[B] Aufruf der Bewohner_innen des Vorderhauses der R94 zur Demo am 22.4.

Cathrin lacht über Steinwürfe
Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

Hallo, wir mal wieder, die Bewohner_innen des Vorderhauses der Rigaer94. Mit Freude haben wir gelesen und gehört, dass das Straßenplenum zur nächsten Kiezdemo aufgerufen hat. Gründe gibt es jedenfalls genug, um auf die Straße zu gehen. In diesem kleinen Text wollen wir unsere Motivationen erklären, warum wir zum Einen zur Demo aufrufen und zum Anderen selbst Teil davon sein werden.

 

Ab in den Endspurt gegen das Sama-Riga Carré

 

Seit Monaten werden unterschiedlichste Aktionen gegen den Neubau durchgezogen. Auf allen Ebenen werden Leute informiert, Sachen sabotiert und markiert. Nachbar_innen scheppern seit mehr als 2 Monaten täglich vor den Bauzäunen. Es gab diverse Diskussionsabende und Demonstrationen, eine Liste mit den Partnerfirmen der CG Gruppe wurde veröffentlicht und erst kürzlich kam es noch zu Störungen bei der BVV Sitzung, wo auch schon zwei Mitarbeiter_innen der CG Gruppe als Gäste anwesend waren. So siegessicher scheint sich Hr. Christoph Gröner nicht mehr zu sein. Im Kiez macht das Gerücht die Runde, dass die BVV die nötige Baugenehmigung nicht erteilen möchte. Uns ist das ehrlich gesagt egal. An der Stelle könnten wir jetzt ausführen wieso wir glauben, dass nur der Druck der Straße zu der Entscheidung geführt hat, wenn es sie denn gab. Aber wir werden uns nicht mehr direkt an Politiker_innen wenden und appelieren. Stichwort; aushebeln des Denkmalschutzes.

Stattdessen möchten wir uns an alle Unzufriedenen und Unkontrollierbaren wenden, lasst uns diesen Neubau exemplarisch verhindern, auf das niemand mehr sagen kann, Gentrifizierung ist ein Prozess der nicht aufzuhalten sei, dem der Mensch sich fügen muss, oder wo das beste was erreicht werden kann ein fauler Kompromiss ist. Um kurz zu verdeutlichen, warum wir den Kampf gegen den Neubau in dieser Aufwertungsphase als final betrachten, zeichnen wir kurz ein Bild von der Rigaer Ecke Samariter. Vor ca. 2 Jahren gab es da noch den Puke Music Laden, einen Bäcker, den Tabak und Zeitungskiosk der Familie Prokop und den Fahrradladen. Nach Mieterhöhung musste der Kiosk weichen, die Leute vom Burgerwehr haben ihren Laden vergrößert. Der Bäcker ist wieder mal einem unpersönlichen, vor Fett-triefenden Döner/Hähnchen-Bistro gewichen. Und Puke Music wurde durch einen weiteren Burgerladen ersetzt, nachdem der Besitzer des Puke Music Suizid begangen hat. Auf diversen Foren wurde sein Freitod mit der drohenden Räumung seines Ladens in Verbindung gebracht. Um es klar zu sagen, uns geht es nicht darum, dass sich unser Wohnumfeld nicht verändern darf, die Frage ist immer wie und auf wessen Kosten. Wir wollen keinen zweiten Simon Dach Kiez.

Unser Kiez war schon immer vielfältig und lebenswert. Das was hier vollzogen wird, nennen wir Zerstörung. Die Straßen sollen eine "Wohlfühloase" werden, die Leute mit dicken Geldbeuteln zum flanieren einladen sollen. Und gleichzeitig werden Projekte, welche halbwegs unkommerziell funktionieren, oder kleine Läden verdrängt. Und mit ihnen die Leute, die den Preis nicht mehr zahlen können oder sich dessen bewusst verweigern. Dagegen stemmen wir uns! Spätestens jetzt müssen wir diesem Wahnsinn ein Ende bereiten, sonst finden wir uns bald entweder am Stadtrand wieder oder in einem geleckten, anonymen Kiez voller Betonklötze und dicken Glasfassaden, hinter denen nur sinnloser Krempel verkauft wird. Die CG Gruppe und alle anderen Investor_innen aus der Straße jagen.

 

Gefahrengebiete nach Hamburg tragen

 

Zum G20 Treffen ist schon so viel gesagt und geschrieben worden. Da wir nicht alles wiederholen möchten, beschränken wir uns in unseren Ausführungen hier nur auf eine Motivation. Die Bullen haben unser Viertel als Gefahrengebiet gekennzeichnet. Diese Einteilung hat bei Leuten hier unterschiedliche Gefühle ausgelöst. Da war von Unverständnis bis Stolz alles dabei. Unverständlich für die Leute, die sich wahrscheinlich das erste mal konkret mit Schikanen von staatlicher Seite auseinander setzen mussten. Stolz waren hingegen die, die darin eine Bestätigung ihrer politischen Aktivität gesehen haben. Musste doch der Staat zugeben, dass er hier droht die Kontrolle zu verlieren und das es hier gefährlich ist. Wir haben uns hier ehrlich gesagt immer sicher gefühlt. Wenn mensch die Presse so durchforstet, wird schnell klar für wen es hier gefährlich ist. Und das wiederum finden wir gut.

Es ist schön in einem Kiez zu wohnen, in dem sich Nazis nur in Horden hertrauen und selbst dann noch mit Blessuren von Dannen ziehen. Und Gründe warum Bullen hier nicht sonderlich beliebt sind, gibt es auch genug. Da wären die Räumungen unserer Nachbar_innen (z.b. Liebig14), etliche Razzien bei den Freund_innen im Hinterhaus, die Weiterleitung unserer Daten an organisierte Nazis, die Belagerung und und und. Auch im Moment gibt es wieder vermehrt Kontrollen, Rumgeschleiche in Höfen und wenn mal eine Feuertonne brennt, wird direkt das Bürgerkriegsszenario wieder aufgemacht. Behelmt und gepanzert, abgesichert durch einen Helikopter, der das Viertel erhellt, wird Mexiko gespielt und in der Presse wird dann teilweise von Ausschreitungen zu lesen sein. In der rbb-Abendschau vom 16.3. kann dann auch Frau Cathrin Bonhoff ihr hämisches Lachen nicht mehr verbergen, als sie über die erneuten Steinwürfe auf Wannen berichten soll. Und auch wenn der Umgang nicht immer und überall der Gleiche ist, kennen doch viele Viertel solche Situationen bezüglich Aufwertung und/oder Bullenaktionen. Die Frage wäre doch, ob wir unsere Kieze nicht generell zu Gefahrengebieten machen sollten. Im Aufruf zur Demo heißt es:

 

Die Gentrifizierung und die Repression finden nicht isoliert von den weltweiten Kämpfen statt. Überall auf der Welt werden Menschen ihres Lebensraumes und ihrer kulturellen und sozialen Grundlagen beraubt. Sei es in Peru, Brasilien, in Frankreich oder in China, wo Menschen irrsinnigen Großprojekten unterworfen werden, in dem sie verjagt oder wie Ware verwertet werden. Da eine Miene, dort ein Großflughafen oder Olympia und hier eine ganze Stadt, die kapitalistischen Interessen ohne wenn und aber dienen sollen.“

 

Also lasst uns zusammen an weiteren Gefahrengebieten arbeiten und sie nach Hamburg tragen, wo sich die 20 größten Kriegsverbrecher_innen die Hand geben wollen. Und wer weiß, vielleicht gibt’s ja bis dahin auch wieder ein Gefahrengebiet in Hamburg, wo die Bullen öffentlich erklären müssen:

 

Die Ermittler hoffen dabei auch auf die Verdrängung der Autonomen aus den Kiezen durch steigende Mieten. Und so in Verbindung mit Druck „ein Klima zu schaffen, in dem die Linken von alleine gehen“, heißt es aus Polizeikreisen.“

 

 

Bis dahin,

 

22.04. // Interkiezionale Demonstration zur Aufkündigung des Friedens mit den Reichen und Mächtigen // 20 Uhr // Eldenaer Straße Ecke Proskauer Straße // Berlin – Nordkiez

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