Augustinerplatz: "Säule der Toleranz" ist fast wirkungslos

Friedlich ruht der Augustinerplatz derzeit auch in den Nächten
Erstveröffentlicht: 
11.03.2011

Sie leuchtet schön, aber sie bringt nichts: Trotz der "Säule der Toleranz" ist es am Augustinerplatz in Sommernächten immer noch zu laut – wie die Stadt im vergangenen Juli ermittelt hat. Künftig soll verstärkt die Polizei für Ruhe sorgen.


77 Dezibel – das ist ein Lautstärkepegel, der zwischen Rasenmäher und Presslufthammer liegt. 77 Dezibel – diesen Pegel hat die Stadt vergangenen Sommer am Augustinerplatz gemessen. Nachts um 1 Uhr. Für die Anwohner ist dieses Ergebnis keine Überraschung. Die Stadtverwaltung aber muss eingestehen: Am Augustinerplatz ist es so laut wie eh und je. Die "Säule der Toleranz" hat nicht dafür sorgen können, dass die Platzbesucher leiser werden. Die Stadt erwägt nun härtere Maßnahmen gegen uneinsichtige Ruhestörer.

 

Am kommenden Dienstag zieht der Gemeinderat eine Toleranz-Bilanz. Auf die sanfte Tour, mit einem "Toleranz und Kommunikation" getauften, selbst gestrickten Konzept wollte die Stadtverwaltung die Balance zwischen Anwohnern und Platzbesuchern hinbekommen. Was den Lärm anbelangt, muss das Konzept als gescheitert gelten: Bei zwei Messungen Anfang und Ende Juli 2010 wurden Lärmwerte von mehr als 77 Dezibel nach Mitternacht gemessen. Die Ergebnisse liegen sogar über dem Richtwert, den die Technische Anleitung (TA) Lärm für Industriegebiete (70 Dezibel) vorgibt – die Pegel überschreiten die nächtlichen Lärmgrenzen für Gewerbegebiete (50 Dezibel), von allgemeinen Wohngebieten (40 Dezibel) ganz zu schweigen. Gemessen wurde jeweils im zweiten Obergeschoss von Augustinermuseum und Atrium.


2500 Euro fürs Putzen

Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach räumt ein, dass die Situation für die Anwohner nach wie vor unbefriedigend ist: "Bei einigen wenigen hartgesottenen Platznutzern fruchtet das Konzept nicht", erkennt er. Es geht auch um spontane Live-Konzerte nach 23 Uhr und oft auch weit nach Mitternacht. In diesem Jahr soll nun öfter die Polizei auf dem Platz vorbei schauen und gegebenenfalls die Instrumente konfiszieren. Bei der Polizei bleibt aber Skepsis: "Aufgrund unserer Personalsituation können wir uns kaum um den Augustinerplatz kümmern", so Polizeisprecher Ulrich Brecht. Immerhin wird das Revier Nord aufgestockt und bekommt ein paar Beamte zusätzlich.

Als Erfolg verbucht die Stadt den Einsatz der sogenannten Infoteams, die Platzbesucher vor Mitternacht fürs Lärmproblem sensibilisieren sollen und die Flugblätter verteilen. In diesem Jahr sollen nun die Einsatzzeiten des Infoteams auf Mai bis Juli begrenzt werden. Ziel sei, so die Stadt, dass sich die Situation auf dem Platz normalisiert. Das Toleranz-Konzept kostet die Stadt jährlich 22 000 Euro für die Offenhaltung der Toiletten am Platz, 5500 Euro wurden für das Info-Team und die Flugblätter, die verteilt werden, ausgegeben. Eine Zahl ist besonders interessant: 2500 Euro kostet pro Jahr das Reinigen der "Säule der Toleranz", die regelmäßig beklebt und auf andere Art und Weise malträtiert wird.

Beim Lokalverein Innenstadt sieht man nicht, dass sich die Situation verbessert hat. "Nein", antwortet auch Anwohnerin Henrike Beck auf die Frage, ob es am Platz in den Sommernächten leiser geworden ist – vor allem nach Mitternacht gibt es nach wie vor Probleme: "Es ist eine kleine Gruppe von etwa zehn Prozent der Platzbesucher, die Probleme macht." In einem Punkt sind sich Anwohner und Stadt einig: Durch das neue Abfallkonzept und das Öffnen der Toilettenanlagen gibt es weniger Dreck auf dem Platz als vorher.

Der Lokalverein Innenstadt verteilt an alle Altstadt-Haushalte jetzt Fragebögen zum Lärmproblem. Und der Erste Bürgermeister Otto Neideck kündigt an, dass die Stadt im Mai in der Altstadt Lärmmessungen vornehmen will. Wo es zu starke Überschreitungen gebe, werde dies Folgen haben, etwa kürzere Öffnungszeiten für Lokale, falls dort die Lärmquelle liege.




Keine Ruhe am Augustinerplatz

Bilanz des Toleranz-Konzeptes

Die "Säule der Toleranz" hat nicht zur gewünschten Beruhigung am Augustinerplatz beitragen können. Messungen der Stadt in zwei Nächten im vergangenen Sommer haben selbst nach Mitternacht einen Lärmpegel von 77 Dezibel ergeben — ein Ergebnis, das sehr deutlich jenseits der zulässigen Grenzwerten der Technischen Anordnung (TA) Lärm liegt. Auch Anwohner sehen keine Verbesserungen: Nach wie vor sorge eine kleine Gruppe der Platzbesucher für Ruhestörungen, vor allem in den Stunden weit nach Mitternacht, berichten sie.

Bürgermeister Ulrich von Kirchbach räumt ein, dass die Situation für die Anwohner nach wie vor unbefriedigend sein. Er verweist aber auch auf die Folgen des vor zwei Jahren eingeführten Konzepts "Toleranz und Kommunikation" : Anders als in den Jahren zuvor sei die Situation wenigstens nicht noch schlimmer geworden, gibt er zu bedenken. Die Stadtverwaltung sieht aber selbst weiteren Handlungsbedarf und will in diesem Sommer nach Mitternacht verstärkt die Polizei auf den Platz rufen: "Wenn Musikgruppen sich nicht an die Vorgaben halten, müssen auch einmal die Instrumente konfisziert werden" , so von Kirchbach.

Der Gemeinderat wird sich am kommenden Dienstag mit dem Thema befassen. Das Toleranz-Konzept kostet die Stadt jährlich 220 00 Euro für die Offenhaltung der Toiletten am Platz, 5500 Euro für das Info-Team und die Flugblätter, die verteilt werden. Und 2500 Euro kostet pro Jahr das Reinigen der "Säule der Toleranz" .


Münstereck


Die Säule der Inakzeptanz

Augustinerplatz

Die Stadtverwaltung hat es im Guten versucht: Sie wollte die nächtlichen Platzbesucher mit einer freundlichen Leuchtsäule und freundlichen Flugblattverteilerinnen zur Rücksichtnahme bewegen. Doch außer Spesen und Späßen ist nicht viel gewesen. Immerhin, das neue Müll- und WC-Konzept sorgt dafür, dass es weniger Dreck und Gestank gibt, aber beim Kernproblem Lärm gibt es keine Verbesserungen. Es ist, wie es immer war: Eine kleine, aber eben rücksichtslos laute Gruppe von Platzbesuchern schlägt regelmäßig über die Stränge und raubt den Anwohnern den Schlaf. Die erschreckend hohen 77 Dezibel um 1 Uhr nachts hat die Stadtverwaltung vergangenen Sommer selbst gemessen. Das ist Lärm wie an einer Hauptverkehrsstraße und definitiv ein Lärmpegel, der auf Dauer krankmacht. Der Lokalverein Innenstadt beklagt, dass die Stadtverwaltung — siehe B31-Stadtdurchfahrt — bei Verkehrslärm stets schnell hellhörig wird, sich beim Partygetöse aber bislang taub stellte. Immerhin: Es kamen zuletzt Signale aus dem Rathaus, dass man nun endlich gegensteuern will, um zwischen Bewohnern und Besuchern der Innenstadt wieder ein besseres Gleichgewicht zu schaffen. Dieses Gleichgewicht fehlt — besonders am Augustinerplatz. Aber längst nicht nur dort.