Terrorgruppe "Oldschool Society": Bundesanwaltschaft erhebt Anklage

Erstveröffentlicht: 
13.01.2016

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen vier Mitglieder der rechten Terrorgruppe "Oldschool Society" vor dem Oberlandesgericht München erhoben. Einer der mutmaßlichen Rädelsführer kommt aus Augsburg.

 

Die drei Männer im Alter von 40 bis 57 Jahren und eine 23 Jahre alte Frau sollen im Januar 2015 eine terroristische Vereinigung gegründet haben, so die Bundesanwaltschaft. Die Anklagebehörde wirft ihnen die Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen vor. Die vier Beschuldigten hätten sich seit August 2014 über eine Chatgruppe im Internet mit dem Namen "Oldschool Society" über ihre rechtsgerichtete nationalistische Weltanschauung und ihre Ziele ausgetauscht. Zu der Gruppe zählt auch der der 57 Jahre alte Andreas H. aus dem Augsburg.

 

Sie sollen Anschläge geplant haben


Ihre Außendarstellung weist die "Oldschool Society" als Ansammlung rechtsextremer Wirrköpfen aus. Bloße Internet-Trolls waren sie indes nicht - eher eine Art NSU im Frühstadium. Mehrfach hatten sich die Rechtsextremisten konspirativ getroffen und dabei nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes mehr als vage Anschlagspläne gegen Asylbewerberunterkünfte, Moscheen und Salafisten in Deutschland gewälzt.

 

"Nach unseren Ermittlungen bestand große Gefahr, dass die Mitglieder der Gruppe ihre Ziele umsetzen würden. Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen."

(Burkhard Freier, Chef des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.)

 

Razzien gegen die Terrorgruppe


Mit Razzien in fünf Bundesländern hatten Spezialeinheiten der Polizei die bisher unbekannte Terrorgruppe zerschlagen und dabei größere Mengen bombenfähigen Materials sichergestellt. Die Köpfe der Bande: der 57-jährige Andreas H. aus Augsburg und der Sachse Markus W., den die Polizei im oberbayerischen Mühldorf aufgriff. Sie firmierten als "Präsident" und "Vizepräsident" der OSS.

 

Der nette Herr H. aus Augsburg


Die rechtsextreme Truppe soll sich laut Bundesgeneralanwaltschaft zusammengeschlossen haben - als hierarchisch strukturierte Organisation. Der Augsburger Andreas H. hatte auf seinem Facebook-Profil Fotos veröffentlicht, die das Logo der "Oldschool Society" beinhalten. Die Nachbarn im Augsburger Stadtteil Bergheim reagierten völlig fassungslos auf die Vorwürfe. Andreas H. galt dort bislang als "nett, sympathisch und unauffällig", so ein Anwohner.

 

Verbindungen zur "Kameradschaft Aaachener Land"

 

Sein "Vizepräsident" Markus W. soll Verbindungen zur inzwischen verbotenen rechtsextremistischen "Kameradschaft Aachener Land" gehabt haben. Report München hat mehrmals über diese rechtsextremistische Vereinigung berichtet, die sich Anfang der 2000er Jahre gründete und im Rheinland Schätzungen zufolge zwischen 30 und 60 Mitglieder hatte. Im Jahr 2010 hantierte die Gruppe mit Sprengstoffen, führte Wehrsportübungen durch und terrorisierte politische Gegner und einfache Bürger.

 

"Oldschool Society" im Netz aktiv


Auf ihrer inzwischen vom Netz genommenen Facebook-Seite mit gut 3.000 "Fans" bezeichnet sich die Gruppe als "Verbindung gleichgesinnter Menschen, die die deutsche Kultur und ihre Werte leben." Nicht ein Verein, sondern eine "Organisation" mit festen Regeln sei der OSS - "den Anweisungen der Führungsebene ist unverzüglich Folge zu leisten." Im Mittelpunkt stehe der "Kampf um die Straße". Auch ihre Bildsprache - ein martialisches Logo mit Totenkopf und Runen, das Posieren in Szenekleidung und mit Waffen sowie ein Youtube-Video mit Parolen wie "Eine Kugel ist nicht genug" - weisen die OSS als Anhänger der rechtsextremen Szene aus. Der Ton auf der Seite, die vor allem das Thema Asyl behandelt, ist teils menschenverachtend. So wird die verlinkte Nachricht über einen Flüchtling, der sich aus Verzweiflung selbst angezündet hat, mit dem Satz kommentiert: "Ein Vorbild für seinesgleichen."

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte die Gruppe enge Beziehungen zur bayerischen Neonaziszene. In den sozialen Netzwerken gibt es direkte Verbindungen zwischen der OSS und Münchner Neonazis wie dem Stadtrat Karl Richter von der "Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA). Kontakte bestanden laut der antifaschistischen Informationsstelle aida auch zum 2014 vom bayerischen Innenministerium verbotenen Neonazinetzwerk Freies Netz Süd. Andreas H. soll zudem zeitweise in der NPD aktiv gewesen sein. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, möglicherweise sei die Bildung einer Organisation nach dem Vorbild des NSU verhindert worden.