[HRO] Sprühaktion zum Gedenken an Mehmet Turgut

Mehmet Turgut Graffiti

In den frühen Morgenstunden des 24.02.2017 wurden in mehreren Vierteln Rostocks Graffitis in Erinnerung an Mehmet Turgut, welcher von Neonazis ermordert wurde, gesprüht. Mehmet wurde am 25.02.2004  in Rostock - Toitenwinkel erschossen. Durch Zufall war der in der Türkei geborene Turgut an diesem Tag in Rostock und half im Imbiss eines Freundes aus, wo er, kurz nach 10 Uhr, getötet wurde. Für den Mord verantwortlich war ein Netzwerk aus Neonazis, das unter dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund, kurz NSU, neun Menschen aus rassistischen Motiven tötete. Ihr Ziel war es, Migrant*innen einzuschüchtern.

 

Die Erkenntnis, dass Mehmet Turgut Opfer eines rassistischen Verbrechens wurde, stellte sich bei den ermittelnden Behörden jedoch erst sieben Jahre später ein, als der NSU sich selbst enttarnte. Zuvor wurde gegen Familie und Freunde des Opfers ermittelt. Hinweise auf einen politischen Hintergrund der Tat wurden nicht ernstgenommen - so, wie im Großteil der Ermittlungen zu anderen Taten des NSU. Welche Rolle dabei der Verfassungsschutz und andere staatliche Akteure, die immer wieder Ermittlungen behinderten und manipulierten, spielten, ist vier Jahre nach dem Auffliegen der Terroristen immer noch nicht klar. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, der diese Dinge untersuchen könnte, existiert in Mecklenburg-Vorpommern nicht. Auch die Verstrickungen lokaler Neonazis wie David Petereit wurden im NSU-Prozess bisher nicht zufriedenstellend aufgedeckt. Neben aller Kritik an Polizei und Staat muss aber auch festgehalten werden, dass der Großteil der linken Strukturen versagte. Diese konnten ebenfalls den NSU weder rechtzeitig erkennen noch aufhalten. 

 

In einer Zeit, in der Rassismus wieder salonfähig ist und gewalttätige Übergriffe von Neonazis an der Tagesordnung sind, ist es wichtiger denn je, Mehmet Turgut und allen anderen Opfern rassistischer Gewalt zu gedenken. Seine Mörder radikalisierten sich in einem gesellschaftlichen Klima, das dem heutigen ähnlich war. Der zunehmenden Akzeptanz rassistischer Positionen innerhalb der Gesellschaft, die solch ein Geschehen begünstigen, gilt es entgegenzutreten. Die von uns verbreiteten Graffitis sollen Passant*innen die Folgen von Rassismus ins Gedächtnis rufen.

Erinnern heißt kämpfen!

 

Am Samstag, den 25.02.2017, um 14 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung am Mehmet-Turgut-Mahnmal im Neudierkower Weg statt.