Castortransporte Ahaus-Russland angekündigt

Als wenn die Transporte mit schwach- und mittelradioaktiven Abfall sowie die angekündigten Castortransporte aus Jülich und La Hague nicht genug wären, kündigte heute das Land Sachsen an, die 2005 in Ahaus eingelagerten Castoren aus dem Forschungsreaktor Dresden-Rossendorf von Ahaus nach Russland verschieben zu wollen.

Geplant sei, die 18 Castor-Behälter vom Typ MTR-2 per LKW in den Hafen zu bringen und dann per Schiff über die Ostsee im kommenden Jahr nach Russland zu verschiffen. Es sollen wie bei der Anlieferung vor 5 Jahren jeweils 3 Transporte mit je 6 Behältern stattfinden. Insgesamt handelt es sich um 951 Brennstäbe.

Atomkraftgegner aus dem Münsterland kritisieren die Verschiebung von Atommüll, die das Entsorgungschaos der Atomindustrie offenbart. In einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative „ Kein Atommüll in Ahaus“ heißt es:„Wir sind gegen jegliche Atommüllverschiebung. Das gilt sowohl für die Atommülltransporte nach Ahaus wie auch für die geplanten Transporte von Ahaus nach Russland. Wir sind zuerst für die Abschaltung der Atomanlagen und dann für eine wissenschaftlich/technologisch einwandfreie Endlagersuche, die in einem politisch sauberen und transparenten Verfahren in ganz Deutschland durchgeführt wird.“

Für den Steuerzahler entstehen durch die Transporte unnötige Kosten. So seien bereits jetzt 5 Millionen Euro für erforderliche Stabilisatoren vom Land Sachsen genehmigt worden. Die Transportkosten werden wieder im 2-stelligen Millionenbereich liegen.

Gegen die Transporte wird von den Münsterländer Anti-Atom-Initiativen Widerstand angekündigt. Die erste Möglichkeit besteht bereits morgen vor dem Tor des Atommülllager Ahaus. Dort findet der regelmäßige Sonntagsspaziergang (jeden 3. Sonntag im Monat) um 14.00 Uhr statt. Kommt vorbei und zeigt den Betreibern, was ihr von jeglichen Atomtransporten sowie dem Betrieb von Atomkraft haltet.

 

Ergänzungen

 

Bericht auf MDR:
Ingo 14.08.2010 - 18:42
Sachsen plant neue Atommüll-Transporte nach Russland. Das hat das Wissenschaftsministerium der "Sächsischen Zeitung" (SZ) bestätigt. Konkret gehe es dabei um 951 abgebrannte Brennelemente, die im ehemaligen Kernforschungszentrum der DDR in Rossendorf nahe Dresden eingesetzt worden waren. Das radioaktive Material lagert seit dem Frühjahr 2005 in Ahaus, der Weitertransport nach Russland sei im kommenden Jahr geplant. Vorgesehen sind laut SZ drei Transporte von je sechs Castoren.


Radioaktives Material geht an Herstellerland zurück

Nach Angaben des Ministeriumssprechers will Sachsen noch in diesem Jahr einen Geschäftsvertrag mit seinen russischen Partnern abschließen. Damit der Transport erfolgen kann, sei anschließend noch der Abschluss eines offiziellen Staatsvertrags zwischen Deutschland und Russland nötig.

Die Transporte nach Russland sind durch internationale Verträge gedeckt. Zuletzt war die Rückführung von nuklearem Material in die jeweiligen Herstellerländer während der Washingtoner Atomkonferenz im Frühjahr 2010 bekräftigt worden. Die sächsischen Brennstäbe waren ab 1957 von der Sowjetunion an die DDR geliefert worden.


Grüne fordern Offenheit von Staatsregierung
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi forderte die sächsische Staatsregierung auf, offenzulegen, ob und wann der geplante Castor-Transport durch Sachsen geführt wird. Zugleich erklärte Lichdi, der Abtransport der Brennelemente aus Rossendorf nach Ahaus sei offensichtlich unnötig gewesen. "Es war kein Sicherheitsgewinn durch die Einlagerung der Castoren in der mit Rossendorf vergleichbaren Halle in Ahaus zu erreichen", sagte der Landtagsabgeordnete. Schon damals habe man vor einem Rücktransport nach Sachsen, der jetzt offenbar anstehe, gewarnt. Die in 18 Behältern verpackten Brennelemente waren im Frühjahr 2005 unter dem Schutz von tausenden Polizisten nach Ahaus gebracht worden. Gegen die Transporte hatten Atomkraftgegner immer wieder protestiert.


Unbenutzte Brennstäbe per Luftfracht verschickt
Bereits Ende 2006 hatte es einen ersten Transport von Brennelementen und sogenannten Uran-Pellets aus Rossendorf nach Podolsk in Russland gegeben. Damals waren rund 300 Kilogramm angereichertes Uran per Luftfracht verschickt worden. Das Material war noch nicht in dem Dresdner Forschungsreaktor benutzt worden, es war daher nicht hochradioaktiv und konnte in einfache Blechfässer verpackt werden. Die Rückführung kostete Sachsen etwa eine Million Euro. Das Uran wurde in Russland zu Brennstoff für Kernkraftwerke weiterverarbeitet.


Abriss der Rossendorfer Atom-Reaktors wird immer teuerer
Der Rossendorfer Forschungsreaktor war 1991 stillgelegt worden, der danach begonnene Abriss der Anlagen dauert bis heute an. Der zuständige Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik (VKTA) rechnet damit, dass die Arbeiten erst 2012 beendet werden können. Probleme bereitet etwa der Abbau der sogenannten heißen Zellen des ehemaligen Reaktors. In diesen Betonkammern gibt es nach Angaben des VKTA Rohrleitungen und Lüftungssysteme, die in Bauplänen nicht verzeichnet sind. Problematisch seien vor allem dünne Leitungen, die nicht gereinigt werden könnten. Deshalb müsse meterdicker Beton unter Strahlenschutzbedingungen abgebrochen werden.

Der Rossendorfer Atomreaktor war am 14. Dezember 1957 in Betrieb genommen worden. Er diente dem "Zentralinstitut der DDR für Kernforschung" ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken, eine Energieerzeugung war nicht vorgesehen. Der Reaktor besaß in den Anfangsjahren eine Leistung von nur zwei Megawatt, konnte jedoch in mehreren Ausbaustufen auf bis zu zehn Megawatt Leistung erweitert werden. Für den Rückbau der Anlagen sind bislang Kosten von deutlich mehr als 100 Millionen Euro angefallen.

Link:  http://www.mdr.de/sachsen/7573096.html