Nach Skandal in Burbacher Flüchtlingseinrichtung - Über 50 Personen beschuldigt

Erstveröffentlicht: 
08.01.2016

Burbach. Die Staatsanwaltschaft Siegen hat ihre Ermittlungen nach dem Skandal im Burbacher Flüchtlingsheim fast abgeschlossen. Im Visier sind über 50 Personen.

 

kalle  - Es ist eines der aufwendigsten Verfahren der Staatsanwaltschaft Siegen in den vergangenen Jahren. Dabei geht es um die Vorwürfe der Freiheitsberaubung, der Nötigung und der Körperverletzung zum Nachteil von Bewohnern der Notaufnahmeeinrichtung Burbach im Zeitraum September 2013 bis Ende September 2014. Ans Licht der Öffentlichkeit kamen die ersten Vorwürfe am 28. September 2014 im Rahmen einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Hagen. Die besondere Dramatik der Vorfälle wurde durch ein Handy-Foto unterstrichen, das zwei Wachmänner zeigt, die einen damals 28-jährigen Algerier misshandelten. Ein Video zeigte dann noch weitere üble Szenen in der Notaufnahmeeinrichtung. Die schrecklichen Bilder ging um die Welt. Die Gemeinde Burbach geriet unverschuldet in die Schlagzeilen. 

 

Über 50 Beschuldigte nach Burbacher Vorfällen


Bis zum Januar 2016, gut 16 Monate nachdem die Tatvorwürfe bekannt wurden, ist einiges passiert. Die Ermittlungen der Sonderkommission „Heim“ dazu sind weitgehend abgeschlossen, so Oberstaatsanwalt Johannes Daheim im Gespräch mit der Siegener Zeitung. Noch immer habe man es mit mehr als 50 Personen zu tun, denen strafrechtlich relevante Verfehlungen vorgeworfen werden. Es handelt sich um Beschuldigte aus dem Bereich des damaligen Wachdienstpersonals in der Notaufnahmeeinrichtung, um von der Firma European Homecare eingesetzte Sozialbetreuer, um den ehemaligen Heimleiter und sonstige Verantwortliche der Firma EHC einschließlich deren Geschäftsführer. Darüber hinaus besteht ein Anfangsverdacht wegen Freiheitsberaubung und Nötigung durch Unterlassen gegen zwei Bedienstete der Bezirksregierung Arnsberg. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen sollen die beiden Beschuldigten nicht gegen ihnen bekannt gewordene Übergriffe und rechtswidrige freiheitsentziehende Maßnahmen durch Wachleute und Sozialbetreuer eingeschritten sein. 

 

Zeugen mittlerweile über ganz Deutschland verstreut


Ein Sondersachbearbeiter der Staatsanwaltschaft hat monatelang die Akten geprüft. Daheim erklärte weiter: „Trotz des hohen Personaleinsatzes waren die bisherigen Ermittlungen insgesamt sehr zeitaufwendig. Allein das Auffinden der Zeugen, die über ganz Deutschland verteilt sind, ist für dieses große Zeitfenster verantwortlich“. 

 

Beschuldigte müssen noch mit Ermittlungsergebnissen konfrontiert werden


Auf einen eventuellen Termin, wann es in diesem Verfahren zu einer ersten Anklage vor Gericht kommen könnte, ließ sich der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht festlegen. „Es wird sicher einige Zeit dauern, weil einzelne Beschuldigte noch mit den vollständigen Ermittlungergebnissen konfrontiert werden müssen, um ihnen dann Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben!“