»Wir sind friedlich – was seid ihr?«, skandieren die Demonstranten in Strasbourg. Damit zielen sie nicht auf den schwarzen Block, sondern das brutale Agieren der Polizei. Die Hinweise darauf verdichten sich, daß Ausschreitungen polizeitaktisch provoziert und in Kauf genommen wurden, um einen Vorwand zur Sperrung der Brücke zu erzeugen.
Die Demonstranten wurden von Anfang an massiv behindert, hin und her gescheucht, unmotiviert mit Tränengas eingedeckt, die Stimmung aufgeheizt, Widerstand herausgefordert.
»Es ist katastrophal, ich fühle mich wie ein Kriegsberichterstatter«, schildert uns Monty Schädel, einer der Organisatoren des Protestes. »Was hier passiert, hat mit Demokratie nichts zu tun. Demonstranten wurden von der Polizei stundenweise festgehalten, gewaltfreie Aktivisten von den Ordnungskräften angegriffen.« Es sei nicht verwunderlich, daß die Übergriffe die Wut auf die Polizei geschürt hätten. Dies ist mittlerweile sogar Live-Reportern von N24 aufgefallen ...
Der Demonstrationszug in Strasbourg ist bunt gemischt. Er bewegt sich durch eine Stadt, die sich in einer Art Belagerungszustand befindet. Immer wieder werden die Teilnehmer von Polizei und Gendarmen attackiert. Mit zivilen Fahrzeugen preschen sie in die Menge, aus den Fahrzeugfenstern werden Gasgranaten geworfen, mit Gummigeschossen auf Fahrradfahrer gefeuert. Die Polizeitaktik wechselt häufig. Mal ist der Kessel zu, dann wieder lässt man Demonstranten passieren, die mit erhobenen Händen den Zug verlassen.
Über die genaue Zahl der Festgenommenen und Verletzten ist noch nichts bekannt.
(jW)