­chen, den ver­skla­ven­den Neo­li­be­ra­lis­mus zu über­win­den oder doch zu­min­dest ver­su­chen ihn zu un­ter­höh­len. Auch wenn bis heute schein­bar nur mar­gi­na­le Er­fol­ge in Me­xi­ko er­zielt wur­den, hat der Kampf für so­zia­le Gleich­heit be­gon­nen.

 

„Wir müs­sen die Welt nicht er­obern. Es reicht, sie neu zu schaf­fen. Heute. Durch uns!“
Sub­co­man­dan­te Mar­cos: Bot­schaf­ten aus dem La­kan­do­ni­schen Ur­wald

 

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