Im Südwesten
Antifa agitiert mit Flugblättern
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 08.06.2010
Mannheim Polizei prüft einen Verdacht wegen Nazivorwürfen. Von Johanna Eberhardt
Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet, um Vorwürfe zu überprüfen, die die Gruppe "Autonome Antifa Freiburg" in der vergangenen Woche gegen eine Mannheimerin erhoben hat. Mitglieder der Gruppe hatten in der Nachbarschaft der Frau, die mit ihrer Familie im Mannheimer Norden lebt, Flugblätter verteilt; darin wurde unter anderem der Vorwurf erhoben, die zehnfache Mutter sei eine verkappte Naziaktivistin und spiele eine führende Rolle als Moderatorin eines der wichtigsten einschlägigen deutschsprachigen Internetforen. Auf der Plattform habe sie ihren Antisemitismus offen zur Schau gestellt, gegen die "Durchrassung" der Deutschen gehetzt, den Holocaust geleugnet und Bilder ihrer mit Hakenmustern gestalteten Geburtstagstorten für Hitler gezeigt. Zusätzliche Brisanz erhielten die Vorwürfe, weil die Frau nach Angaben der Freiburger Gruppe Mitglied in Elternbeiräten von zwei Mannheimer Schulen sein soll.
Der Sprecher des Gesamtelternbeirats erklärte dazu gestern, man habe aufgrund der gerade zu Ende gegangenen Pfingstferien noch nicht feststellen können, ob diese Information zutreffe.
Der Ehemann der beschuldigten Frau wies die Vorwürfe gegenüber dem "Mannheimer Morgen" zurück und sprach von einer Kampagne. Seine Frau habe sich nie auf einer Naziplattform bewegt, seine Familie habe aber zu viele private Informationen im Netz preisgegeben - daraus hätten Unbekannte eine künstliche Identität zusammengesetzt.
Ein Sprecher der Polizei erklärte auf Anfrage, man ermittle in der Angelegenheit in beide Richtungen. Zum einen untersuche man, ob sich die Frau möglicherweise der Volksverhetzung, der Leugnung des Holocausts oder anderer einschlägiger Straftaten schuldig gemacht habe. Auf der anderen Seite prüfe man, ob die Verfasser der Flugblätter deren Daten illegal ausgespäht und sie verleumdet hätten.