Kampf um Liebigstraße schwelt weiter

Brandgefährlich. Auch nach der Räumung der Liebigstraße 14 bleibt das Haus im Fokus der linksautonomen Szene. In der Nacht zu Montag entzündeten Unbekannte eine brennbare Flüssigkeit an der Haustür. FOTO: DAPD
Erstveröffentlicht: 
21.02.2011

Unbekannte verübten Brandanschlag – Nachbarn in Angst. Polizei fahndet nach Gewalttätern vom 1. Mai

 

Die Liebigstraße kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht zu Montag gossen Unbekannte eine brennbare Flüssigkeit unter der Haustür des kürzlich geräumten Hausprojektes ins Innere. Ein  Wachschützer hatte gegen 2.40 Uhr vor der Hausnummer 14 einen Knall bemerkt und dann Rauch gesehen. Der Angestellte löschte das Feuer, bevor es auf die dort gelagerten Baumaterialien übergreifen konnte – und rettete dadurch möglicherweise Menschenleben. Denn in dem von den letzten Bewohnern stark zerstörten Haus schliefen zwei Bauarbeiter, die im Auftrag des Eigentümers das Haus sanieren sollen. Die Polizei sicherte anschließend Reste des verwendeten Brandbeschleunigers.

 

Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz ermittelt.

 

Schon Stunden zuvor hatte ein Einsatz von Polizei und Feuerwehr die Anwohner aufgeschreckt. Gegen 21 Uhr hatte eine Rauchwolke über dem Eckhaus an der Liebigstraße / Rigaer Straße gestanden. Anwohner berichteten, dass wie bei der Räumung behelmte Polizisten über den Dachboden des Nachbarhauses in die „Liebig 14“ eindrangen, aber nichts fanden. Nachbarn hatten befürchtet, dass Linksautonome dort zündeln. Letztlich stellte sich heraus, dass der Schornstein des Nachbarhauses defekt war und der Brandgeruch aus der Hausnummer 15 kam. Eine Frau aus einem der Nachbarhäuser sprach offen von „Angst“, die mittlerweile in der Nachbarschaft um sich greife – obwohl die Polizeipräsenz weiterhin hoch sei. Bekanntlich hatten die Bewohner des am 2. Februar mit einem riesigen Polizeieinsatz geräumten Hauses weitere Aktionen angekündigt.

 

Unterdessen mobilisiert die Szene zur nächsten anstehenden Räumung eines linken Symbols. Am 3. März soll das Erdgeschoss des Friedrichshainer Hauses Scharnweberstraße 29 geräumt werden. Wieder soll der Gerichtsvollzieher mit Unterstützung der Polizei das Recht des Hauseigentümers durchsetzen. Der hatte vor Gericht einen Räumungstitel erstritten, weil das Parterre als Wohnung vermietet war, tatsächlich aber als sogenannter „Schenkladen“ gewerblich genutzt wurde. Wie die Bewohner des Hauses ankündigten, soll dieser Laden nun umziehen in ein anderes linkes Hausprojekt. Für den Sonnabend um 16 Uhr ist eine Demonstration gegen die Räumung angekündigt, 200 Teilnehmer werden erwartet. Bereits gegen 14 Uhr will die linksautonome Szene in Friedrichshain gegen das Bekleidungsgeschäft „Tromsø“ demonstrieren. Wie berichtet, war es vor und nach der Räumung der „Liebig 14“ zu den massivsten Krawallen seit dem 1. Mai 2009 gekommen.

 

Am Montag veröffentlichte die Polizei drei Fotos von Straftätern des 1. Mai 2010. Es sind die letzten Personen, bei denen die Tat fotografiert worden ist von der Polizei, die aber seitdem nicht ermittelt werden konnten. Alle sollen Gegenstände oder Flaschen in Kreuzberg auf Polizisten geworfen haben. Der Punker fiel um 19.35 Uhr am Spreewaldplatz auf, der Mann mit Sonnenbrille gegen 20.15 Uhr am Spreewaldplatz, Ecke Skalitzer Straße. Die bemützte Person wurde um 1.25 Uhr am Kottbusser Tor von der Polizei gefilmt. Bis vor wenigen Jahren hatten Polizei und Staatsanwaltschaft jeweils nach dem 1. Mai ein Plakat mit einigen Dutzend fotografierten Straftätern veröffentlicht. Dieses Vorgehen musste trotz großen Erfolges gestoppt werden, weil angeblich Persönlichkeitsrechte zu stark verletzt werden.