"Bahamas" nun ganz rechts außen?

Es sollte eigentlich klar sein, dass die English Defence League keine Solidarität von Linken verdient. 
Nun ist aber in der  ca. 3x im Jahr erscheinenden, politische Zeitschrift "Bahamas"[1] ein Artikel unter der Überschrift "Im Geiste Winston Churchills - In Großbritannien sorgt die English Defence League für Aufregung und Verwirrung"[2] veröffentlicht worden.

 

Diese Zeitschrift sieht sich zwar selbst schon lange nicht mehr als ein Teil der Linken, bwz. macht aus ihrer Verachtung gegenüber ihr keinen Hehl [3]. Auch nicht mehr als ein Teil der sogennanten "Antideutschen" [4], obwohl dies fälscherlicheweise oft behauptet wird.

Nichtsdestotrotz hat sie doch eine, wenn auch immer geringer werdende Zahl von Leser_Innen die selbst in einem antifaschistischen Spektrum aktiv sind, weshalb wir einmal uns genauer mit der Frage auseinandersetzten wollten, womit sich die Bahamas da eigentlich solidarisiert und was die EDL ist:
eine Koalition aus Fussballfans, offenen Faschist_Innen, einer nationalistischen, antimuslimisch-rassistischen, pro-imperialistischen und pro-Krieg Gruppe / Partei.

Im März 2009 kam es in Luton (England) bei einer Willkommensparade einer in Afghanistan eingesetzten Einheit der britischen Armee zu aufsehenerregenden Protesten islamistischer Gruppierungen. Als Reaktion darauf entstand eine Gruppe namens „United Peoples of Luton“ , aus der schließlich die English Defence League hervorging.

Sie rekrutiert/e sich dabei im wesentlichen aus rechtsradikalen Hooligangruppierungen wie z.B. Casuals United. [5][6]
Ihre Demonstrationen werden dearum sogar so geplant dass sie mit Fußballspielen zusammenfallen um Gruppen von Fußballhooligans die Teilnahme an den Demonstrationen zu ermöglichen.

„Diese Jungs sind bereit zu demonstrieren, und sie sind schon da, weil es ein Spiel gibt. Das ist ein schmutziger, häßlicher, schwieriger Kampf, und man muss mit dem arbeiten, was zur Verfügung steht. (These guys are prepared to demonstrate, and they are already there because there is a match. This is a dirty, nasty, difficult struggle and you have to work with what is available." ( Alan Lake. EDL-Stratege und Finanzier) [7]

Offiziell, vornehmlich aus Imagegründen und um sich den Zugang zu einem bürgerlichen Spektrum nicht zu verbauen, wird sich auch von der British National Party distanziert (die dies andersrum genauso macht). Diese Distanzierung ist aber ähnlich wie bei Parteien wie Pro Deutschland etc. in Deutschland eher strategischer Natur. Vor allem wenn wir uns die personellen Überschneidungen mit der offen faschistischen Szene anschauen.

So wurde eine Website der EDL von dem BNP Aktivisten Chris Renton eingerichtet.[8]
Alan Lake, mutmaßlicher Finanzier und maßgeblicher EDL-Stratege hat uter anderem die nationalistische schwedische Partei „Sverigedemokraterna” beraten.[9]
Bei dem Kopf der EDL, Tommy Robinson, handelt es sich nach Erkenntnissen britischer Medien um das BNP-Mitglied Stephen Yaxley-Lennon.[10][11]

Das blickt natürlich ab und an durch. Zum Beispiel sieht man auf der Facebook Seite der EDL viele jüngere Männer die den rechten Arm zum Gruß erheben.[12]

In viel direkter Form sieht man dies aber an ihrem Auftreten auf Demos. Und dies nicht nur dadurch, dass dort wiederholt zahlreiche Blood and Honour und BNP Aktivist_Innen vertreten waren [13]. Im Januar dieses Jahres zogen 1.200 EDL Unterstützer_Innen durch Stoke. In der Nacht vorher wurde an eine Moschee in Stoke die Parole "Moslem-Abschaum" und "EDL" gesprüht. Auf der Demo selbst wurde gerufen "Muslim-Bomber, runter von unseren Straßen" und "Wenn du die Pakistaner hasst, dann klatsch in die Hände". Protestierende Antifaschist_Innen wurden mit Zaunlatten, Flaschen, Knallkörpern und Hurling-Schlägern angegriffen.[14]
Bei einer Demo in Manchester riefen sie: "Fickt euch, geht zurück nach Hause" und "Unser Land". [15]


Quellen:
1. http://www.redaktion-bahamas.org
2. http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web59-2.html
3. Interview mit Bahamas Redakteur Justus Wertmüller:
http://www.youtube.com/watch?v=jtF-PUqV87g
4. http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web18-5.html
5. http://www.guardian.co.uk/football/2009/aug/10/english-violence-militant...
6. http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/article6794080.ece
7. http://www.telegraph.co.uk/news/6284184/The-English-Defence-League-will-...
8. http://www.guardian.co.uk/world/2009/sep/11/english-defence-league-chaot...
9. http://www.telegraph.co.uk/news/6284184/The-English-Defence-League-will-...
10. http://www.hopenothate.org.uk/The-BNP-past-of-EDL-leader
11. http://www.peterboroughtoday.co.uk/news/local/police_arrest_edl_protest_...
12. http://www.facebook.com/English.Defence.League.EDL
13. http://www.dailymail.co.uk/home/moslive/article-1238213/This-England-On-...
14. http://www.socialistworker.co.uk/art.php?id=20080
15. http://www.youtube.com/watch?v=ibjDjv497M4&feature=related

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Die EDL Watch:

http://www.edlwatch.com/

Der Artikel ist bereits vor einem halben Jahr erschienen und kontrovers diskutiert worden.

Wenn man den Artikel von Sören Pünjer in der Bahamas liest, ergibt sich ein anderes Bild, als dass ,was hier dargestellt wird.

 

Es ist mehr ein kritischer Bericht über das Phenomen English Defense League und deren Einordnung, als eine einfache Solidaritätskundgebung. 

 

Zugegeben, die Texte in der Bahamas sind lang und anstrengend, aber wenn man sie nicht zuende lesen möchte, sollte man auch nicht irgendwelchen Unfug darüber schreiben. Die Überschrift "Bahamas nun ganz rechts außen?" ist dumm und eine Frechheit.

 

Blood and Honour? Vermummte EDL-Aktivisten verbrennen Hakenkreuzfahne und sind zum Teil dunkelhäutig:

http://www.youtube.com/watch?v=4sIamEP1LhE

 

 

 

Für alle die sich nciht trauen die Bahamas zu lesen, hier einige Ausschnitte aus dem Artikel, die verdeutlichen, dass scheinbar auch der Autor des Artikels nciht so genau hingeschaut hat:

"Handelt es sich bei der EDL aber nicht auch um eine Art Dschihad-Prediger der anderen Seite, die im Grunde nur das Spiegelbild des islamistischen Angriffes abgeben, im Namen einer nebulösen englischen Kultur? Findet man also hier nicht eins zu eins die Programmatik der in der letzten Zeit stärker gewordenen Ausländerfeinde von der British National Party (BNP) wieder, die gegenwärtig erstmalig über zwei Abgeordnetenplätze im Europarlament verfügt? Alles andere als aus der Luft gegriffen scheint es zu sein, öffentlich eine ideologische Nähe zur BNP und dessen Führer Nick Griffin herzustellen und der EDL vorzuwerfen, ihre Verlautbarungen wären wie bei der BNP auch nichts als ordinärer Fremdenhass."

 

"Wofür der Patriotismus die EDL-Verantwortlichen aber notwendig blind macht, ist, die Schwäche beim Kampf gegen die Bedrohung der Freiheiten gerade auch als Erbschaft britischer Patrioten zu begreifen."

 

"Searchlight fällt es schwer, die EDL in das vorgefertigte Nazi-Korsett zu zwängen"

 

"Es verwundert also nicht, wenn Nick Lowles, der medial sehr präsente Herausgeber von Searchlight, gegenüber BBC die EDL erst entlastet, um sie dann aber umso härter abzuurteilen: „Ich kann nicht sagen, dass jeder EDL-Verantwortliche ein Faschist oder Hardcore-Rassist ist, aber wenn Sie die Symbole, Rufe und das Auftreten gesehen haben, dann ist das anti-muslimisch – und das ist Hetze“ (news.bbc.co.uk). "

 

"Unter den 15 Hauptkoordinatoren hat das Antifa-Magazin zwei Personen ausgemacht, denen man Verbindungen zur extremen Rechten nachweisen kann: „Davy Cooling: Ein 26jähriger bekannter Fußball-Hooligan. Er ist BNP-Mitglied und als Interessent für die Teilnahme am BNP-Festival Red, White and Blue im August registriert. Cooling verwaltet die Luton EDL Facebook Seite. Chris Renton: ein BNP-Aktivist aus Weston-super-Mare. Renton half dabei, die EDL-Website zu erstellen. Als seine politischen Verbindungen zur BNP bekannt wurden, distanzierte sich die EDL öffentlich von ihm, er bleibt aber ein wichtiger Akteur hinter den Kulissen“ "

 

"In der Erklärung, auf die sich Searchlight bezieht, heißt es außerdem, dass die BNP beschlossen habe, die EDL als „geächtete Organisation“ zu behandeln und disziplinarische Maßnahmen gegen BNP-Mitglieder zu ergreifen, die sich bei der EDL betätigen, weil die EDL „nationale und patriotische Politik in Verruf“ bringe."

 

In dem Artikel finden sich noch mehr Zitate, die zeigen, dass es dem Autor des Bahamas-Artikels wesentlich deutlicher um eine reflektierte Auseinadersetzung mit dem Thema ging als dem Autor dieses Artikels.

Wer sich tatsächlich für das Thema interessiert, sollte sich beide Artikel durchlesen und dann selber urteilen.

Ich kann nachdem ich den Bahamas-Artikel gelesen habe jetzt dem Artikel hier definitiv so nciht mehr zustimmen. Er ist einseitig und unreflektiert und alles andere als eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema.

Der Bahamas-Artikel setzt sich mit der Frage außeinander, in wieweit die EDL als eine politisch sinnvolle Kraft zur Bekämpfung des Islam in UK akzeptiert werden kann (es wird kein Unterschied zwischen Islam und Islamismus gemacht) und kommt dabei insgesamt zu einem positiven Ergebnis. Folgender Satz bringt die Essenz exemplarisch auf den Punkt:

"Dass sich Antifaschismus und britischer Nationalismus nicht ausschließen, der Patriotismus sich gegen den Faschismus im allgemeinen und den Nationalsozialismus im besonderen gar als wirksames Gegengift erwies, wollen britische Linke bis heute nicht wahr haben"

Wenn manche Kommentatoren hier meinen der Bahamas Artikel sei einfach eine kritische und dann auch noch differenzierte Außeinandersetzung mit der EDL, dann zeigt das nurmehr die übliche antideutsche Verdrehung von Sachverhalten oder einfach das völlige Unverständnis von Realität.

Das Zitat von dir ist total aus dem Konte gerissen.

Mit der Aussage wollte der Autor meiner Meinung nach sagen, dass sich der englische Nationalismus z.B. vom deutschen Nationalismus unterscheidet. Dass eben in der englischen nationalen Identität ein, wie auch immer gearteter, Antifaschismus verankert ist.

Dass heißt ja aber ncoh lange nicht, dass der Autor den englischen Nationalismus abfeiert. Es sit nur erstmal eine Feststellung. Deshalb wird der englische NAtionalismus noch lange nicht fortschrittlich. Das behauptet der Autor auch nirgends in seinem Text.

Im Gegenteil er sagt ja sogar: "Wofür der Patriotismus die EDL-Verantwortlichen aber notwendig blind macht, ist, die Schwäche beim Kampf gegen die Bedrohung der Freiheiten gerade auch als Erbschaft britischer Patrioten zu begreifen."

Und das mit dem "es wird kein Unterschied zwischen Islam und Islamismus gemacht" ist auch totaler Quatsch. Zum einen macht der Autor mehrfach deutlich, dass die EDL den Islamismus deshalb bekämpft, weil sie ihn als faschistisch sieht. ZUm anderen Folgendes Zitat:

"Anders als bei der BNP wird also niemand auf Grund ethnischer oder kultureller Herkunft ausgeschlossen, auch keiner der rund zwei Millionen britischen Moslems"

Wenn also kein UNterschied zwischen Islam und Islamismus im Artikel gemacht würde, wie erklärst du dir dann, dass er sowas schreibt?

Desweitern sieht die EDL ja im Islamismus den Grund dafür dass sich "die Moslems nicht besser „in das normale britische Leben integrieren“ können".

Egal wie man zu einem solchen Ziel steht, kann man der EDL zumindest nicht vorwerfen, dass sie Islam und Islamismus gleich setzen.

Also würde ich behaupten, dass deine Argumente ziemlich aus der Luft gegriffen sind.

 

Und nirgends sagt, der Artikel, dass sie eine sinvolle politische Kraft sind. Dein Zitat stammt aus der Mitte des Textes, in dem es darum geht die Ideologischen Hintergründe der EDL zu klären. Wo genau steht denn etwas davon, dass die EDL eine BEreicherung wäre, oder das es mehr Organisationen wie die EDL geben sollte?

 

Nur weil der Artikel nicht in das Freund-Feind schema passt, dass scheinbar in deinem Kopf zementiert ist, heißt das noch lange nicht, dass er Nationalisten abfeiert. Er versucht viel mehr die EDL in ein sehr differenziertes Spektrum einzuordnen.

Das einzige, was man dem Autor meiner Meinung nach vorwerfen kann, ist dass er selber nicht klar genug Stellung bezieht.

Er referiert oft nur die Positionen der EDL in Abgrenzung zu andern Gruppen und Strömungen.

Daraus aber zu schließen, der Autor würde die Ansichten der EDL teilen ist ziemlich weit her geholt.

und ich dachte die bahamas gibts gar nicht mehr. danke für den hinweis. habe mir ein ebesorgt und finde den artikel gar nicht schlecht. lesenswert.

Ist halt schwer das alte Gut & Böse Schema anzuwenden bei der EDL - n Haufen Idioten - aber halt keine Rassistenvereinigung

Bei der NPD schreibt sich auch nicht jeder Rassismus auf die Fahnen.

Der Kern der EDL besteht offensichtlich ebenso wie die NPD aus Rassisten. Wieso macht man sich da dann noch die mühe für ein aber?

Da dürfte es doch eigentlich nicht schwer fallen Position zu beziehen, oder?

http://www.guardian.co.uk/uk/video/2010/may/28/english-defence-league-un...

Das Argument die EDL habe ja auch dunkelhäutige Leute in ihren Reihen ist ungefähr so stichhaltig wie "ich bin ja kein Rassist, ich habe auch ausländische Freunde, aber ..."

Gegen Deutschland, gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, gegen die Hassprediger der Bahamas!