Vor einem Jahr griff ein Mob aus rund 250 rechten Hooligans und Nazis den als politisch links wahrgenommenen Leipziger Stadtteil Connewitz an und zerstörten dabei am 1. Jahrestag von LEGIDA die Fensterscheiben mehrerer Geschäfte und Läden auf der Wolfgang-Heinze-Straße mit Pflastersteinen, Baseballschlägern, Latten und Pyrotechnik (Fotos). Bis zum heutigen Tag musste sich keine der damals unmittelbar nach den Ausschreitungen von der Polizei festgesetzten Personen juristisch für den geplanten Überfall verantworten.
Während einen Monat zuvor die politisch Verantwortlichen im Freistaat nach den Auseinandersetzungen am Rande eines durch den Leipziger Süden geplanten Naziaufmarschs von „linkem Straßenterror“ sprachen, blieb das mediale und politische Echo nach dem gezielte Überfall vom 11. Januar 2016 bis auf wenige Außnahmen aus.
Obwohl ein Großteil der im Nachgang von der Polizei in der Auerbachstraße festgesetzten Personen bereits in der Vergangenheit mit Übergriffen und Anschlägen in Erscheinung getreten war, hatte wenige Tage zuvor das von einem Burschenschaftler geleitete Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) angesichts der angekündigten Gegenproteste vor linken Initiativen gewarnt. Wie eine Ende vergangenen Monats in Connewitz großflächig plakatierte Liste nahelegt, waren unter den Beteiligten an den rechten Randalen jede Menge bekannter Gesichter aus dem Dresdner Raum.
Neben mehreren rechtsoffenen Hooligans wie Willy Kunze, Sebastian Reiche und Martin Schaffrath, nahmen mit Benjamin Zein und Florian Neumann offensichtlich auch zwei Personen teil, die seit den Durchsuchungen in der Dresdner Kameradschaftsszene in Untersuchungshaft sitzen.
Im vergangenen November hatte die Sächsische Polizei 18 Wohnungen durchsucht und dabei Smartphones sowie Pyrotechnik beschlagnahmt. Die Ermittlungen wegen des Verdachts auf „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ richten sich gegen insgesamt 17 Beschuldigten im Alter zwischen 16 und 30 Jahren, acht von ihnen sollen nach Angaben von Kerstin Köditz (Die Linke) auch in Connewitz dabei gewesen sein.
Mit Nick Fischer, Lucas Fasold, Christian Leister, Felix Friebel und Domenic Keller tauchen auf der Liste mehrere Dresdner Nazis auf, die sich in den vergangenen zwei Jahren an den gewaltsamen Ausschreitungen in Dresden, Heidenau und Freital beteiligt hatten. Warum sowohl der Verfassungsschutz, als auch die Polizei den Überfall dennoch nicht verhindern konnten, bleibt ein Geheimnis. Fakt ist, dass die Polizei bereits im Juni 2015 mit ihren Ermittlungen gegen die rechte Szene in der Landeshauptstadt begonnen hatte.
Nach Aussage des Sächsischen Innenministeriums (SMI) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz wird nach den rechten Krawallen derzeit gegen 215 Beschuldigte wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Insgesamt 15 der von der Polizei am 11. Januar 2016 festgesetzten Personen haben demnach ihren Hauptwohnsitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, 28 in Dresden.
Während ein Großteil aller Tatverdächtigen nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) keinen Fußballbezug aufweisen konnten, wurden 28 Personen der Fan- bzw. Hooliganszene von Dynamo Dresden zugeordnet, sechs davon sollen dem LfV nach der Gruppe „Faust des Ostens“ dem Umfeld der Dresdner Fußballfanszene angehören.
Bereits im Vorfeld zu #le1101 hatten Dresdner Nazis eine "Überraschung" angekündigt. #addnme #dresden #fcknzs pic.twitter.com/Q2PK2PLbiM
— Dresden News (@addnme) 11. Januar 2016