Melanie Dittmer: "Was uns unterscheidet, ist das Blut."

Erstveröffentlicht: 
04.12.2015

Unser Reporter Nail hat deutsch-irakische Wurzeln. Er ist Teil einer deutschen Realität, die sich die "Identitäre" Melanie Dittmer eigentlich anders wünscht. Nail hat trotzdem angestrengt versucht, ihren Argumenten zu folgen.

 

 

Sie nennt sich Patriotin und warnt vor dem Untergang des Abendlandes. Flüchtlinge sind in ihren Augen Invasoren. Sie meint, dass Deutschland gerade zerstört wird, und dass der Islam uns unterwerfen will. Früher war sie in der NPD - heute ist sie aktiv in der Pegida-Bewegung und der sogenannten "Identitären Aktion". Trotzdem will sich Melanie Dittmer mit unserem Reporter Nail Al Saidi treffen: "Wenn man seine politische Arbeit ernst nimmt, dann muss man auch mit der Presse sprechen", sagt sie.


Früher NPD, heute Pegida

Nail ist gespannt, was ihn bei dem Treffen mit der Frau erwartet, die in einem Spiegel-Interview von 1996 noch von Politikern als "Volksschädlingen" spricht, die genau so wie Diebe, Alkoholiker oder Drogenabhängige in ein Arbeitslager gehörten. Große Dealer solle man "sofort an die Wand stellen". Melanie Dittmer wohnt mittlerweile in einer Kleinstadt zwischen Köln und Bonn.

 

"Von Mensch zu Mensch ist sie mir eigentlich sympathisch. Vieles, was sie schon am Telefon erzählt hat, hört sich nett an: sie reist viel, mag alternative Musik, hört gerne Funkhaus Europa. Sie sagt, dass sie sogar linke und schwule Freunde hat."

Nail Al Saidi - möchte das Gespräch unvoreingenommen beginnen.

Was denkt Melanie Dittmer heute über die Verlierer unserer Gesellschaft, über Arbeitslose oder Drogenabhängige? Sie sagt: "Wir leben in einer kapitalistischen Ellenbogengesellschaft." Wer nicht so tough sei, habe vielleicht einen "nicht so geraden Lebensweg". Leistungsdruck, Konsumterror, soziale Ungerechtigkeit - das sind Themen, die sie ebenfalls anspricht. Gesellschaft soll mehr Gemeinschaft sein. Nur: Wer gehört in diese Gemeinschaft?

 

"Flüchtlinge gehören nicht in die Gemeinschaft, weil man da hineingeboren wird, hinein wächst und erzogen wird."

Melanie Dittmer, Pegida-Anhängerin

Gleich und gleicher

Auch unser Reporter mit seinen irakischen Wurzeln gehört laut Dittmer leider nicht dazu: "Sie sind Passdeutscher", sagt sie. "Aber ich bin hier geboren und hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und spreche Deutsch. Was unterscheidet uns beide?", fragt Nail. "Das Blut", antwortet Melanie Dittmer: "Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen, alle Menschen sind gleich. Denn es ist genauso in der Tierwelt, es gibt verschiedene Menschenarten".

 

Melanie Dittmer führt diese Gedanken noch weiter aus. Sie will nicht als Nazi oder Neonazi bezeichnet werden - doch mit Aussagen wie diesen kann sie Nail kaum vom Gegenteil überzeugen. Da hilft es auch nicht, dass Melanie Dittmer noch weiter davon spricht, dass sie ja keinen beleidigen wolle.

 

"Seit Stunden sitze ich in einem Café mit Melanie Dittmer, der Frau, die angeblich kein Nazi sein will. Die ganz extremen Parolen hat sie aus ihrem Wortschatz gestrichen. Sie ist umgänglicher geworden. Aber von ihren Rassenvorstellungen hat sie sich nicht entfernt."