Schlag gegen Netzwerker der rechten Szene

Hausbesuch. Die Razzien in Brandenburg richteten sich unter anderem gegen Sandy Ludwig. Er zählt nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums zu den Gründungsmitgliedern der WWT. Foto: Sören Kohlhuber
Erstveröffentlicht: 
17.03.2016

Auch in Brandenburg gab es Durchsuchungen im Zuge des Verbots der rechtsextremistischen „Weisse Wölfe Terrorcrew“

 

Die Worte waren deutlich: „Dieser Verein ist eine Vereinigung von Neonazis, die offen und aggressiv Hetze betreiben gegen unseren Staat, gegen unsere Gesellschaft, gegen politisch Andersdenkende, gegen Migranten, auch gegen Polizeibeamte“, erklärte Bundesinnenminister Thomas De Maizière zum Verbot des rechtsextremistischen Vereins „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) am Mittwoch. Mit dem Verbot durchsuchten Fahnder Objekte in zehn Bundesländern, bundesweit waren 16 Personen betroffen. Auch in Brandenburg haben die Ermittler zugeschlagen: Sie durchsuchten mehrere Wohnungen in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin).

 

Die Razzien in Brandenburg richteten sich unter anderem gegen Sandy Ludwig. Er zählt nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums zu den Gründungsmitgliedern der WWT, war außerdem Anführer des WWT-Ablegers „Sektion Brandenburg“. Ludwig gilt als Netzwerker und Führungsfigur der rechten Szene in Wittstock/Dosse. Im Mai 2012 trug er bei einem Aufmarsch in der Stadt ein T-Shirt mit der Aufschrift „C18“ – eine Abkürzung für die rechtsterroristische Vereinigung „Combat 18“. „Combat 18“ gilt als der militärische Arm des ebenfalls verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerks und steht für „Kampfgruppe Adolf Hitler“. Schon 2009 durchsuchten Fahnder Ludwigs Wohnung – die Ermittler warfen den damals 23 verdächtigen WWT-Mitgliedern unter anderem Verstöße gegen das Uniformverbot vor.

 

Auch zur AfD unterhält Ludwig Kontakt. Im Jahr 2014 war er mehrfach Gast in Tattoo-Studios von Ronny Loepke, der Mitglied im AfD-Kreisverband Mecklenburger-Seenplatte ist. Loepke ist Inhaber der Tattoo-Läden „Five Elements“ in Plau am See, Waren und seit Anfang 2015 auch in Wittstock/Dosse. Der Leiter des neuen Studios: Sandy Ludwig.

 

Neben der Wohnung von Ludwig durchsuchten die Ermittler am Mittwoch die Wohnräume von zwei weiteren Mitgliedern der WWT-Sektion Brandenburg – ebenfalls in Wittstock. Nach PNN-Informationen handelt es sich dabei um Heiko K. und Pierre S. Der 28-jährige S. ist polizeibekannter Straftäter und soll bereits im Gefängnis gesessen haben. Auch er gilt als Netzwerker der rechten Szene, gemeinsam mit anderen Rechtsextremisten gründete er Kameradschaften – etwa die „Freien Kräfte Ost“ oder „AG Nordost“. Außerdem soll er an der rechtsextremistischen Gruppe „Antikapitalistisches Kollektiv Berlin-Brandenburg“ beteiligt sein.

 

Wie das brandenburgische Innenministerium mitteilte, waren mehrere Mitglieder der WWT-Sektion Brandenburg am 12. September 2015 an einem Angriff auf das linksalternative Wohnprojekt „Mittendrin“ in Neuruppin beteiligt, im April 2014 nahmen sie an einer Demonstration in Wittenberge teil. Im Mai 2013 organisierte die Gruppierung nach Ministeriumsangaben ein Neonazi-Konzert in Finowfurt – ein wesentliches Betätigungsfeld der WWT, die 2008 als Fangruppe der sauerländischen Rechtsrock-Band „Weisse Wölfe“ gegründet wurde.

 

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) begrüßte den Schlag gegen die Neonazi-Gruppierung: „Der rechtsextremistische Verein wendet sich mit einer Vielzahl von Aktivitäten eindeutig gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland“, sagte Schröter. Das Verbot sei vor diesem Hintergrund die „konsequente und gebotene Reaktion der wehrhaften Demokratie“. Der harte Kern der WWT besteht aus etwa 25 Personen. Bereits im vergangenen Jahr wurden von der Staatsanwaltschaft Bamberg gegen mehrere Mitglieder Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung eingeleitet. Infolgedessen wurden am 21. Oktober zwei WWT-Mitglieder nach Razzien in Untersuchungshaft genommen. Auch die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt wie berichtet wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen eine Neonazi-Zelle aus Nauen. Auch ihr mutmaßlicher Rädelsführer, der NPD-Kreistagspolitiker Maik Schneider, sitzt in Untersuchungshaft.

 

Bei den bundesweiten Razzien gegen die WWT wurden unter anderem Speichermedien, Vereinsunterlagen und -bekleidung, Propagandamaterial sowie NS-Devotionalien beschlagnahmt. Außerdem stellten die Ermittler Waffen sicher, darunter Wurfsterne, Elektroschocker, Schreckschusswaffen, eine Armbrust und ein Kleinkalibergewehr.

 

De Maizière warnte eindrücklich vor der Gefahr, die von der WWT ausgehe: Der Verein bekenne sich offen zu den Werten des Nationalsozialismus, sagte er am Mittwoch. „Er möchte eine Diktatur nach diesem Vorbild errichten und dieses Ziel soll ,mit allen Mitteln’ durchgesetzt werden“, so De Maizière.

 

Alexander Fröhlich,

Sören Kohlhuber und René Garzke

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