(BO) Jenseits der Einsamkeit: Anarchistisch-queerer Dating- und Kennenlerntresen

Jenseits der Einsamkeit

Der Grundgedanke:

Es gibt viele Menschen in anarchistischen, linken, queeren oder feministischen Umfeldern, die Schwierigkeiten haben Menschen (für insbesondere körperliche/sexuelle) Beziehungen kennenzulernen. Das hat viele verschiedene Gründe. Vor einem Jahr organisierten wir daher im Sozialen Zentrum in Bochum ein alternatives Dating. Bei diesem Datingkonzept gab es aber einige Schwierigkeiten, weshalb wir uns gegen eine Wiederholung entschieden haben.


Ein Problem war, dass mit den 15 Menschen, die sich beteiligten, das Speedatingkonzept bereits zeitlich an sein Limit kam. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die 7 Minuten pro Gespräch zu wenig Zeit waren um sich besser kennenzulernen. Daher haben wir uns entschieden ein neues Konzept auszuprobieren.

 

Das Bändchenkonzept – Sehen woran die Anderen Interesse haben


Wir werden ab dem 26.11 monatlich einen Tresen organisieren bei dem mensch Andere kennenlernen kann. Dafür gibt es ein Bändchensystem, das helfen soll einander anzusprechen und gleichzeitig Person dafür schützen soll angesprochen zu werden, wenn sie dies nicht wollen. Jeweils eine Bändchenfarbe steht für ein allgemeines Interesse daran:


– Nicht von (vor allem fremden) Menschen angesprochen zu werden.
– Allgemein Menschen kennenlernen zu wollen.
– Menschen für eine romantische nicht-körperliche Beziehung zu finden.
– Menschen mit Interesse an einer körperlichen/ sexuellen Beziehung kennenlernen zu wollen.
– Menschen für den konkreten Abend für eine körperliche / sexuelle Erfahrung zu suchen.

 

Die Bändchen (bis auf das Erste) sind frei mit einander kombinierbar. Sie sollen nur dazu dienen die Kontaktaufnahme z.B. für schüchterne Menschen zu erleichterten, ob individuelles Interesse zwischen Menschen besteht und wie dieses aussieht ist davon vollkommen unabhängig und Sache der Beteiligten.

 

Warum anarchistisch und queer? – Ein Ort für Individuen und ihre Bedürfnisse


Uns ist wichtig, dass alle Menschen beim Tresen und ihre individuelle Bedürfnisse / Grenzen respektiert werden. Menschen sollen sich möglichst frei von gesellschaftlichen Normen und Zwängen kennenlernen können. Das heißt z.B. auch mehr als zwei Personen können sich daten und wir werden die Bändchen nicht nach sexuellen Orientierungen kennzeichnen. Wenn ihr aus bestimmen Gründen z.B. den körperlichen Eigenschaften an einer Person kein Interesse habt, sagt ihr das bitte individuell. Darum verstehen wir uns als anarchistisch (für die Freiheit aller Individuen von jeder Herrschaft und Unterdrückung handelnd) und queer (Geschlechterrollen- und Normen ablehnend).

 

Umgang mit sozialem Geschlecht (Gender)


Soziales Geschlecht (Gender) lehnen wir ab und wollen gemeinsam ein Raum schaffen, um dieses zu hinterfragen und gemeinsam Geschlechternormen abzubauen. Gleichzeitig, obwohl wir teilweise die dahinter stehenden theoretischen Konzepte nicht teilen, ist uns es wichtig Personen nicht ihre Selbstdefinition abzusprechen. Insbesondere für „Frauen, Transfrauen und Transmänner“ stellt ein positiver Bezug auf ein Gender häufig ein erkämpftes Recht und einen Selbstschutz da.


Wir möchten allerdings auch nicht, dass Menschen, die sich keinem Gender zuordnen, zum Beispiel „Cis-Männlichkeit“ zugeschrieben wird.

 

Drogenfreier Tresen


Drogen sind in viele Hinsicht ein soziales Gleitmittel. Eigentlich bei jedem abendlichen Tresen oder jeder Party wird getrunken oder gekifft. Besonders Alkohol erleichtert die Kontaktaufnahme und enthemmt auch sexuell. Dabei haben jene Menschen ein Problem, die nicht trinken wollen oder auf Grund von negativen Erfahrungen sich in der Nähe von Alkohol und Trinkenden nicht wohlfühlen. Außerdem ist Alkohol auch oft hinderlich ein gemeinsamen Konsens finden, z.B. beim Sex.


Wir möchten ein Raum schaffen in dem es keinen Drogen bedarf um mit einander in Kontakt zu kommen oder Anziehungen zu entwickeln. Deshalb möchten wir nicht das beim Tresen Drogen konsumiert werden, die das Verhalten verändern: Auf jeden Fall kein Alkohol und auch kein Gras! Wir selber werden keinen Alkohol verkaufen und Menschen, die alkoholisiert sind oder sich auf Grund von Drogenkonsum verändert verhalten, sind nicht willkommen.
Lasst uns gemeinsam lernen die Angst vor einander zu überwinden!

 

Wachstumsort statt Freiraum


Wir glauben nicht, dass wir alle negativen gesellschaftlichen Einflüssen abschirmen können. Alle von uns haben Verhalten verinnerlicht, das andere unterdrückt. Darum wollen wir anstatt eines Freiraumes einen Ort des gemeinsamen Wachstums und der Veränderung schaffen. Daher werden wir noch einige Anregungen zum Umgang miteinander auf unseren Blog stellen. Außerdem werdet ihr dort ein paar Tage vor dem ersten Tresen unsere Konzept zum Umgang mit Übergriffen und Konflikten finden.

 

Das Private ist Politisch – wohin die Einahmen gehen


Beim Tresen wird es auch immer veganes Essen gegen Spende geben. Die Einahmen hiervon sollen in den Druck von Materialien zu Themen wie Feminismus, Sexualität, Geschlecht, Gefühle, Körpernormen, Beziehungen fließen.

 

Der Tresen findet monatlich immer jeden vierten Samstag ab 18.00 im Sozialen Zentrum in Bochum (Josephstraße 2.) statt. Los geht’s am 26.11.2016

 
Wir hoffen auf schöne Abende mit euch.

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es wäre gut, wenn ihr mal lerntet zwischen konstruierten geschlechtsrollen und nicht konstruierten geschlechtsidentitäten zu unterscheiden. transfrauen sind übrigens frauen. diese komische sprache geht mir auch ziemlich auf den geist. nach meinem empfinden heisst es "ich bin eine frau" und nicht "ich definiere mich als frau".

es ist sicher schön wenn es viele drogenfreie, vor allem aber alkoholfreie räume gibt. ich hab aber den eindruck aufgrund eures textes, daß euer flirtabend fürchterlich streng und moralisierend ist. die meisten mir bekannten lesbischen, schwulen, queeren (...) anarchist*innen wären vermutlich in der örtlichen homodisko (gibts das in bochum?) besser aufgehoben, weil es da entspannter zu geht- das ist jedenfalls in meiner stadt so.

ich möchte nicht unsolidarisch sein, finde schon gut was ihr da veranstaltet. es wär mir nur lieb, wenn eurer ankündigungstext weniger ideologisch, dafür etwas freundlicher und lebensbejahender, besser gesagt hedonistischer wäre-

schließlich geht es um was schönes das spaß macht.

bitte seid nicht böse wegen der kritik. andere fühlen sich vielleicht auch grade davon wie ihr es macht angesprochen.

Alles schön & gut, und viel Spass dabei.

 

Aber, äh, Bändchen für:

"– Nicht von (vor allem fremden) Menschen angesprochen zu werden."

??

Warum sollte ich zu nem Dating-Abend gehen, wenn ich nicht angesprochen werden will?

vielleicht weil die Person selbst ansprechen möchte?

Anarchistisch ist einfach nur noch ein adjektiv, was ihr vor alles schreibt oder? 

 

Wenn ich morgens mir ganz herrschaftsfrei mein Brötchen schmiere ist das auch Anarchie, oder?

Aufgrund der berechtigen Kritik am Titel haben wir diesen geändert.

Es ist ja verständlich, dass auch Anarchist*Innen mal Lust auf unverbindlichen Sex haben, aber braucht man dafür dann eine solch halbgare argumentative Untermauerung um das als politische Aktion zu verkaufen?

Im Grunde versucht ihr nur das zufällige und spontane (in meinen Augen damit auch etwas was spannend sein kann) beim Kennenlernen zu eliminieren.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Konzept geeignet ist eine entspannte ATmosphäre zu schaffen, eher werden doch die Leute auf die Aussage der Bändchen reduziert.

Ich kann mir schon vorstellen, dass das funktioniert. Gerade in Linken Räumen sind wir ja schon manchmal mehr gehemmt als nötig, da wir alle besonders korrekt sein wollen und jegliche Art von Übergriff vermeiden wollen. Da ist ein Bändchen, dass den Leuten sagst, dass zumindest ansprechen schon mal ok ist eigentlich ne gute Idee. Hoffe das wird lustig. :-)