Aachen: Aktionsbericht zu Blockadeaktion

Schengenparty crashen: Blockadeaktion Adalbertstraße, Aachen

Im Rahmen der Aktionstage „Schengenparty Crashen“ wurde heute (Samstag, 29.10.2016) gegen 14:15 Uhr die Einkaufspassage Adelberstraße in der Aachener Innenstadt blockiert. Einkaufswägen wurden aneinander gekettet und versperrten somit den Großteil der Straße. Es wurden Flyer verteilt und Banner mit der Aufschrift „Grenzen stören“ und „Solidarität statt Konsum“ aufgehängt. Damit sollten Menschen in ihrer unbehelligten Kauflaune gestört und auf das Privileg ihres zufällig „richtigen“ Passes aufmerksam gemacht werden. Während der Aktion wurde eine flyernde Aktivist*in vom übereifrigen Ordnungsamt mit Handschellen festgehalten und der Polizei übergeben.

 

Hallo liebe Einkäufer*in,

 

Du kannst grenzenlos shoppen wann immer du möchtest? Zum Einkaufen mal kurz nach Belgien, in die Niederlande oder nach Deutschland fahren? Kein Problem, wenn du das Glück hast den richtigen Pass zu besitzen um die Bewegungsfreiheit im Inneren des Schengen-Raums zu genießen. Von dieser Freiheit sollte niemand ausgeschlossen sein.

Indem wir als Menschen mit zufällig „richtigen“ Pässen jetzt diese Straße blockieren, machen wir darauf aufmerksam, dass es schrecklich viele Menschen gibt, denen es nicht so geht. Zu deren Lebensrealität es nicht gehört, reisen zu können, wohin sie wollen. Die nicht arbeiten können oder dürfen. Die nicht zu Freunden oder Familie zurückkehren können. Menschen, deren Freiheit aufgrund ihrer Herkunft und Vergangenheit beschnitten und denen sogar

das Grundrecht auf Asyl verwehrt wird.

Diese Leute müssen tausende Euro für jede Grenzüberquerung zahlen, ihr Leben, das ihrer Kinder und Geschwister aufs Spiel setzen, bei Wind und Wetter Tage, Wochen, Monate vor Grenzübergängen ausharren. Sie müssen sich Polizeigewalt und rassistischen Anfeindungen entlang ihres Weges aussetzen. Sie sind durch die Konstrukte von Grenzen und Nationen der Willkür dieses Systems ausgeliefert. Und das ohne angeblichen Sachzwang, sondern weil Regierungen und andere Leute beschissene Entscheidungen fällen. Wir nutzen unsere zufälligen Privilegien, um für bedingungslose Mobilität, für Entscheidungsfreiheit für jeden* und jede*, für mehr Empathie einzustehen und Verantwortung einzufordern.

Deutschland profitiert von Waffenexporten in aktuellen Kriegsgebieten. Der hohe Lebensstandard und die vielen Privilegien von uns EU-Europäer*innen fußen letztlich auf früherer Kolonisierung und der Neokolonialisierung der Herkunftsländer vieler Flüchtender. Der hiesige Wohlstand ist nur möglich, weil wir in anderen Ländern Situationen (Kriege, Klimawandel, Rohstoffausbeutung, Überschwemmung heimischer Märkte mit EU-Produkten) schaffen oder beeinflussen, die Menschen die gefährliche Flucht als Überlebensstrategie wählen lassen. Wenn Menschen es geschafft haben, in ihren Herkunftsländern Verfolgung und Perspektivlosigkeit zu entkommen, sollte der Albtraum zu Ende sein. Aber an den EU-Binnen- und Außengrenzen beginnt ein Neuer.

Menschen lösen sich hinter geschlossenen Grenzübergängen nicht in Luft auf. Sie kämpfen. Schließt euch an!

 

Für gegenseitige Hilfe!

Offene Grenzen und ein selbstbestimmtes Leben für alle!

 

Weitere Infos: noborderaction.blogsport.eu