Pegida und Legida: Proteste forderten Einsatz von 40000 Polizisten

Erstveröffentlicht: 
16.05.2015

Kosten von 15 Millionen Euro / Linkspartei kritisiert Dauerbelastung der Beamten / CDU: Billiger Populismus

 

Von Jürgen Kochinke


Dresden. Die Aufmärsche der islamkritischen Vereinigungen Pegida, Legida und Co. erforderten seit Ende letzten Jahres den Einsatz von 40000 Polzeibeamten in Sachsen. Diese Zahl hat jetzt erstmals Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf Anfrage des linken Landtagsabgeordneten André Schollbach bekanntgegeben. Die Beamten, die aus verschiedenen Bundesländern kamen, wurden zur Absicherung diverser Protestkundgebungen und Demonstrationen eingesetzt. Ein enormer Aufwand: Wenn man wie in Sachsen üblich eine Einsatzstunde eines Polizisten mit 74 Euro veranschlagt und von einer durchschnittlichen Einsatzdauer von fünf Stunden pro Polizist ausgeht, kommt man auf 14,8 Millionen Euro Kosten. Den Spitzenplatz bei den Einsätzen belegte Leipzig, wo am Rande der Legida-Aufmärsche insgesamt 20600 Beamte notwendig waren. Kaum entspannter die Lage in Dresden: So waren laut Ulbig in der Landeshauptstadt rund um Pegida bisher 17140 Polizisten im Einsatz. Beim Pegida-Ableger Chemnitz-Erzgebirge waren es immerhin noch 2130.


Für Schollbach sind die Folgen absehbar. "Diese massive Häufung an Großeinsätzen stellt eine große Belastung für die Polizistinnen und Polizisten dar", sagt der Linke. "Der jahrelang von der CDU und Innenminister Ulbig betriebene Personalabbau verschärft die Situation." Da die CDU/SPD-Koalition nicht angemessen auf diese Lage reagiere, würden die Beamten zunehmend "auf Verschleiß gefahren".


Vor allem in Leipzig wird den Beamten viel abverlangt. So waren allein am 21. Januar 5100 Beamte im Einsatz - der sachsenweite Spitzenwert. Der größte Einsatz in Dresden fand ebenfalls im Januar statt, als 1700 Beamte einen Pegida-Aufmarsch abgesichert haben.


Sachsens Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hagen Husgen, will das nicht hinnehmen, fordert Konsequenzen. "Es muss sich etwas ändern, die sächsische Politik muss handeln und endlich Geld in die Hand nehmen", meint der Gewerkschafter. Dass auch die neue schwarz-rote Koalition den Stellenabbau nicht entscheidend zurücknehme, sei schlicht "ein Unding". Ernst sei die Lage bereits seit Monaten. "Die Stimmung ist am Boden, die Kollegen sind völlig überlastet, sowohl physisch als auch psychisch."


Die CDU-Fraktion im Freistaat sieht dies anders. Der Vorwurf von Schollbach, CDU und Innenressort würden die Polizei auf Verschleiß fahren, sei "billiger Populismus auf dem Rücken der Beamten", meint der Innenexperte Christian Hartmann. Gleichzeitig verwies der CDU-Mann auf die Belastungen der Einsatzkräfte durch das Gewaltpotenzial der Gegendemonstranten gerade in Leipzig. Bei Pegida samt Ablegern handelt es sich laut Hartmann um "eine Sondersituation" der vergangenen Monate, der selbst durch umgehende Neueinstellungen nicht begegnet werden könnte. Schließlich dauere die Ausbildung eines Polizeibeamten drei Jahre.