München postkolonial. Eine Erklärung aus dem Protestcamp am Sendlinger Tor

zuerst erschienen in Analyse & Kritik (619): https://www.akweb.de/ak_s/ak619/33.htm

Nach einem Monat Mobilisierung in verschiedenen Lagern, vorwiegend im Raum Bayern, wurde auf einem Non-Citizens-Treffen am 6. und 7. September in München beschlossen, mit einer Demonstration und einem Protestcamp am Sendlinger Tor erneut auf die politische Lage Geflüchteter aufmerksam zu machen. Das Camp mit mittlerweile 100 Protestierenden hat eine Genehmigung bis zum 30. September. Hiermit rufen diese dazu auf, sich ihnen anzuschließen:

Wir sind verzweifelt, dass es so weit gekommen ist, aber wir sind nur deswegen hier angelangt, weil wir keine Alternative haben. Ihr habt uns in unseren Herkunftsländern eure Konzeption von Demokratie, von Menschenrechten auferlegt, ihr habt uns mit Gewalt kolonisiert und uns eingeredet, dass dies ein nötiges Übel sei, indem ihr unsere Wirtschaftssysteme durch den Internationalen Währungsfonds kontrolliert, indem ihr uns eure europäische Kultur und euer Denksystem aufgezwungen habt, indem ihr zugelassen habt, dass unser Erbe, unsere Finanzen in eure Länder geflossen sind, ohne dass wir folgen könnten, indem ihr unsere Rohstoffe und unsere kulturellen Ressourcen ausbeutet, so als ob es sich um einen Kuchen handeln würden, von dem man sich Stücke abschneiden könnte. Dabei hattet ihr immer nur den Profit im Blick, und wegen eurer Interessen lasst ihr die afrikanische Jugend unter Korruption leiden, unter Repression der staatlichen Stellen. Diese müssen keine Angst haben, denn sie sind gut beschützt. Und nach all dem, glaubt ihr etwa, dass ihr in Ruhe leben könnt? Nein, nein, nein.

 

Mit einer solchen Politik wird die Welt niemals frei sein, denn es ist die Politik des Krieges und der Repression, davor darf man die Augen nicht verschließen. Ich bin Senegalese, Iranerin, Pakistani, etc. Aber meine Nationalität hat keine Bedeutung. Die einzige Bedeutung liegt in meiner Zugehörigkeit zu dieser Welt, zu dieser Erde, die für die Menschen geschaffen wurde. Leider ist dieses Leben nichts mehr wert, weil der Mensch nichts mehr sieht und hört, wenn er Ideologien vertritt, die er selbst nie verstehen wird, einfach weil er dem Bann von Hass und Ignoranz unterliegt. Niemand wird als geflüchtete Person geboren, denn es ist euer System, das aus uns das gemacht hat, was wir jetzt sind. Und nun ist es die Aufgabe eures Systems, die Trümmer wieder aufzurichten. Ihr könnt denken, was ihr wollt, doch ihr wisst immer mehr als wir, und ihr habt bessere Informationen über die aktuelle Situation als wir, aber ihr stellt euch blind. Ihr wollt uns einfach nicht verstehen.

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Es geht meines Erachtens mittlerweile mehr darum die Welrwirtschaftspolitische Situation zu kritisieren in der wir uns befinden. Die Krise in Europa hat viele in die Armut gerissen. Außerdem beuten afrikanische, asiatische südamerikanische Staaten heute nach ähnlichen Prinzipien aus. Macht hier auch mal die Augen auf!

Wie immer brillieren die Non-Citizens mit zu kurzer Gesellschafsanalyse und mangelhafter Kapitalismuskritik. Warum man das Ganze in der Überschrift noch "postkolonial" nennt, wenn sich im Aufruf nur auf die Praktiken von 'westlichen' Staaten bezogen wird, bleibt ein Rätsel. Aber vielleicht habe ich auch nur was nicht verstanden. Mal sehen. Diskutieren konnte man bisher mit dem Kreis vieler dogmatischer Mitglieder dieser Protestbewegung nicht.

Also dieser erste Absatz ist mal übelst reudig. Ich boxe mich doch hier nicht mit den Identitären um dann bei einer Demo des ideologisch-gleichen Packs rumzulaufen. ... interessant ist, dass der zweite Absatz in eine eher andere Richtung tendiert... vielleicht ist da ja noch was zu retten.