Tillich wehrt sich gegen "Sachsen-Bashing"

Erstveröffentlicht: 
17.11.2016

Dresden - Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat die nach seiner Ansicht vielfach übertriebene Kritik am Freistaat beklagt.

 

"Mich stört besonders die Pauschalisierung, dass einfach alle in die Kritik einbezogen und in die Mitverantwortung genommen werden", sagte Tillich der "Sächsischen Zeitung" (Donnerstag).

 

Viele Menschen fühlten sich zu Unrecht beschimpft und reagierten entsprechend. "Daher sollten Kritiker genau jene Leute benennen, die es betrifft. Dort die Pöbler und hier Tausende Sachsen, die sich dagegen aussprechen. Auch Letztere müssen genannt werden."

 

Sachsen war in den vergangenen Monaten wegen fremdenfeindlicher Vorfälle und Pannen bei Justiz und Polizei im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Terroristen Al-Bakr in die Schlagzeilen geraten. Nach den fremdenfeindlichen Vorfällen in Clausnitz, Arnsdorf und Bautzen habe er sich auch geschämt für seine Landsleute, sagte Tillich. 

 

Die Pöbeleien gegen die Bundeskanzlerin am Tag der Einheit in Dresden seien dann der "Gipfel der Geschmacklosigkeit und Unverschämtheit" gewesen. "Es fällt damit aber vor allem ein schlechtes Licht auf ganz Sachsen, obwohl es hier eine große Anzahl von Menschen gibt, die das nicht verdient haben", sagte der CDU-Politiker weiter. 

 

"Deshalb nicht, weil sie sich täglich engagieren für dieses Land, ob nun in der Flüchtlingshilfe, in der Arbeit mit Behinderten, in einem Ehrenamt oder indem sie etwas anderes tun, damit die Gesellschaft funktioniert. Und diese funktionierende Gesellschaft wird dann durch eine böse und hetzende Minderheit heruntergezogen und in ein Licht gerückt, das dieses Land nicht verdient hat."

 

Auf die Frage, wie Sachsen im Hinblick auf die nahende Bundestagswahl mit wachsendem Populismus reagieren müsse, sagte Tillich, wichtig sei die Forderung der Bürger, dass man Gesetze nicht nur beschließen dürfe, sondern sie auch einhalten und umsetzen müsse. Das bedeute beispielsweise für die Asylpolitik, dass auch Abschiebungen im Winter nötig seien. 

 

"Wer dann aber stets so tut, als würden die Betroffenen quasi in die Kälte abgeschoben, handelt auch populistisch, weil das nämlich nicht stimmt", sagte der Ministerpräsident.