Brandanschläge in Berlin: RAF-Fantasien in der Hauptstadt

Brandanschläge in Berlin

14.10.2011 – Die Gemüter sind zur Zeit deutlich erhitzter als das Gleisbett der Berliner Bahn. Hier tauchten seit einigen Tagen ein gutes Dutzend, mit farbigen Flüssigkeiten gefüllte, Plastikflaschen auf, die von der Bekennergruppe „Hekla Empfangskomitee“, der Bildzeitung und den Sicherheitsfanatikern unter Deutschlands Politik-Darstellern als „Brandsätze“ bezeichnet werden.


Tatsächlichen Schaden haben die Eisteeflaschen dabei nicht angerichtet, sieht man einmal davon ab, dass sie Innenminister Friedrich & Co. eine Steilvorlage bieten, dem „Linksextremismus“ in Deutschland einmal mehr den Kampf anzusagen.


Während ein paar „dumme Jungs“ der Berliner Bahn einen misslungenen Streich gespielt haben, lassen Unionspolitiker inzwischen sogar die RAF aus der fehlenden Asche auferstehen, fabulieren über eine neue Dimension des Linksterrorismus und fordern drastische Maßnahmen gegen die linksextreme Szene.

 

Bereits am 10.10. haben sich die „Täter“ via indymedia mit einem Bekennerschreiben an die Öffentlichkeit gewandt: Man habe die Hauptstadt entschleunigen und dabei keinen Menschen gefährden wollen, heißt es unter anderem in der langatmigen Erklärung.

 

Professor Chaos: Hekla will Entschleunigung der Hauptstadt

Seit einigen Tagen werden im Gleisbett und in Kabelschächten der Berliner Bahn Plastikflaschen mit farbigen Flüssigkeiten gefunden. Die Bildzeitung spricht in diesem Zusammenhang bereits von „Feuer-Terror“, „Bahn-Bombern“ und einer „neuen RAF“.

 

Der konkrete Schaden: Eine der Flaschen setzte in der Nähe des Bahnhofs Finkenkrug einen Kabelschacht in Brand. Signalkabel wurden hierdurch beschädigt. Weitere „Brandsätze“ zündeten unbemerkt. Der größte Teil der deponierten Flaschen ging aufgrund technischer Fehler oder wegen des Regenwetters erst gar nicht hoch. Die unmittelbare Folge: Einige Verspätungen im Bahn- und S-Bahn-Verkehr.

Das Bekennerschreiben der Gruppe „Hekla Empfangskomitee“ erschien am 10. Oktober auf einer indymedia Webseite. Es handelt sich um einen langatmigen Text, der wirkt, wie der Auszug aus dem Tagebuch eines „Kirchturmkandidaten“.

 

Wenn man hier Sätze liest wie: „Wir unterbrechen nur die Funktionsfähigkeit einer kriegswichtigen europäischen Hauptstadt“ oder „Jede Sekunde, die wir uns diesem System entziehen, ist eine Sekunde wiedergewonnenen Lebens“, dann fühlt man sich halb an den Versuch von Leopold „Butters“ Stotch, in Gestalt von „Professor Chaos“ South Park zu zerstören und halb an „Momos“ Kampf gegen die „grauen Herren“ erinnert.

 

Der politische Impetus der Erklärung beschränkt sich auf die Ablehnung des Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr und die Forderung nach der Freilassung des Wikileaks-Informanten Bradley Manning. Hierzu soll Berlin „entschleunigt“ werden:

 

Die Züge kommen nicht, das Handy schweigt, auch das Internet braucht heute sehr lange. Der Chef muss warten, ob er will oder nicht. Na und? Der Ministerialbeamte aus Bonn bleibt im ICE hängen. Gut so. Der Hausmeister kann nicht aufschließen. Ausgerechnet heute, wo die Konferenz beginnt. Shoppen gehen? Geld ausgeben? Nicht heute. Mit dem Auto kommst Du auch nirgendwo hin. „Nein, ich kann leider nicht… Gut. Dann morgen.“ Vielleicht …

 

Gemessen an ihren eigenen Zielen ist die Aktion durchweg in die Hose gegangen. Abgesehen von einigen Verspätungen im Bahnbetrieb blieb sie folgenlos. Dielinke Szenedistanziert sich peinlich berührt von Tat und Tätern, die PIRATEN sprechen allenfalls von einerneuen Dimension von Brandstiftungund Kommentatoren in Blogs und Foren machen sich über dieAnschlägelustig.


Nur den Law & Order Politkern der Union kommt die Berliner Aktion gerade recht. Hätte sie doch in Umsetzung und Zeitpunkt nicht passender erfolgen können. Ohne, dass jemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, bietet sie eine optimale Möglichkeit zur populistisch geprägten Forderung nach einem harten Durchgreifen gegen den Linksextremismus in Deutschland. Und dass, während die konservativen Politik-Darsteller wegen des illegalen Einsatzes des Bundestrojaners ohnehin in der Schusslinie stehen.

 

Die „neue RAF“ kämpft mit Eistee gegen Militarismus

Wir erleben eine Renaissance der Rote Armee Fraktion“. So kommentierte der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt die Brandanschläge in Berlin gegenüber der Bildzeitung. Und sein Kollege von der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, ergänzt: „Auch der RAF-Terror hat mit der verharmlosenden sogenannten Gewalt gegen Sachen begonnen. Später wurden Menschen ermordet.“

 

Der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Werner Wargel legt nach: Es seien durchaus „Parallelen zu den bis in die 1990er-Jahre aktiven Revolutionären Zelle erkennbar“. Der CSU-Innenexperte Stephan Mayer sagt der Bildzeitung hierzu: „Die zahlreichen Brandanschläge müssen uns große Sorgen machen, denn auch die RAF hat einst genau so begonnen“.


Hier wird also mit der RAF ein altbewährtes Schreckgespenst der deutschen Sicherheitspolitik aus der Schublade gezogen, das schon immer dann zum Zuge kam, wenn die Bevölkerung von der Alternativlosigkeit ordnungspolitischer Maßnahmen überzeugt werden sollte. Passend hierzu fordert die Polizeigewerkschaft auch umgehend den Einsatz zusätzlicher verdeckter Ermittler und erhält Unterstützung von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann: „Bei der Innenministerkonferenz müssen jetzt schnell Maßnahmen beschlossen werden. Ich denke zum Beispiel an den verstärkten Einsatz verdeckter Ermittler“.

 

Und während Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die versuchten Brandstiftungen als „verbrecherische terroristische Anschläge“ verurteilt, bekennt Deutschlands oberster Ordnungshüter, Innenminister Hans-Peter Friedrich, leutselig, dass er sich in seiner Sorge wegen des „zunehmenden Linksextremismus leider bestätigt“ sehe. Für ihn stellt sich die Aktion von Hekla als der Versuch dar: „flächendeckend und systematisch die Infrastruktur der Hauptstadt zu zerstören“.

 

Eine dämliche Aktion und ihre absehbaren Reaktionen

Keine Frage: Die Plan, die Berliner Infrastruktur mit benzingefüllten Plastikflaschen lahmzulegen, ist dämlich, das Bekennerschreiben ist nicht ernst zu nehmen und die politische Aussage ist nicht wahrnehmbar. Wer zündelt, um gegen Militarismus und Kriegstreiberei zu demonstrieren, der befindet sich ohne Zweifel noch vor seiner politischen Pubertät und erweist der Sache keinen guten Dienst.

 

Allerdings: Die Aktion hat zu keinem Zeitpunkt ernsthaft Menschen in Gefahr gebracht sondern richtete sich ausschließlich gegen die Signal- und Datenkommunikation der Bahn. Selbst Polizeiermittler müssen gegenüber der Berliner Morgenpost einräumen: Das maximale Risiko habe darin bestanden, dass Menschen durch Qualm und Rauch verletzt würden. Die konkreten Folgen: Ein paar umgeleitete Züge, ein paar Verspätungen, ein paar genervte Passagiere und insgesamt viel Rauch um nichts.

 

Wenn sich nun aber angesichts der zwar unsinnigen aber doch harmlosen „Brandanschläge“ Deutschlands Ordnungspolitiker und Chefermittler mit zwanghaften RAF-Vergleichen und lautstarken Aufrufen zum Kampf gegen den Linksextremismus zu Wort melden, dann ist Wachsamkeit angesagt.

 

Durch den Skandal um den Bundestrojaner eben noch unter verfassungsrechtlichen Aspekten argwöhnisch beäugt, haben die Sicherheitsfanatiker aus Bayern und Berlin schon jetzt wieder Oberwasser und versuchen die günstige Lage gegenüber der Bevölkerung nach Kräften für sich zu nutzen.

 

Innenminister Hans-Peter Friedrich, der entgegen der Faktenlage gerne davon spricht, dass der Linksextremismus in Deutschland deutlich bedrohlicher ist als der Rechtsextremismus und der sich mit fadenscheinigen Begründungen hartnäckig einem Verbotsverfahren gegen die NPD versperrt, kann sich jetzt, unterstützt von der Bildzeitung, auf die nächste Runde im Kampf gegen „linke Chaoten“ vorbereiten.

 

Und auch der angeschlagene bayerische Innenminister Joachim Herrmann dürfte von der Diskussion über die Brandsätze in Berlin profitieren. Der „schwarze Sheriff“, der auf der staatlich finanzierten Internetseite „Bayern gegen Linksextremismus“ vor allem die Linkspartei als extremistisch, kommunistisch unterwandert und gewaltbereit diffamiert und der als Hauptverantwortlicher für den Einsatz des verfassungswidrigen Staatstrojaners in Bayern gilt, gewinnt nun neue Argumente, um überbordende staatliche Überwachung und ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten und Oppositionelle zu rechtfertigen.

Auch wenn man versucht ist, sich hierfür bei dem Hekla Empfangskomitee „zu bedanken“, muss man auch in diesem Zusammenhang die Bedeutungs- und Folgenlosigkeit der Berliner Aktion berücksichtigen.

 

Für die stetige Verschärfung staatlicher Kontrolle, die Ausweitung von Ermittlungsbefugnissen und die populistische Betonung linksextremistischer Gefahren zeichnet nämlich nicht eine unbedachte Aktion unreifer Möchtegern-Revoluzzer verantwortlich sondern ausschließlich der Wille konservativer Mandats- und Amtsträger. Denen kommt das Theater um ein paar Eisteeflaschen im Gleisbett nämlich ausgesprochen gelegen, um ihre verfassungswidrige Law & Order Politik erfolgreich ins nächste Level zu bringen.

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Die ersten Waffen und Bomben der RAF waren immer noch eine Spende des deutschen Staates, nicht wahr Herr Urbach. Aber das erwähnen diese peinlichen KommentatorInnen aus Medien und Politik selbtstverständlich nicht...

gefunden Morgenpost Berlin:Nach den versuchten Brandanschlägen und Funden zahlreicher Brandsätze auf Bahnanlagen rund um Berlin werden die Rufe nach besserer Überwachung lauter. Dazu braucht es aber mehr Personal bei Polizei und Staatsschutz.

Wegen der versuchten Brandanschläge auf Bahnanlagen im Großraum Berlin fordern Polizei und Verfassungsschutz eine stärkere Überwachung linksextremistischer Gruppen – auch durch den Einsatz verdeckter Ermittler.

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, im Bereich des Linksextremismus habe man es zu lange schleifen lassen. „Der Polizei fehlen bundesweit einige hundert Staatsschützer, die nach dem 11. September 2001 für den Anti-Terror-Kampf abgezogen worden sind“, kritisierte der BDK-Chef. „Diese großen Lücken dürfen wir uns nicht leisten.“
18 Brandsätze seit Montag

Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, verlangte, die linksextremistische Szene „viel intensiver als bisher mit verdeckten Ermittlern zu unterwandern“. An diesen Spezialisten fehle es der Polizei aber an allen Ecken und Enden. Die eingeschleusten Ermittler müssten zudem befugt sein, „sich zum Schein an szenetypischen Straftaten zu beteiligen, sonst bleibt ihr Einsatz ein stumpfes Schwert“.

Auch am Donnerstag war in Berlin ein Brandsatz gefunden worden. Damit stieg die Zahl der entdeckten Brandsätze seit Montag auf 18. Die meisten konnten unschädlich gemacht werden – zwei zündeten aber. In der Nacht zum Freitag wurden keine neuen Brandsätze entdeckt, berichtete die Polizei.

Die mutmaßlich linksextremen Täter wollen mit ihren Brandsätzen an Gleisen und in Kabelschächten den Bahnverkehr lahmlegen. Bisher gibt es aber trotz eines Bekennerschreibens einer linksextremistischen Gruppe keine konkreten Hinweise auf die Täter und ihr Umfeld.
"Verfassungsfeindlichen Sabotage"

Wegen des Verdachts der „verfassungsfeindlichen Sabotage“ hatte am Mittwoch die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Die Bahn hat 100.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, mit denen die Täter der versuchten Brandanschläge ergriffen werden können.

Die Bundesregierung erwägt, „an neuralgischen Stellen wie Hauptbahnhöfen mehr Kameras einzusetzen“. Das sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ein lückenloser Schutz sei bei 34.000 Kilometern Netzlänge allerdings nicht möglich. Auch er sprach von „einer neuen Dimension extremistischer Gewalt“.

Der Bundesvorsitzende der Piratenpartei, Sebastian Nerz, sieht dagegen keinen neuen Extremismus. „Ich würde da eher von einer neuen Dimension von Brandstiftung reden“, sagte Nerz der „Rheinischen Post“. Die Taten dürften nicht verharmlost werden.

Aber ein ideologischer Überbau oder ein „großes Ziel“ scheine völlig zu fehlen, ebenso wie eine weitergehende quasi-professionelle Struktur oder Gruppe. Eine Terrorismusdebatte sei somit verfrüht.

und hunderttausende Fahrgäste mußten ein Verspätungs-Chaos mit tatsächlichen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nachteilen sondergleichen erleiden! Die Manager oder eigentlich müßte es heißen, die staatlichen Terroristen, blieben straffrei.

Die Deutsche Bahn aber setzt jetzt mal eben für die Ergreifung der Täter von versuchten Sachschäden 100.000 € Belohnung aus. Die DB ist ein bundeseigenes, also ein staatliches Unternehmen. Und wenn die DB 100.000 € rausballert, verballert sie de facto Staatsknete.  Übrigens erhöht sie ab Dezember mal eben schnell um knapp 4% die Bahnpreise, toll wa!

Das Finden von Mördern, also Schwerstkriminellen, ist unserer Gesellschaft wenn überhaupt in der Regel nur 5.000 € wert. Aber DB-Kabel-Brandstiftung, also bestenfalls Kleinkriminalität, sieht die herrschende Politik als staatsgefährdende Bedrohung an und verballert für Hinweise auf die Ergreifung, soviel Staatsknete, wie Hartz4'lerInnen in 10 Jahren nicht erhalten. Verkehrte irre Welt, die wirklichen Terroristen sacken Profite bis zum geht nicht mehr durch Kriege und Sozialkahlschlag ein hier wird miesepetrig-arrogant was von unsinniger Aktion einiger angeblich politisch pubertierender Idioten gelabert!

Ein ebenso langatmiger wie dümmlicher Artikel eines hochmütigen Buchstabenaneinanderreihers, der uns nach Art von Erich Mühsams Revoluzzer Lampenputzer richtige linke Politik erklären möchte.

Weils gut zum Thema paßt, hier eine Strophe aus "Die Gewalt" von Erich Fried:
Die Gewalt herrscht dort,
wo der Staat sagt:
"Um die Gewalt zu bekämpfen,
darf es keine Gewalt mehr geben,
außer meiner Gewalt."
Das komplette Gedicht hier: http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/5/28372548#28372548

Abschließend: Wir würden heute ein Atomaufbereitungswerk Wackersdorf haben, hätte es in den 80er Jahren nicht den friedlichen UND militanten Widerstand gegeben ( http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/28366153#28366153 ). Genau wie heute haben sich die Medien und die ihnen hörigen Massen vor Geifer kaum eingekriegt - und heute sind sie und ihre nachfolgende Generation froh, daß AA-Wackersdorf nur eine Bauruine geblieben ist.

"Die Manager oder eigentlich müßte es heißen, die staatlichen Terroristen, blieben straffrei."

 

Die Topmanager wie Mehdorn und Konsorten inklusive Bundesverkehrsminister blieben nicht nur straffrei, es wurde noch nicht einmal gegen sie ermittelt. Lediglich einige wenige untere Chargen verloren ihren Job.

"Ein ebenso langatmiger wie dümmlicher Artikel eines hochmütigen Buchstabenaneinanderreihers" ... Danke für die Blumen. Allerdings hast Du leider vergessen, Deiner Beschimpfungen die genauen Gründe für Deine Ablehnung anzufügen. Die würden mich jetzt natürlich sehr interessieren.

 

Jacob

Deiner Beschimpfungen die genauen Gründe für Deine Ablehnung anzufügen. Die würden mich jetzt natürlich sehr interessieren."

Nö. nix vergessen. Dachte nämlich, daß mit meinem Satz "Verkehrte irre Welt, die wirklichen Terroristen sacken Profite bis zum geht nicht mehr durch Kriege und Sozialkahlschlag ein (und) hier wird miesepetrig-arrogant was von unsinniger Aktion einiger angeblich politisch pubertierender Idioten gelabert!" fast alles gesagt wäre. Den nächsten, zugegeben ebenfalls polemischen Halbsatz "der uns nach Art von Erich Mühsams Revoluzzer Lampenputzer richtige linke Politik erklären möchte." habe ich sozusagen als i-Tüpfelchen in der Begründung meines Verrisses nachgeschoben. Sorry, daß diese beiden klar formulierten Sätze Dir als Begründung nicht ausreichen.

Deshalb will ich, unabhängig ob mensch die Aktion gutheißt oder nicht oder gar V-Männer als "agent provocatuers" am Werk sieht, gerne einige Deiner meines Erachtens teils dümmlichen teils arroganten Buchstabenaneinanderreihungen zitieren, sie sind m. E. selbsterklärend:

  • Eisteeflaschen
  • wie der Auszug aus dem Tagebuch eines „Kirchturmkandidaten“.
  • Wenn man hier Sätze liest wie: „Wir unterbrechen nur die Funktionsfähigkeit einer kriegswichtigen europäischen Hauptstadt“ oder „Jede Sekunde, die wir uns diesem System entziehen, ist eine Sekunde wiedergewonnenen Lebens“, dann fühlt man sich halb an den Versuch von Leopold „Butters“ Stotch, in Gestalt von „Professor Chaos“ South Park zu zerstören und halb an „Momos“ Kampf gegen die „grauen Herren“ erinnert.
  • Die „neue RAF“ kämpft mit Eistee gegen Militarismus
  • Eine dämliche Aktion und ihre absehbaren Reaktionen
  • Keine Frage: Die Plan, die Berliner Infrastruktur mit benzingefüllten Plastikflaschen lahmzulegen, ist dämlich, das Bekennerschreiben ist nicht ernst zu nehmen und die politische Aussage ist nicht wahrnehmbar. Wer zündelt, um gegen Militarismus und Kriegstreiberei zu demonstrieren, der befindet sich ohne Zweifel noch vor seiner politischen Pubertät
  • unbedachte Aktion unreifer Möchtegern-Revoluzzer


Das sind die wichtigsten "Gründe", die mir sauer aufgestoßen sind und, wie ich denke, genug, Deinen Artikel als den eines (kämpferischen) Linken unwürdig zu bezeichnen. Wie schon gesagt, mensch muß die Aktion der Hekla-Aktivisten ja nicht gutheißen und kann sie sogar als kontraproduktiv verurteilen. Bloß wer so herablassend abwertende Formulierungen wie Du gebraucht, darf sich nicht über meine entsprechende Replik wundern. Dein Kommentar-Artikel liegt nämlich voll auf der Hetz-Linie der christsozial-schwarzbraunen rechtskonservativen Reaktion und hat deswegen verdient, als "Ein ebenso langatmiger wie dümmlicher Artikel eines hochmütigen Buchstabenaneinanderreihers" bezeichnet zu werden.  Nichts für ungut also.

Finde ich gut, dass Du Deinen Standpunkt so ausführlich erklärt hast. Danke dafür, jetzt kann ich auch substantiiert darauf antworten.

 

Ich fange mal von hinten an: Die "Hetz-Linie der christsozial-schwarzbraunen rechtskonservativen Reaktion" geht ja in eine ganz ander Richtung. Die stilisieren die Berliner Aktion zu einem linksterroristischen Angriff auf Freiheit, Recht und Demokratie hoch und leiten hieraus die Konsequenz ab, dass man mehr verdeckte Ermittler einsetzen, mehr staatliche Befugnisse durchsetzen und mehr Kontroll- und Überwachungsmechanismen umsetzen muss.

 

Um mich dem entgegen zu stellen, versuche ich die Aktion von Hekla in meinem Artikel also zunächst dort zu verorten, wo sie tatsächlich hingehört: Eine Flasche hat gebrannt, ein paar andere hätten brennen können, sind aber ausgefallen. Abgesehen von ein bisschen Verspätung im Bahnvehr ist also nichts passiert, außer, dass die obligatorischen Schreihälse aus Bayern und Berlin die RAF beschwören, hieraus die Rechtfertigung krasser Maßnahmen ableiten und hierfür auch noch Beifall und Zustimmung aus der Bevölkerung und von den Konzernmedien erhalten.

 

Um das öffentlich erzeugte Bild zu relativieren, mache ich mich über die Aktion lustig. Das halte ich, unabhängig davon, ob sie echt oder von V-Leuten inszeniert wurde, für den passenden Umgang mit den Ereignissen.

 

Nehmen wir an, sie war echt: Dann hat sie in Bezug auf die geäußerten Forderungen (Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, Freilassung von Bradley Manings) keine Wirkung erzielt. Konnte sie auch nicht, da sie keine Kondition nennt, wie: Wenn die deutschen Truppen nicht aus Afghanistan abgezogen werden, dann... Stattdessen fordert sie die Leute dazu auf, Bahnverspätungen, Ausfall von Mobilfunk und ein langsames Internet zu nutzen, um anlässlich der dadurch entstehenden "Entschleunigung" über den Militarismus nachzudenken.

 

Um mal den Kontrast aufzuzeigen: Als die RAF am 19. Mai 1972 das Springer-Hochhaus in Hamburg mit zwei Bomben angriff, da hieß es im Bekennerschreiben vom 20. Mai:

"Wir fordern von Springer: daß seine Zeitungen die antikommunistische Hetze gegen die Neue Linke, gegen solidarische Aktionen der Arbeiterklasse wie Streiks, gegen die kommunistischen Parteien hier und in anderen Ländern einstellen".

Der Anschlag zielte also genau auf diejenigen, an die sich auch die Forderung wandte. Dagegen hat die Hekla-Aktion private Personen und allenfalls die Bahn "geärgert" und dabei keine Forderungen formuliert, die von den Adressaten der Aktion erfüllbar wären. Ergebnis: Hohes Risiko für die Ausführenden, kleine Wirkung für die Adressaten, Steilvorlage für die Konzernmedien und für Hans-Peter Friedrich & Co.

 

Nehmen wir an, die Aktion war nicht echt: In diesem Fall halte ich meine Darstellung ebenfalls für angemessen. Sollten sich Sicherheitspolitiker, Amtschefs und Ermittlungsbehörden ihr Rechtfertigungs-Szenario selber gebastelt haben, dann ist es sinnvoll, den großen Kontrast zwischen der Harmlosigkeit der Aktion und den jetzt daraus abgeleiteten Konsequenzen zu betonen, um Vorsorge zu treffen, dass sich in der Öffentlichkeit keine Lobby für mehr Überwachung und Kontrolle bildet.

 

Du siehst also: Es geht mir in meiner Darstellung vor allem darum, das Verhältnis zwischen tatsächlichem Linksterrorismus und dem, was im Berliner Gleisbett passiert ist, gerade zu rücken. Was Dir als Hochmut und Herablassung erscheint ist nur der Stil, den ich gewählt habe, um diesen Kontrast zu betonen.

 

Wenn ich Dich darum bitte, zu begründen, warum Du meinen Beitrag als "dümmlich" bezeichnest, dann genügt es nicht, meine Aussagen zu zitieren. Dümmlich würde ja heißen, dass ich etwas nicht verstanden habe. Wenn Du das untermauern willst, dann müsstest Du schon darlegen, was ich nicht verstanden habe und es erklären, statt Deine Beschuldigung nur stereotyp zu wiederholen.

http://www.jungewelt.de/2011/10-14/045.php

 

DB-Insider äußern massive Zweifel an den Darstellungen der Behörden zu angeblich geplanten Brandanschlägen auf Bahnstrecken

Da hätte ich von der JW mehr recherche erwartet, die Oberirdischen Kabelschächte sind weder nur für Insider zu finden, noch ist es schwer bei einem solchen Muster und mit 200 Bundespolizisten die Brandsätze zu finden. Es gibt bei jedem gefundenen einen Grund, z.b. die beiden in Brandenburg wurden nur gefunden weil sie zündeten, gut möglich das noch irgendwo welche herumliegen.

Die Polizei meinte, dass die Verdächtigen evtl. mit der Sprayer-Szene zun tun haben könnten weil die sich oft auch gut auf Bahnanlagen auskennen. Die DB-Insider These ist aber pure Verschwörungstheorie.

Ist nämlich, dass sich niemand darüber wundern würde, wenn jemand genau diese Typen mal über den Haufen ballern würde

...würde es sie selber am allerwenigsten wundern. Sie werden sch wissen warum.

 

Aber ich, ich will mich hier noch einmal deutlich dagegen aussprechen, dass dies irgendeinen Sinn machen würde!

Die Medien sind sich ja sehr schnell einig gewesen das es sich um linken Terrorismus handelt aber ehrlich gesagt frage ich mich woher das irgendwer wissen kann. Es ist doch ganz einfach ein Bekennerschreiben so zu formulieren das es von den sogenannten Experten als links angesehen werden kann. Letztlich kommt doch jeder in Frage von links bis rechts, von neoliberal bis bürgerlich konservativ. Einfaches beispiel: Angenommen ich bin ein rechter oder bürgerlich konservativer und will den bösen linken eins auswischen, nichts ist leichter als irgendwelche Anschläge durchzuführen und sich dann ein linkes Bekennerschreiben auszudenken. Es kann absolut jeder dahinter stecken. In einer medialen Gesellschaft wie der unseren die noch dazu von zunehmenden sozialen Spannungen durchzogen wird kann man sich doch nicht einfach auf ein Bekennerschreiben stützen. Ich denke es geht dabei darum sich nicht mit der Tatsache auseinander setzen zu müssen das eine technologisch hochgerüstete Gesellschaft mit sozialen Problem extrem anfällig für jede Art von Sabotage ist. Die Politk versucht einfach die Augen zu zu machen und so weiter zu wurschteln wie bisher. Die Schuld wird auf die üblichen Verdächtigen abgewälzt. Die Frage ist wie lange soll das noch so weiter gehen?

verständnis für die aktionen