Landkreis Hildburghausen will Neonazi-Konzerte verhindern

Erstveröffentlicht: 
13.06.2017

In keinem Bundesland werden so viele Rechtsrock-Konzerte veranstaltet, wie in Thüringen. Derzeit rückt das Städtchen Themar ins Blickfeld. Innerhalb von wenigen Wochen sollen im Juli hier drei Festivals mit Bands aus der rechtsextremen Szene stattfinden. Das könnte laut Verfassungsschutz bis zu 5.000 Neonazis aus ganz Europa anziehen.

 

In Themar in Südthüringen sollen im Juli mehrere große Rechtsrock-Festivals stattfinden. Nach Recherchen von MDR AKTUELL wurde im Kreis Hildburghausen nun auch das Neonazi-Event "Rock für Deutschland" angemeldet. Bisher fand dieses Konzert in Gera statt.

 

"Rock für Deutschland" wäre bereits das dritte große Rechts-Rock-Festival, das auf der Wiese in Themar stattfinden soll. Es wurde für den 1. Juli angemeldet. Für den 15.07. ist dann "Rock gegen Überfremdung" geplant und für das letzten Juli-Wochenende "Rock für Identität". 

 

Der Landkreis Hildburghausen kündigte an, die Neonazi-Konzerte verhindern zu wollen. Man werde nicht anerkennen, dass es sich dabei um legale politische Kundgebungen handele. Vize-Landrat Helge Hoffmann sagte MDR AKTUELL, man wolle dieses Event genauso wenig wie die anderen beiden. Nun müssten die Gerichte entscheiden. Der Thüringer Verfassungsschutz erwartet, dass allein "Rock gegen Überfremdung" bis zu 5.000 Neonazis aus ganz Europa anzieht. 

 

Bis zu 7.000 Neonazis erwartet


Die Thüringer Linken-Politikerin König-Preuss erklärte zu den MDR-Recherchen, Themar werde damit im Sommer 2017 zum Rechtsrock-Austragungsort Nummer eins in Deutschland. Es sei insgesamt von 5.000 bis 7.000 Teilnehmern aus der Neonazi-Szene auszugehen, die auch ein erhebliches Gefährdungspotenzial mit sich brächten.

 

Wichtig sei es, die Stadt Themar nicht allein zu lassen. Die Linksfraktion erwartet ein angemessenes Sicherheitskonzept, das insbesondere den Schutz von Anwohnern, Geflüchteten, Journalisten und Zivilgesellschaft einschließe. König-Preuss ist Sprecherin für Antifaschismus der Linken-Fraktion im Thüringer Landtag. 

 

AfD-Mitglied vermietet Grundstück an Neonazis


König-Preuss verwies darauf, dass ein Thüringer AfD-Mitglied das Grundstück für die Neonazi-Konzerte zur Verfügung stellt. Das sei genauso bezeichnend wie die Äußerungen des sächsischen AfD-Landtagsabgeordneten Hütter, der die NS-Hassmusik in Themar als akzeptable "anderweitige Kultur" relativiere und darüber besorgt sei, dass bei einer Einstufung als Kommerzveranstaltung die Konzerte möglicherweise gefährdet wären. König-Preuss schrieb: "Wenn alle drei Konzerte über die Bühne gehen, verschwinden über 100.000 Euro in den mehr oder weniger verborgenen Kassen der Neonazis."