Polizei lässt Straßen räumen

Einsatzfahrzeuge einer Polizeihundertschaft © dpa
Erstveröffentlicht: 
01.10.2010

Bremen. Zuerst war es nur ein Gerücht, dann wurde es Gewissheit: Die Bremer Polizei und das Amt für Straßen und Verkehr lässt zum Wochenende rund um den Sielwall im Viertel die Straßen räumen. Eine Sicherheitsmaßnahme, heißt es. Man wolle Autos vor Beschädigungen schützen und freie Zufahrtswege für Polizei und Feuerwehr schaffen, denn autonome Linke haben Demonstrationen und andere Aktionen angekündigt. Bremen bereitet sich auf den Ernstfall vor. Von Anne-Christin Klare Und Leo Wigge

 

Die Polizei lässt sich nicht in die Karten schauen: Natürlich gebe es ein Sicherheitskonzept gegen Ausschreitungen und Krawalle, lässt die Polizei verlauten. Über die Inhalte wollte gestern jedoch niemand Auskunft geben. Bestätigt wurde aber, dass am Wochenende in Teilabschnitten vom Ostertorsteinweg, am Dobben und Sielwall ein absolutes Parkverbot ausgesprochen werde. 'Es soll verhindert werden, dass bei Demonstrationen Autos beschädigt werden', erklärt der Sprecher der Innenbehörde Rainer Gausepohl. Die Räumung der Straßen sei aber kein Sonderfall, sondern ein übliches Procedere, wie es beispielsweise auch an Sylvester durchgeführt werde. Ab Sonnabend 12 Uhr bis Sonntag 22 Uhr müssen Parkplatzsuchende auf Nebenstraßen ausweichen. Spezielle Ausweichflächen sind nicht ausgewiesen.

 

 

'Ich hätte es besser gefunden, wenn das Parkverbot erst Nachmittags beginnen würde', sagt Robert Bücking, Leiter des Ortsamtes Bremen Mitte. Er habe sogar bei der Polizei angerufen, um den Beginn zu verschieben. Da die Polizei aber sowieso schon so viele Aufgaben und Stress am Wochenende zu bewältigen habe, habe man schließlich das Parkverbot akzeptiert. Generell werden die Geschäftsleute damit aber gut klar kommen, glaubt er. 'Wir kennen das ja schon von anderen Festen.'

 

"Krawalle gehören zum Standort"

Die Geschäftsleute im Viertel nehmen es tatsächlich überwiegend gelassen: 'Krawalle und Demos gehören zum Standort. Hier ist doch ständig irgendwas los', sagt Klaus Ellering von 'Buddawelt'. 'Das muss man bei der Lage eben akzeptieren."Und auch Andreas Haufe vom 'Buchladen Ostertor' bleibt ruhig: 'Heute habe ich einen großen Polizeiwagen hier gesehen, das ist ungewöhnlich. Ich lasse das Ganze auf mich zukommen, ich mache mich doch jetzt noch nicht verrückt.' Angst vor möglichen Krawallen hat er nicht.

 

 

 

Eine weitere Maßnahme des Sicherheitskonzept ist die vermehrte Polizeipräsenz in der Innenstadt. Im Minutentakt fahren Polizeiwagen durchs Viertel, und Beamten stehen auf dem Marktplatz und Bahnhof. 'Die Bremer Bürger brauchen keine Angst haben', sagt ein Polizeibeamter. Dass autonome Linke sich zu solchen Veranstaltungen ankündigen, sei doch normal. Bis zum Sonntag soll die Präsenz der Polizei noch einmal deutlich verstärkt werden. 'Die Bürger kennen den Anlass, doch glaube ich, dass sie in den nächsten Tagen immer genervter auf uns reagieren werden', sagt der Beamte.

Bahram Tashmasian ist nicht genervt, er lobt den Einsatz der Beamten: 'Generell fühle ich mich sicher, wenn mehr Polizisten im Einsatz sind', sagt der Kioskverkäufer. Sein Laden steht direkt am Marktplatz. Vor dem 3. Oktober habe er aber doch ein bisschen Angst, dass es zu Ausschreitungen komme.

 

Viele radikale Linke erwartet

Zu den Feierlichkeiten haben sich nämlich nicht nur Touristen und Journalisten aus der ganzen Welt angekündigt, sondern auch viele radikale Linke. Im Internet starten sie Aufrufe gegen die 'deutsch-nationalistischen Feierlichkeiten'. 'Wir werden diesem nationalistischen Event unsere Kritiken an den herrschenden Verhältnissen entgegenstellen', heißt es dort. Einige Gruppen planen mit Bussen anzureisen, beispielsweise aus Köln. Die zentrale Kundgebung der Einheitsgegner beginnt am Sonnabend um 16.30 Uhr vor dem Bahnhof. Die Demonstranten wollen dann im engen Kreis um die Innenstadt ziehen. Bereits vor 16 Jahren kam es trotz Demonstrationsverbot bei der Bremer Einheitsfeier zu Ausschreitungen und Plünderungen im Ostertor und vor dem Rathaus.

'Wir sehen uns sehr gut aufgestellt', heißt es bei der Bremer Polizei. Mit bis zu 3000 Beamten wollen sie am Sonntag im Einsatz sein. 'Für uns bedeutet das, Überstunden zu machen', erklärt ein Beamter. In den Tagen nach den Feierlichkeiten werden deshalb deutlich weniger Polizisten im Einsatz sein als normal. Zur Zeit ist bei den Beamten aber noch alles ruhig. 'Bisher wurden wir noch nicht von Passanten auf die Sicherheit am Sonntag angesprochen', erzählt eine Polizistin. 'Wir sind vielmehr eine Touristeninformation: Ständig werden wir nach dem Weg zum Roland oder den Bremer Stadtmusikanten gefragt.'

Doch so ruhig ist es nicht: Nach einigen Anschlägen auf Geschäftshäuser im Viertel in der vergangenen Woche, ist in der Nacht zu gestern auch in der Geschäftsstelle des 'Achimer Kuriers' in der dortigen Obernstraße zwei Scheiben mit Steinen eingeworfen worden. Die Täter hinterließen an der Wand den Schriftzug '03.10 Angriff'.