Trouble in Plagwitz

Erstveröffentlicht: 
27.01.2017

Das Westwerk steht vor Veränderungen, die Mieter rüsten zum Widerstand

 

Wird das Westwerk jetzt bald ein Parkhaus? Kommt da wirklich ein Billiard-Club rein? Fragen wie diese machten die Runde in Plagwitz in den vergangenen Monaten. Kündigungen und Äußerungen seitens des Eigentümers Christian Voigt beschwören schlechte Zeiten für die Kulturschaffenden, die im Westwerk ein Zuhause gefunden haben.

 

Nach aktuellen Informationen der Initiative »Westwerk retten« wurde bereits den Mietern einer gesamte Etage, in der sich unter anderem der Kunstraum Westpol befand, gekündigt. Auch der Computerverein »Sublab« muss nun zum 31. Juli raus. Anfang des Jahres erhöhte die Hausverwaltung die Nebenkosten um absurde 60 Prozent – für einige Mieter ist dies nicht mehr tragbar. Angeblich sei geplant, das Westwerk so aufzupeppen, dass es weiterhin finanzierbar bleibt, erklärt Westwerk-Verwalter Peter Sterzing in einem Interview mit der LVZ – und verweist auf den Supermarktbau am Felsenkeller. Die Umstrukturierungen würden »den Charakter und die Vielseitigkeit des Stadtteilzentrums nicht zerstören«, verspricht Sterzing. Der Bauwagen–Späti nebenan soll angeblich einem Parkhaus weichen, wobei aktuell noch keine Kündigung und auch keine konkreten Pläne für den Bau vorliegen.

 

Es befinden sich derzeit rund 100 Mieter im Westwerk. Laut Verwalter sind von den Veränderungen bisher nur ungefähr zehn davon betroffen. Unter anderem auch der Kunstraum Westpol, der, laut Sterzing, die letzten fünf Jahre die Räumlichkeiten mietfrei nutzte. Nach Erhöhung der Kosten ist dieser nun zahlungsunfähig und muss weichen. »Die Zeiten ändern sich, wir brauchen die freien Flächen«, behauptet Sterzing. Was nicht kommerziell vermarktungsfähig ist, wird offenbar unattraktiv. Sterzing gibt allerdings auch Entwarnung und sagt, dass es keine konkreten Pläne für einen Billiard-Club und einen Supermarkt gibt. Feststeht, dass bald Neuvermietungen und Umstrukturierungen an der Karl-Heine-Straße anstehen.

 

Schon letztes Jahr deutete Christian Voigt, Eigentümer des Westwerks, in einem Interview mit der »Donner und Reuschel Aktiengesellschaft« solche Veränderungen an. Bisher wollte der Vermieter sich dem kreuzer gegenüber zu der aktuellen Situation nicht äußern. Allerdings sei für die kommenden Tage eine Pressemitteilung geplant.

 

Das Westwerk bietet einen »selbstorganisierten Raum für Kunst und Kultur« und ist aus dem Leipziger Stadtteil Plagwitz nicht mehr wegzudenken. Das ehemalige Industrieareal bietet für viele Menschen einen Ort, an dem sie sich kreativ selbstverwirklichen können. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen zu Kunst, Tanz und Film statt. Auch Konzerte oder Ausstellungen werden dankend angenommen. All das könnte sich in näherer Zukunft ändern.

 

Die Betreffenden sehen dem Ganzen aber nicht tatenlos zu. Mieterinnen und Nutzer des Westwerks sehen sich in ihrer Existenz bedroht, sind organisiert und rüsten zum Widerstand. Im Internet gibt es einen Blog der Initiative, die sich für den Erhalt des Westwerks einsetzt, sowie eine Facebook-Seite.

 

Für den 5. Februar ist ein Vortrag mit »Diskussion zu stadt- und kiezpolitischen Entwicklungen« angesetzt und am 11. Februar soll es einen »kreativen Demotag« geben.

 

westenwehrtsich.noblogs.org und auf Facebook unter »Westwerk retten«