Nach Überfällen auf Asylheime: Razzia in Freital

Erstveröffentlicht: 
06.11.2015

Vier Verdächtige festgenommen, Angreifer auf Dulig-Sohn gefasst


VON MARTIN FISCHER
VON JüRGEN KOCHINKE

 

Freital/Dresden. Bei einer Razzia gestern in Dresden und Freital ist Polizei und Staatsanwaltschaft einer der Täter des Angriffs auf den Sohn von SachsensSPD-Chef Martin Dulig ins Netz ge-gangen. Bei den Durchsuchungen ging es um insgesamt sechs Männer und eine Frau, die für Anschläge auf Flüchtlinge oder ihre Unterstützer in Dresden und Freital verantwortlich sein sollen. Vier Verdächtige im Alter zwischen 24 und 28 Jahren wurden festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und das für Extremismus zuständige Opera-tive Abwehrzentrum (OAZ) mitteilten. Darunter eine 27 Jahre alte Frau ausFreital. Bei der Durchsuchung von neun Wohnungen in beiden Städten seien Sprengmittel, eine Hakenkreuzfahne und weitere Nazi-Devotionalien gefunden worden.

 

Innenminister Ulbig: Ein klares Signal

 

Bei einem der Tatverdächtigen handelt es sich um jenen Mann, der auch an der Attacke auf ein Auto Ende Juni bei Freital beteiligt gewesen sein soll. Bei diesem Angriff mit einem Baseballschläger war auch Duligs Sohn Johann betroffen. Diese Attacke hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Johann Dulig, der für die SPD im Meißner Kreistag sitzt, hatte damals über den Nachrichtenkurzdienst Twitter zu Protesten gegen rassistisch motivierte Versammlungen vor einem Asylbewerberheim in Freital aufgerufen. Auf der Rückfahrt Richtung Dresden fand dann die Attacke statt. Durch herumfliegende Glassplitter wurde ein Insasse des Autos verletzt.

 

Gestern fand Innenminister Markus Ulbig (CDU) lobende Worte für Polizei und Staatsanwaltschaft. „Der Einsatz in Freital und Dresden zeigt, dass der Freistaat Sachsen nicht nur Willens, sondern auch in der Lage ist, konsequent gegen rechte Gewalttäter und Brandstifter vorzugehen.“ Er hoffe, dass das „klare Signal im ganzen Land ankommt“.

 

Gegen einen 26 Jahre alten Freitaler lagen bereits zwei Haftbefehle vor. Er soll zusammen mit der festgenommenen Frau am vergangenen Wochenende einen Sprengstoffanschlag auf eine von Syrern bewohnte Wohnung verübt haben. Ein Bürgerkriegsflüchtling war leicht im Gesicht verletzt worden, als vor den Fenstern der Wohnung deponierte Spreng-sätze explodierten.

 

Zusammen mit den übrigen Verdäch-tigen werden die Frau und der Mann auch für einen Sprengstoff- und Buttersäure-Anschlag auf ein alternatives Wohnprojekt verantwortlich gemacht, das sich für eine Flüchtlingsunterkunft eingesetzt hatte. Diese Attacke hatte sich vor drei Wochen in Dresden ereignet. Den Festgenommenen werden das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen, versuchte oder begangene gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen.

 

Konzentrierte Aktion mit 28 Polizisten


An den Durchsuchungen waren insgesamt 28 Polizisten und zwei Staatsanwälte beteiligt. Die Verfahren wurden vom Sonderdezernat politisch motivierteKriminalität (PMK) bei der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (Ines) übernommen, das seine Arbeit erst vor gut zwei Wochen aufgenommen hatte. Das PMK soll mögliche rechte Strukturen im Zusammenhang mit fremdenfeindlicher Kriminalität in ganz Sachsen aufdecken.

 

In der Vergangenheit war es in Freital immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf Asylbewerber und ihre Unterkünfte gekommen. Im Sommer hatte es vor einem Flüchtlingsheim in einem ehemaligen Hotel wochenlang ausländerfeindliche Proteste gegeben.