Legida: Ein brauner Haufen bewegt sich über den Ring

Erstveröffentlicht: 
21.04.2016

Kaum mehr als 100 Personen haben an der kurzfristig angesetzten Legida-Demonstration am Donnerstagabend teilgenommen. Mit Neonazi-Unterstützung, NSU-Luftballon und einem künstlichen Riesen-Kothaufen liefen sie vom Richard-Wagner-Platz zur Polizeidirektion und protestierten dagegen, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Mehrere hundert Menschen bekundeten entlang der Strecke lautstark ihren Unmut über Legida. Kurz vor Beginn der Veranstaltungen hatte es eine Bombendrohung gegeben.

 

Was genau Legida mit dieser Demonstration eigentlich bezwecken wollte, bleibt auch hinterher weitgehend im Unklaren. Weil der Polizeipressestelle in einer Medieninformation zwei Fehler unterlaufen waren, marschierten am Donnerstagabend etwas mehr als 100 Teilnehmer vom Richard-Wagner-Platz zur Direktion in der Dimitroffstraße. Angeblich – so die ursprüngliche Information – hatte an der vergangenen Legida-Demo am 4. April eine Person mit Hakenkreuz-Armbinde teilgenommen. Stattdessen handelte es sich „lediglich“ um eine Kette mit Hakenkreuz. Zudem war die Person der „Unterstützerdemo“ von „Wir lieben Sachsen/Thügida“ zuzuordnen, welche sich an diesem Tag mit Legida auf dem Leipziger Ring vereint hatte.

 

Die Polizei erklärte dies in einer Pressemitteilung mit einem Tippfehler, der im schnellen, tagesaktuellen Geschehen unterlaufen könne. Dafür zeigte Legida jedoch kein Verständnis. Diese Erklärung sei unglaubwürdig, bekräftige ein Reder zu Beginn der heutigen Kundgebung nochmals.

 

Diese startete nicht wie eigentlich geplant direkt auf dem Richard-Wagner-Platz. Gegen 18.30 Uhr hatte es im Internet eine Bombendrohung gegeben. Daraufhin hatten sowohl die Teilnehmer der Legida- als auch der Gegendemo von „Leipzig nimmt Platz“ den Ort verlassen müssen. Legida startete seine Demo stattdessen auf dem Ring und marschierte ohne große Ansprache direkt Richtung Dimitroffstraße. Mit dabei hatte man einen großen, künstlichen Kothaufen, den man der Polizei zurückgeben wollte. Offenbar fühlte man sich von dieser zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt.

 

Dass Teilnehmer einen NSU-Luftballon mit sich führten, Thor-Steinar-Klamotten trugen und kein Problem damit hatten, dass sich etwa der sächsische Landesvorsitzende der Neonazipartei „Die Rechte“, Alexander Kurth, an der Demo beteiligte, dürfte nicht dabei behilflich gewesen sein, diesen Eindruck zu beseitigen.

 

An der Polizeidirektion in der Dimitroffstraße angekommen legte Legida den Kothaufen ab. Ein Redner bekräftigte nochmals die Kritik an der Polizei, die jedoch ausdrücklich nicht den Beamten auf der Straße gelte, sondern insbesondere Polizeipräsident Bernd Merbitz. Man wähnte sich als Opfer einer Verschwörung, zu der selbst die angeblich staatlich finanzierte Antifa gehöre.

 

Am Rande der Demo hatte es wieder lautstarken und weitgehend friedlichen Protest von mehreren hundert Personen gegeben. Lediglich auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz kam es zu einer Rangelei, in deren Folge mehrere Personen zum Zwecke einer Identitätsfeststellung abgeführt wurden. Einer jungen Frau, die sich stark wehrte, wurden auch Handschellen angelegt.

 

Die Polizei zählte am Abend ingesamt elf Straftaten, darunter die Bombendrohung, eine Beleidigung, ein Verstoß gegen das Vermummungsverbot, wechselseitige Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte sowie Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Laut Medienberichten soll es sich dabei erneut um den sogenannten Kühnengruß gehandelt haben.

 

Die Polizeipressestelle hatte Legida vorab angeboten, vor der Dimitroffstraße für einen Dialog zur Verfügung zu stehen. Allzu viel Interesse seitens der völkischen Spaziergänger schien dafür jedoch nicht zu bestehen. Zumindest ein Satz von Pressesprecher Andreas Loepki in Richtung Legida-Anwalt Arndt Hohnstädter war zu hören: „Vergessen Sie nicht, Ihren Haufen wieder mitzunehmen.“