Hamburg: Burschenschaft Germania - Werbung aus dem Führer-Hauptquartier

Werbepostkarte der Germania

Zum jetzt beginnenden Wintersemester suchen Hamburger Studentenverbindungen wieder nach Mitgliedern und ködern mit billigem Wohnraum in manchmal schmucken Villen. Auch die völkische „Hamburger Burschenschaft Germania“ sucht auf Facebook mit der Anzeige „Deutsch? Männlich? Student? Zimmer frei in Hamburg“ nach „charakterstarken Persönlichkeiten“ die für Volk und Heimat eintreten.

 

Was bei Facebook noch altbacken und konservativ daher kommt, wird in rechtsextremistischen Kreisen mit eindeutigem Bezug zum Nationalsozialismus beworben. Dem „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ wurde eine Werbepostkarte der Germania zugespielt auf der es heißt: “Kontrastprogramm - Student sein - Eintreten“. Illustriert ist das Ganze mit der Abbildung einer nackten Jünglings-Statue mit Schwert. Nur gut Informierte, wie eben völkische Burschenschafter und Neofaschisten, werden um den Hintergrund der Statue wissen. Sie heißt „Die Wehrmacht“ und war eine monumentale Plastik von Arno Breker, Hitlers Lieblingsbildhauers. Sie wurde zusammen mit der Monumentalfigur „Die Partei“ im Ehrenhof der 1939 eingeweihten Neuen Reichskanzlei aufgestellt. Also im Zentrum des nationalsozialistischen Verbrecherstaats, in dem Hitler auch sein saalartiges Arbeitszimmer hatte.

 

Es ist unwahrscheinlich, dass die Germania ohne Wissen um diese Hintergründe diese Werbekarte produzierte. Erstens gibt es in ihren Reihen mindestens einen Historiker, welcher en masse geschichtsrevisionistische Artikel veröffentlicht und auch sonst bildet man sich in der Sierichstraße viel auf historische Bildung ein. Zweitens fällt die Germania immer wieder durch ns-apologetische Bezüge auf. Erst letztes Jahr berief man sich auf einen der wichtigsten Juristen der frühen NS-Bewegung, Walter Luetgebrune, einen Bezug, welchen auch der Hamburger Verfassungsschutz ausdrücklich würdigte. Man gedenkt bei der Germania dem ehemaligen Freikorpskämpfer und Ritterkreuzträger der Wehrmacht Karl Mauss oder dem österreichischen Antisemiten und Hitler-Vorbild Georg Heinrich Ritter von Schönerer. Und schon 2007 präsentierte die Germania in ihrem Haus eine "Kleine Deutsche Kunstausstellung", bestehend ausschließlich aus Werken von NS-Künstlern. Der Name war denn auch eine Anlehnung an die alljährliche „Große Deutsche Kunstausstellung“ im Dritten Reich. 


Dass die schlagenden Studenten mit Nazi-Kunst in rechten Kreisen werben ist nur konsequent. Skandalös ist jedoch, dass auch der Wohnraum im Germanenhaus immer noch als gemeinnützig gilt und Spenden der Alten Herren über zwei so genannte Hausvereine  von der Steuer abgesetzt werden können. Schließlich werden so indirekt nicht nur Wohn- und Veranstaltungsräume für intellektuelle Rechtsextremisten staatlich finanziert, sondern es ist auch unverständlich warum Wohnraum gefördert wird, welcher nur einem Bruchteil der Studierenden zur Verfügung steht. Im Falle der Germania nur Männern, die Wehrdienst geleistet haben und deutsch sind – und das heißt in der Sierichstraße immer noch „deutscher Abstammung.“

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Genau wegen solcher Läden hat sich erst 1996 die "Neue Deutsche Burschenschaft", und erst vor kurzem, zu Beginn diesen Monats, die "Allgemeine Deutsche Burschenschaft" von der "Deutschen Burschenschaft" abgespalten.