Online: Ein warmes Bett im Wendland zur Castor-Zeit

Patenschaften

Christina Schuster, Wildkräuter-Expertin und Knobelspiel-Fan, bringt über „Patenschaften“ hunderte Castor-Protestierende von überall her in warmen wendländischen Betten unter.

 

Die Idee kam auf im letzten Jahr: Da war abzusehen, dass viel mehr Leute zu den Castor-Protesten anreisen würden als sonst, auch viele, die noch nie in Gorleben oder auf einer Anti-Atom-Demo waren. Für die wollten wir sogenannte Patenschaften anbieten, wo sie nicht nur übernachten, sondern auf Wunsch auch ein bisschen an die Hand genommen werden können. Wo man gemeinsam frühstückt und dann gemeinsam losgeht sozusagen. Ich mag Knobeleien und arbeite gerne mit Tabellen. Also hab ich das in die Hand genommen.

 

Es gibt hier ja bei jedem Castor viele Camps, für Leute, die an organisierten Aktionen teilnehmen und sich gemeinsam darauf vorbereiten wollen. Und es gibt auch weiterhin eine Bettenbörse. Die „Patenschaften“ unterscheiden sich von dieser dadurch, dass man sich schon im Vorfeld ein wenig beschnuppern kann, auch wegen so pragmatischer Dinge wie Rauchen, Katzenallergie und so weiter. Beim Sozialforum in Hitzacker hatte ich schon mal private Übernachtungen vermittelt. Von daher wusste ich: Es ist ganz wichtig, dass die Gastgeber das Gefühl haben, sie kriegen passende Leute.


Wir haben ein paar Anzeigen geschaltet, es gab Berichte in der Lokalpresse. Am Ende hatte ich knapp 2.000 warme Schlafplätze im Angebot, über 1.200 davon konnte ich vermitteln! Manche Leute stellten nicht etwa ein einzelnes Bett zur Verfügung, sondern gleich zwei, drei Zimmer. Mich riefen ältere Damen an mit 70 Jahren, die sagten: „Das will ich auch machen.“ Um das Angebot unter den Auswärtigen bekannt zu machen, hatten wir auf der Demo in Berlin massenhaft Postkarten verteilt. Die ersten Anrufe kamen noch während der Demo. Und es ging weiter bis zum letzten Tag vor dem Castor. Ich konnte das Wachsen des Widerstands richtig mitverfolgen.


Aus vielen „Patenschaften“ haben sich freundschaftliche Kontakte entwickelt. Wer sich hier im Wendland mal an den Protesten beteiligt hat, vergisst das nicht so schnell. Dieses Sich-behilflich- Sein, dieses Gemeinschaftsgefühl, das rüberkommt, weil man gemeinsam gegen den Castor ist, das ist generations-, geschlechter- und die politische Orientierung übergreifend. Wenn man das nicht erlebt hat, ist das schwer zu erklären.


Wie viele dieses Jahr kommen? Keine Ahnung. Die ersten haben schon angefragt. Letztlich hängt aber viel davon ab, dass sich jetzt viele entscheiden, ins Wendland zu fahren, und dass sie dann überlegen, wen aus ihrem Bekanntenkreis sie noch ansprechen. Die Erfahrung zeigt: Wenn einer fährt und weiß, er kriegt hier ein warmes Bett, dann zieht das viele weitere Menschen nach sich.

 

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