[S] Pistolenschuss ins Gesicht

Erstveröffentlicht: 
13.03.2011

Leonberg. Die Gewalt zwischen Links- und Rechtsextremen eskaliert. Von Michael Schmidt

 

Die politisch motivierte Gewalt zwischen Jugendlichen hat in Leonberg (Kreis Böblingen) eine neue Dimension angenommen. Durch einen Schuss aus einer Schreckschusspistole aus nächster Nähe ins Gesicht ist ein 17-jähriger Jugendlicher schwer verletzt worden.

Der politisch links orientierte Jugendliche war in der Nacht zum Samstag als Gast einer Kneipe auf rechte Jugendliche gestoßen. Es kam zum Streit, der dann eskalierte. Eine der „Glatzen”, so das Opfer später, habe eine Pistole gezogen und ihm damit ins Gesicht geschossen. Daraufhin seien die Rechten geflohen. Das Opfer wurde in eine Augenklinik gebracht, wo Ärzte in zwei Notoperationen das betroffene Auge retten konnten. „Seine Sehkraft wird er wohl nie wieder ganz erlangen”, sagte ein Mitstreiter des Opfers.

Gestern Abend haben sich nach Veranstalterangaben knapp 200 sogenannte Antifaschisten am Bahnhof getroffen, um gemeinsam zum Tatort, einer Altstadtkneipe, zu ziehen - in der beim Eintreffen der Demonstranten das Licht ausging. Die Polizei schätzt die Zahl der Teilnehmer auf rund 100. Der Leiter des Leonberger Polizeireviers, Markus Geistler, sprach am Rande der Demonstration gestern von einer neuen Qualität der Auseinandersetzung. „Wobei das für mich auch ein Beleg für die wachsende Gewaltbereitschaft insgesamt ist”, sagte der Polizeioberrat. Der Täter und sein Opfer seien zufällig aufeinandergestoßen und beide betrunken gewesen.

Allerdings gibt es Hinweise, dass sie sich von verschiedenen anderen Zwischenfällen her gekannt haben. Im vergangenen Sommer war es anlässlich eines „Antifaschistischen Infotischs” vor der Leonberger Römergalerie zu einem Übergriff rechtsradikaler Schläger gekommen - damals hatte es aber nur leicht verletzte Neonazis gegeben, weil diese sich mit Pfefferspray selbst außer Gefecht gesetzt hatten. Bei der Auseinandersetzung vom Samstag in der Altstadt soll sich einer der Rechtsradikalen noch damit gebrüstet haben, wegen des Vorfalls vom Sommer ein Strafe erhalten zu haben. Der Täter vom Samstag ist bisher noch unbekannt.

(Quelle: STZ vom 14.03.2011)

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