Ein paar Worte zu ACTA

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Eine Generation "ohne jedes Unrechtsbewusstsein für digitalen Diebstahl" verlangt nach Aufklärung.

Hast du ein schlechtes Gewissen, da sich wegen dir die Bandmitglieder von Metallica keine neue Luxusjacht  vor dem nächsten Quartal kaufen können? Leidest du mit ihnen? WIR NICHT.
Seien wir ehrlich, jeder schaut sich im Internet Filme an, es sei denn, er hat statt einem Rückgrat einen Stock im Arsch und gibt Geld für Produkte aus, die er erst nach dem Kauf kennt. Sind all diese - oftmals jüngeren - Menschen, wie Ansgar Heveling (CDU) es so schön im Handelsblatt formulierte, digitale Maoisten in der zweiten Pubertät?

Dr. Guttenberg, gehören Sie nun für 20 Jahre auf den elektrischen Stuhl?
"Produkt- und Markenfälschungen müssen umfassender und effizienter bekämpft  werden, um Arbeitsplätze in Deutschland und Europa zu sichern. ACTA schafft einen internationalen Rechtsrahmen zur Bekämpfung von Produkt-  und Markenpiraterie und schützt so geistiges Eigentum." bundesregierung.de
All your base are belong to us
Die Medienoligopole sind grundlegenden neuen Technologien gegenüber eher abgeneigt, da sie es nur langsam schaffen, das Internet für sich nutzbar zu machen und gleichzeitig ihre Machtstrukturen aufrechtzuerhalten. Der einsetzende technologische Konservatismus, die Beschränkung auf einige Medien wie Printzeitschriften und das Fernsehen, der Wille und nicht selten auch der aus dem Kampf um die Existenz eines Unternehmens resultierende Zwang, diese zu erhalten und nicht zu etwas Zeitgemäßem zu transformieren, führen zu Undingen wie ACTA. Das Medium Internet bietet eine großartige Vielfalt, nun soll ihm seine Komplexität und Freiheit zu Gunsten der Kapitalakkumulation genommen werden. 
Die Regulierungspläne gehen so weit, dass Provider und Betreiber von Websites ihre Nutzer kontrollieren und eventuell der Justiz preisgeben sollen.
Natürlich lässt sich dies am einfachsten mit dem billigen Generationenkonflikt und dem Unwillen alter Menschen sich auf etwas Neues einzulassen, geschweige denn Veränderungen zu wollen, beschreiben. Kaffee, Tatort, Bild, wenns einigermaßen gut läuft einmal pro Woche "Die Welt", das wars. Von dem sogenannten mittelständischen Bildungsbürgertum wollen wir hier gar nicht erst reden, auch wenn man hoffen sollte, dass es sich heute mal von den Yogamatten erhoben und die partnerlichen Shiatsumassagen auf später verlegt hat (auch wenns schlecht für den Blutdruck ist).
Die Sphäre des Internets umfasst Teile des Warenmarktes. So erwirtschaften beispielsweise kommerzielle soziale Netzwerke Milliarden durch Werbeeinnahmen und den Verkauf der Nutzerdaten, andererseits existieren Bereiche, die sich dem Markt entziehen, wie etwa große Teile des Deep Webs und die Seiten, welche kostenlose legale und illegalisierte Downloads anbieten. Die kostenlose Software ist meistens der kostenpflichtigen ebenbürtig, manche Konzerne betreiben bewusst durch das Tolerieren des Raubmordkopierens virales Marketing, der Großteil ist jedoch diesen Vorgängen gegenüber stark abgeneigt. Ein Konzern muss seine Produkte auf einem Markt anbieten wollen, der die Konsumenten dazu zwingt, etwas zu kaufen, was nicht durch etwas Kostenfreies ersetzbar ist. Patente sind diesbezüglich eine starke Waffe.
Kostenlose Downloads und freie kostenlose Software stehen der Marktlogik entgegen, es gilt, sie entweder zu integrieren oder auszumerzen.
Heinz, die Sau wirft, ruf Monsanto an, die sollen dir die Lizenzgebührenrechnung schicken!
Wie steht es um die Genpatente der  Biotechnikkonzerne, die in den USA sogar Genfolgen von Hausschweinen patentieren lassen möchten?
Wie sieht es mit billigen, nachgeahmten Medikamenten aus, Generica genannt, die sich eben auch mal die armen Schichten (also der ganze Rest der Menschheit) anderer Länder ohne medizinische Grundversorgung leisten könnten? Wird auch hier durchgegriffen werden? Oder sollen die Leute zu Millionen einfach erbärmlich krepieren?
Viele Fragen, keine Antworten, hauptsache ACTA wird durchgelotst und sich einen Ast aufgrund der anstehenden Profite für Black Jack und Nutten abgefreut.
Quo Vadis?
In der kapitalistischen Verwertungslogik wird nicht für den Menschen sondern für den Markt produziert. ACTA ist nichts als ein reaktionärer Scheißesturm. Und nein, wir halten auch nichts von Sascha Lobo und seinen Freunden!
Liberation frequencies...
Was aber am deutlichsten die enormen Möglichkeiten der freien Netze zeigt, sind die Unmengen an Graswurzel Informationsportalen, die in den letzen Jahren entstanden sind - angefangen bei den Indymedias aus der Zeit der Antiglobalisierungsbewegung über zig unterschiedliche, alternative Open Source Kommunikationsprotokolle bis hin zu den hässlichen Wordpressblogs der Infokriegspinner, die einfach mal mehr richtige Drogen konsumieren sollten, anstatt schäbige Chemtrail-Gase zu inhalieren. Gerade im vergangenen Jahr zeigte sich, wie wichtig die weiterführenden Kenntnisse einfacher Nutzer waren, um Informationen im Zuge des Arabischen Frühlings zu verbreiten und gegebenfalls zu spiegeln. 
Vor einigen Jahren gab es noch Aufschreie bezüglich der chinesischen Firewall, heute versuchen westliche Länder, genauso die Kontrolle über die Kommunikationsmöglichkeiten ihrer Bürger zu erlangen. Eigentlich gehört der Begriff Postgeheimnis aus dem Duden gestrichen (siehe Brieföffnungen in Hamburg im Vorfeld des G8 Gipfels 2007 und Postgeheimnis im Netz? Hahaha oh wow. Wer verschlüsselt schon seine Mails...). Mark Zuckerberg und weitere Chefideologen des sogenannten Web 2.0 werden wir hier natürlich auch nicht weiter behandeln, denn wer sich selbst in die Fänge dieser Sozialsekten begibt, wo er nur zu allem "gefällt mir" klicken kann und kein nein, ist selbst schuld.
Die User MÜSSEN sich selbst und andere informieren, bilden und ausbilden - KÖNNEN.
Wir sind unzufrieden, bilden uns und bleiben radikal!
Es gibt die Möglichkeit, sich fast gefahrlos im Netz zu bewegen. Wenn ihr euch im normalen Netz bewegen wollt, nutzt Tor, falls ihr kein Geld für einen kommerziellen VPN Anbieter habt. Als Betriebssystem empfiehlt sich natürlich eine der unzähligen Linux-Distributionen. Ein sehr interessantes Programm um ein Parallelnetzwerk unter vertrauten Menschen aufzubauen ist Retroshare. Der immense Vorteil von Retroshare ist der, dass ihr Chatten, tauschen und Foren betreiben könnt - und das voll verschlüsselt, ohne einen Server zu betreiben; es ist nämlich komplett dezentral aufgebaut. Noch nicht einmal euer Provider weiß, welche Daten ihr überhaupt tauscht. Die Sicherheit ist davon abhängig, wen ihr in euren Freundeskreis einladet. Im Netz wird dies auch als "Web of Trust" bezeichnet. Fürs einfache Chatten empfiehlt es sich, Programme zu nutzen, welche den Chatverkehr mit OTR verschlüsseln können, wie etwa Pidgin und das dazugehörige OTR-Plugin.
Unsere Privatsphäre ist kein Kinderporno...
Es liegt alleine an euch, was ihr mit dieser Technologie treibt. Um euch zu schützen solltet ihr natürlich eure Festplatten mit einem Programm wie etwa Truecrypt verschlüsseln. Truecrypt bietet zwar Raum für Spekulationen, da es nicht den weltweiten Standards für quelloffene Software entspricht, aber trotzdem ist es sehr schwer zu knacken. Alternativ bietet es sich an, bei der Installation von Linux eine der mitgebrachten Verschlüsselungen zu verwenden. Eine beliebte Variante ist eine Dualinstallation von Windows und Linux, während externe Datenträger wie Festplatten und USB-Sticks mit Truecrypt zu verschlüsselt werden. So kann man z.B. weiterhin unter Windows problemlos die aktuellen gewaltverherrlichenden Killerspiele genießen und sein wirkliches digitales Zweitleben sicher unter Linux laufen lassen (Fotos verwalten, Korrespondenzen, Büroarbeit u.ä.). Mit Truecrypt sollte natürlich auch die Windowspartition verschlüsselt werden. Zu guter Letzt verhindert ihr damit beim Verlust eines Gerätes den Diebstahlt eurer digitalen Zweitpersönlickeit und gegebenfalls deren Weiterverwertung/vorsätzliche Vergewaltigung im Netz.
Die Idee ist gut, doch ist die Welt schon bereit?
Anons konsequentes Vorgehen gegen Nazis ist lobenswert, doch bitte liebe Leute, beschäftigt euch nicht nur mit bürgerlich-üblicher Theorie, sondern zieht auch Alternativen in Betracht. Das Kapital ist als schweres Buch auch ein guter Wurfgegenstand. 
Occupy baut sich vor der EZB ein eigenes kleines Gallierdorf auf, wir fragen uns allerdings, welche Inhaltsstoffe deren Zaubertrank hat, scheint er doch zu offenem Antisemitismus zu verführen. Ein Herr Ackermann mag zwar ein Arschloch sein, den Kapitalismus hat er leider nicht verbrochen und "Wir sind das Volk" sowie "Nieder mit den Banken" hat man vor ein paar Jahrzehnten in Deutschland bereits gehört - ein Tip: Es ist nicht gut ausgegangen. Auf explizit freiheitlichen Demonstrationen ganze Chöre, die diese und ähnliche Sprüche klopfen, zu hören, weckt aber nicht nur bei halbwegs gebildeten Menschen Assoziationen zum Nazisystem, sondern auch zu den Pogromen der Nachwendezeit und der beinah kompletten Abschaffung des Asylrechts.
Wie es in ein paar Jahrzehnten aussehen wird, ist nicht vorhersagbar - kann es überhaupt schlimmer werden?
Wir sind nicht das "Volk", das "Volk" sind 99% und die verdienen unsere volle Verachtung aufgrund des alltäglichen Sexismus, Rassismus, der Homo/Transphobie, dem Antisemitismus, Nationalismus und des ganzen Scheißes! 
Forderungen:
1. Bildet euch und bleibt/werdet radikal!
2. Entwickelt Parallelnetze (z.B. packet radio), auf die man notfalls zugreifen kann!
3. Gema angreifen, Gez enteignen, Flaschenpfand verbieten!
4. ???
5. Profit!

Dieses Flugblatt wurde gesponsert von Mami und Papi
LG, Hipstermalte

In den Anhängen findet sich ein PDF zum Ausdrucken und verteilen auf den ACTA-Demos bei Interesse.
Wir werden uns in den Kommentaren nicht äußern :3