Neuer Naziladen in Bad Schandau (Sächsische Schweiz)

Karte der Kunden aus Deutschland

In der Innenstadt des lauschigen Kurortes Bad Schandau hat unlängst ein Naziladen mit dem Namen „Nordic Flame“ eröffnet. Damit scheinen Neo-Nazis in der dörflichen Region wieder in die Offensive kommen zu wollen. Hinter dem Laden steht ein Internetversand der erst Ende letzten Jahres gehackt worden war.

 

Fast hätten Menschen die im Fadenkreuz rechter Übergriffe stehen in der Region des Elbsandsteingebirges aufatmen wollen, hatte doch augenscheinlich die Präsenz rechter Schläger/innen in der Region abgenommen. Das der Ruhe nicht zu trauen war machten aber schon die Entglasung eines kurdisch geführten Dönerimbisses und brutale Überfall auf zwei Naziaussteiger/innen in Bad Schandau während des letzten Jahres deutlich. Seit dem Frühjahr tauchten zu dem auch immer wieder rechte Sticker von der NPD, FSNI und dem „Freien Netz“ in großer Stückzahl in der Bad Schandauer Innenstadt und umliegenden Ortschaften wie Rathmannsdorf auf.

 

Mit der „Nordic Flame“ auf dem Basteiplatz 3 versuchen sich Faschist/innen nun scheinbar wieder stärker in der Sächsischen Schweiz zu organisieren. Es ist das erste Ladengeschäft des Internetversands „Nationales-Versandhaus.de“, auch „Odin-Versand“. Betreiber ist Martin Hering der auf dem freistehenden Bauernhof Neuen Bauerngasse 50 in dem kleinen Ort Gohrisch wohnt. Hering ist dabei kein gemäßigter, neben jeder Menge NS-Symbolik verkauft er auch Quarzsandhandschuhe, Teleskopschlagstöcke und Pfefferspray für den „Straßengebrauch“ der Kameraden.

 

Damit kehren neben den „parlamentarischen“ Nazis (in Schandau und Umgebung wählten 2009 durchschnittlich 11-12 % NPD) nun auch die militanten Nazis wieder verstärkt ins Stadtbild zurück. Für die örtlichen Kader ein wichtiger Schachzug, sah es doch zu Letzt so aus, als würde ihnen langsam die entschlossene Jugend wegbrechen. Ebenso wird der Laden die Lücke füllen können die durch die Schließung der Jugendclubs Bad Schandau und Gohrisch (hier expliziet wegen rechter Umtriebe) entstanden ist. Für Menschen in den Ortschaften, die sich noch offen gegen Nazis aussprechen heißt das: Mehr täglicher Terror, mehr rechte Propaganda im Stadtteil, noch mehr Misstrauen im Umgang mit den Nachbar*innen und vor allem für Jugendliche; noch weniger Bewegungsfreiheit im eigenen Lebensumfeld.

 

Wir fühlen mit Wut und Hass mit den betroffenen Anwohner/innen

 

 

Hier noch ein paar Outings als Eröffnungsgrüße:

 

Steffen Konkol

2009 Landtagskandidat NPD, Gemeinderatsmitglied Rathmannsdorf, Betreuer der NPD-Jugend-Bergsteiger/innengruppe, aktiv in der rechten Kletterseilschaft „Waldrauscher“

Hohnsteiner Str. 68, 01814 Rathmannsdorf, Tel: 035022 43450

 

Erwin Foedde

Trägt für Konkol die NPD-Blättchen in Rathmannsdorf und Bad Schandau aus

Dorfplatz 8, 01814 Rathmannsdorf, Tel: 035022 41753

 

Jörg Selter

Altnazi, ehemals SSS-Kreis

Kirnitzschtalstr. 73, 01814 Bad Schandau Tel: 035022 43247

 

Dr. med.  Johannes Müller

Landtagsabgeordneter der NPD

Mühlgäßchen 2, 01855 Sebnitz Tel:  035971 58595 und 035971 58596

 

Olaf Schiller

Kreistagabgeordneter der NPD

Borsbergblick 12, 01796 Pirna Tel: 03501 502418

 

Michael Jacobi 

Kreistagabgeordneter der NPD, sein Sohn ist übrigens auch Nazi

Rundweg 1C, 01814 Kleingießhübel

 

Daniel Altmann 

Fußvolk Nazi

Schmilka 26A, 01814 Bad Schandau Tel: 01726592829 Mail: dealer1983@web.de

 

Martin Hering

Betreiber Nationales Versandhaus, Nordic Flame

Neue Bauerngasse 50, 01824 Gohrisch Tel: 01632325798 und 035028 80359

 

Pierre Wustmann

U.a. ehemaliger Herausgeber des Nazi-Fanzines "Stahlhelm"

Siegfried-Rädel-Str.10a, 01796 Pirna Tel: 01639582345 Mail: p.wustmann@gmx.net

 

Stefan Kiehle

Fährstraße 2, 01796 Pirna Tel: 01749316441 Mail: fire08@gmx.de

 

André Malheur

Ehemaliger SSS-Führungskader, weiterhin sehr aktiv

Am Dörfel 3, 01814 Rathmannsdorf Tel: 035022 54771

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Parallel zu einer medialen Werbe- und Imagekampagne des Tourismusverbandes der Sächsischen Schweiz kam es am vergangenen Wochenende erneut zu einem rechtsmotivierten Übergriff. In der vom Juni-Hochwasser besonders betroffenen Stadt Bad Schandau riefen nach Polizeiangaben am frühen Samstagmorgen bislang unbekannte Jugendliche vor einer Jugendherberge rechte Parolen und griffen anschließend eine Hamburger Schulklasse an. Bei dem Übergriff musste ein 15jähriger, der durch Faustschläge ins Gesicht verletzt worden war, anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.  

Zuvor soll die Klasse am Markt des staatlich anerkannten Kneippkurortes an der Elbe auf eine etwa gleich große Gruppe getroffen sein. Im Anschluss daran sollen einige der teilweise betrunkenen Jugendlichen der Klasse bis zu ihrer Jugendherberge im Stadtteil Ostrau gefolgt sein, um sie schließlich unmittelbar vor der Unterkunft anzugreifen. Inzwischen hat das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei die Ermittlungen übernommen und sucht in diesem Zusammenhang nach Zeugen. Im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges kam es in der Vergangenheit immer wieder zu rechten Übergriffen. Erst kürzlich war in Pirna ein vietnamesischer Imbiss durch einen Brand fast vollständig zerstört worden. Hinweise zu beiden Taten nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0351-4832233 entgegen.

In dem nach Außen hin beschaulich anmutenden Kurort ist jedoch nicht alles toll, so gibt es neben einer in der Region noch immer aktiven rechten Kameradschaftsszene, die in der letzten Zeit vor allem mit Propagandadelikten aufgefallen sind, seit Ende 2011 den von Martin Hering betriebenen Naziladen “Nordic Flame”. Neben dem “The Store” in der Breiten Straße in Pirna bietet auch sein Laden ein umfangreiches Sortiment von vor allem bei Nazis beliebten Modemarken. Obwohl das Ladengeschäft in Bad Schandau durch die Schäden des Hochwassers noch nicht wiedereröffnet werden konnte, verdient sein in Kurort Gohrisch lebender Besitzer im daran angeschlossenen “Nationalen Versandhaus” und im “Streetfightversand” noch immer sein Geld mit dem Verkauf von rechten Devotionalien und Nazi-Bekleidung.

Ob daran Kampagnen und Appelle, die darauf abzielen, den für die Region wirtschaftlich notwendigen touristischen Sektor zu stärken, langfristig etwas am Bewusstsein der Bevölkerung ändern werden, bleibt angesichts der kaum wahrnehmbaren Reaktion auf die Taten in der jüngsten Vergangenheit zumindest fraglich. Sehr viel weiter geht das Engagement von dem im Landkreis aktiven zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Initiativen. So setzt sich beispielsweise das Alternative Kultur- und Bildungszentrum (AkuBIZ e.V.) schon seit 2001 aktiv und kreativ mit den Themen Rassismus und Antisemitismus auseinander. Neben Vorträgen, Seminaren und Kulturveranstaltungen in der Anfang 2012 eröffneten Kulturkiste organisiert der Verein seit 2006 erfolgreich einen antirassistischen Fußball-Cup in der Sächsischen Schweiz und setzt sich für die wenigen im Landkreis lebenden Asylsuchenden ein. Darüber hinaus engagierte sich bis zur Mitte des letzten Jahres der Pirnaer Verein Aktion Zivilcourage mit seiner 2010 ins Leben gerufenen Initiative: “Die Sächsische Schweiz ist bunt” für einen “respektvollen Umgang und Weltoffenheit” in der Region.

 

http://www.addn.me/nazis/rechte-jugendliche-greifen-schulklasse-in-bad-schandau-an/