Der Studentenball Freiburg – Eine rechte Veranstaltung etabliert sich

Moritz Josel

Am 21. Januar 2017 fand bereits zum 3. Mal der „Freiburger Studentenball“ im Peterhofkeller der Albert-Ludwigs-Universität statt. Veranstaltet wird der Ball von dem „Freiburger Studentenball e.V.“, zwischen dessen Vorsitz und der Burschenschaft Alemannia Personalunion besteht. Schützenhilfe gab es dieses Jahr von der Tanzschule Fritz, die sich dazu bereit erklärt hatte, die Tanzkurse auf dem Alemannen-Haus zu geben. Daneben traten die Brauerei Rothaus, die Privatsektkellerei Geldermann und die Versicherungsgesellschaft Aurigon Advisors als Sponsoren und damit finanzielle Unterstützer des Balles auf.

 

Der Alemannia gelingt mit dem Studentenball die Etablierung eines Events der akademischen Rechten in Freiburg. Trotz der vielzähligen Bemühungen, sich ein liberales Image zu verpassen, möchten wir im Folgenden die Schnittmengen zu rechten Akteuren aufzeigen und deutlich machen, dass es sich hier nicht um einen harmlosen Ball handelt, sondern vielmehr um ein jährliches Treffen von reaktionären, sexistischen und rechten Verbindungsmitgliedern in Freiburg.

 

Freiburger Studentenball e.V. = Burschenschaft Alemannia

In einer Pressemitteilung vom 18. Januar kritisierte die Antifaschistische Linke Freiburg die Vergabe des Peterhofkellers an den Studentenball e.V. Daraufhin wurde auf fudder.de ein Artikel veröffentlicht, der sich mit ebendieser beschäftigte. Der Freiburger Studentenball e.V. sah sich nun genötigt, auf seiner Facebook-Homepage (facebook.com/Studentenball/) eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Darin heißt es unter anderem:


„Der Freiburger Studentenball e.V. ist ein unabhängiger Verein (…). Alemannia tritt insofern als Veranstalter auf, als dass sie Räumlichkeiten und Helfer stellt und die Veranstaltung zusätzlich finanziell unterstützt.“


Das ist nicht nur die halbe Wahrheit, sondern ein offensichtlicher Versuch, den Studentenball e.V. in ein neutrales, unpolitisches Licht zu rücken.

Dass der Verein keineswegs „unabhängig“ ist, wie er selbst behauptet, zeigt sich schon daran, dass sich sein Sitz in der Günterstalstrasse 56 befindet, also an der offiziellen Adresse der Burschenschaft Alemannia. Die Vorsitzenden Francis Baumgartner und Alexander Kaulen traten zudem beim 1. Studentenball 2015 noch ganz offen als Organisatoren auf. Beide sind ebenfalls aktive Mitglieder der Alemannia. Baumgartner war es auch, der 2016 den vergeblichen Versuch startete, den Studentenball finanziell von der Studierendenvertretung unterstützen zu lassen. Bemängelt wurde damals vom Studierendenrat unter anderem, dass auf den Werbeflyern für den Ball die Farben der Alemannia exponiert auftauchten.

Die Behauptung, die Alemannia stelle also lediglich Helfer und unterstütze den Ball, ist eine Verschleierung der Tatsachen. Vielmehr stellt die Alemannia seit dem ersten Freiburger Studentenball die treibende organisatorische Kraft hinter eben diesem dar.


Burschenschaft Alemannia = liberal?

Weiter heißt es in der bereits erwähnten Stellungnahme des Studentenball e.V.:

„Alemannia ist eine liberale, von politischen Organisationen unabhängige Studentenverbindung mit Mitgliedern aus aller Welt; der Vorwurf der Nähe zu irgendeiner Form von "rechten" oder "rechtsradikalen" Gruppen ist haltlos.“

 

Auch in einem weiteren Artikel in der Badischen Zeitung wird erklärt:

„Der Studentenball e.V. ist ein (...) unpolitischer Verein; rechtsradikales Denken toleriert der Verein allerdings nicht, ebenso wenig die Alemannia, die Internationalität als Grundwert vertritt und Mitglieder aus aller Welt vorweisen kann“

 

Dass die Alemannia jedoch längst nicht so liberal ist, wie sie sich gerne nach außen gibt, haben wir bereits im Frühjahr letzten Jahres in einer ausführlichen Recherche über die akademische Rechte in Freiburg gezeigt. So war beispielsweise der rechte Burschenschafter und heutige Saxo-Silese Moritz Busam lange Zeit Mitglied der Alemannia und nahm unter anderem auch am 1. Freiburger Studentenball 2015 teil.

Insbesondere auch der Alemanne und Vorsitzende des Studentenball e.V. Alexander Kaulen, macht deutlich, dass gute Verbindungen ins rechte Milieu bestehen. Wir zitieren an dieser Stelle unseren bereits veröffentlichten Artikel aus dem Jahre 2016:

„Kaulen wiederum übt sich selbst fleißig darin, sich mehr rechts als liberal zu positionieren. Zu seinen „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook gehört nicht nur die AfD, auch die neurechte „Junge Freiheit (JF)“ bekommt von ihm einen Daumen nach oben.

Zu Kaulens Facebook-Freunden zählen zudem der (...) JA-Bundesvorstand und Freiburger Andreas Schumacher und Reimond Hoffmann.“

Die Kontakte Schumachers und des Saxo-Silesen Hoffmann zur neurechten „Identitären Bewegung“ und weiteren rechten Akteuren wie beispielsweise dem „Front National“ aus Frankreich sind bereits hinreichend belegt.


Ein weiterer Alemanne, der Gefallen an der neurechten Zeitung „Junge Freiheit“ findet, ist der aus Würzburg nach Freiburg gezogene Fux (= neues Verbindungsmitglied der ersten Semester) Moritz Josel. Dieser war ebenfalls beim diesjährigen Studentenball anwesend und ist gerne auch mal in Begleitung von Mitgliedern der Saxo-Silesia unterwegs.

Dass die Verbindungen zur Saxo-Silesia und anderen extrem rechten Akteuren nicht ganz so eingefroren sind, wie uns die Alemannia gerne glauben lassen möchte, zeigt auch deren gemeinsames Auftreten zusammen mit Mitgliedern der AV Merzhausia, Burschenschaft Teutonia, Saxo-Silesia und anderen Studentenverbindungen bei der Studentischen Vollversammlung im Dezember 2016. Von einer Distanzierung gegenüber den rechten Saxo-Silesen Moritz Busam und Martin Stojanovski war dort nichts zu sehen. Im Gegenteil, es wurde sich lachend begrüßt und kurze Zeit später geschlossen die Veranstaltung verlassen.

Die obigen Ausführungen des Studentenball e.V. bzgl. der Abgrenzung von rechtem Gedankengut und Akteuren erscheinen unter diesen Umständen als geradezu verlogen und können nur als Versuch gewertet werden, das eigene Image in der Öffentlichkeit und damit auch den Erfolg des Studentenballs nicht zu gefährden.

 

Die Teilnehmer des Balls – oder: rechte Burschenschafter willkommen

Lächerlich erscheint die Abgrenzung auch bei einer näheren Betrachtung der Teilnehmer des diesjährigen Studentenballs. So nahmen etliche Mitglieder der rechten Freiburger Burschenschaft Teutonia an dem Ball teil. Die Teutonia war noch bis 2013 als Mitglied im extrem rechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ organisiert und ist gemeinsam mit der Nazi-Burschenschaft Saxo-Silesia und der Burschenschaft Franconia Teil der Örtlichen Burschenschaft (ÖB) Freiburg, die regelmäßig gemeinsame Vorträge und Kneipen veranstaltet.

Mit Andre Knapp unterhält zudem ein Alter Herr der Teutonia beste Kontakte zu rechten Akteuren. Knapp führt gemeinsam mit dem Saxo-Silesen und AfDler Dubravko Mandic eine Kanzlei in Freiburg. Auch der Nazianwalt Klaus Harsch war Teutone. Er und seine Kanzlei sind seit einiger Zeit vor allem wegen Verstrickungen ins rechte Lager und Verbindungen zum NSU in der Öffentlichkeit bekannt.

Weitere offen auftretende Teilnehmer waren unter anderem Mitglieder der K.D.St.V. Falkenstein, der K.St.V. Germania-Hohentwiel, der K.D.St.V. Hercynia sowie der schlagenden Turnerschaft Markomanno-Albertia.

 

Fazit

Der Freiburger Studentenball ist seit jeher ein Tummelplatz der akademischen Rechten und anderen sexistischen und reaktionären Verbindungen. Die Versuche der Organisatoren, sich in der Öffentlichkeit als liberal darzustellen erscheinen in Anbetracht der Nähe zu rechten Akteuren als lächerlich.

Dass zwar nicht alle TeilnehmerInnen des Balls dem rechten Spektrum zuzuordnen sind zeugt jedoch nicht von einem wie auch immer gearteten liberalen Weltbild der Veranstalter, sondern vielmehr von dem gefährlichen Potential der Veranstaltung, weit über die Kreise der klassischen akademischen Rechten hinaus zu wirken und reaktionären Positionen wieder zu einer breiteren Akzeptanz zu verhelfen.

Die Universität sollte sich überlegen, ob sie dieser Veranstaltung weiterhin bereitwillig Räume zur Verfügung stellen, oder sich lieber an die eigenen Senatsbeschlüsse halten möchte. Anstatt jedes Jahr neue formal-juristische Ausreden zu suchen, wäre eine inhaltliche Stellungnahme bzgl. des reaktionären und rechten Charakters des Studentenballes sicherlich angebracht.