Nach Legida-Demo: Ermittlungen gegen Protestierer und Polizisten

Erstveröffentlicht: 
22.04.2015

Vier Beamte nach Angriffen von Gegendemonstranten verletzt / Polizei prüft auch mutmaßliche Übergriffe von Einsatzkräften

 

Von Frank Döring


Nach Ausschreitungen von Gegendemonstranten am Rande der Legida-Demo hat sich die Zahl der registrierten Straftaten weiter erhöht. Bis gestern Mittag lagen der Polizei 25 Anzeigen vor, berichtete Behördensprecher Andreas Loepki. "Das dürfte aber noch kein abschließender Stand sein", sagte er, "es werden sicher noch mehr." Bislang handele es sich überwiegend um Straftaten von Gegendemonstranten. Diese hätten mit Steinen geworfen, Feuerwerksraketen gezielt abgeschossen sowie mit Farbe, Urin und Fäkalien gefüllte Beutel auch gegen Einsatzkräfte geschleudert. Vier Beamte wurden bei Angriffen von Gegendemonstranten leicht verletzt.


In zwei Fällen wird auch gegen Polizeikräfte ermittelt. So ist auf einem Video des MDR zu sehen, wie ein Polizeibeamter zutritt - offenbar auf einen am Boden liegenden Gegendemonstranten. Der Vorfall soll sich am Neuen Rathaus abgespielt haben, als die Polizei mit Unterstützung der Reiterstaffel eine Sitzblockade auflöste und dabei "unmittelbaren Zwang" anwenden musste, wie es hieß. "Wir nehmen diese Aufnahmen zum Anlass für Ermittlungen wegen des Verdachts einer Straftat", erklärte Loepki. Eine zweite Anzeige liege vor, weil ein Gegendemonstrant von einem Polizisten einen Schlag ins Gesicht erhalten haben soll - beim Versuch, eine Absperrung zu durchbrechen.


"Im Vergleich zu den letztmaligen Legida-Aufzügen war es unfriedlicher" konstatierte der Polizeisprecher. Ziel jener Linksextremisten, die sich bewusst vom friedlichen Protest gegen Legida abgrenzen, ist nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden, die Kosten für Polizeieinsätze hochzutreiben, massiv Gewalt auszuüben und damit auch Legida-Sympathisanten zu verängstigen.


Offen bleibe, ob ein am Wochenende veröffentlichter Gewaltaufruf auf der linksextremen Internetplattform Indymedia zu den neuerlichen Ausschreitungen beigetragen hat. "Gehen wir die Cops an! Machen wir die City platt!", hatten die Verfasser darin aufgerufen. Die Polizei sieht trotz stilistischer Unterschiede Parallelen zu jenem Gewaltaufruf für die Silvesternacht, der Mitte Dezember ebenfalls bei Indymedia veröffentlicht worden war . Vier Wochen später zogen Linksautonome durch die Stadt, attackierten unter anderem das Amtsgericht und richteten Zehntausende Euro Schaden an.


Auf Legida-Seite seien potenziell gewalttätige Anhänger bisher "kaum in Erscheinung getreten", so Loepki. Für Irritationen sorgte am Montag Legida-Chef Silvio Rösler, der sagte, die Demo-Teilnehmer würden auf dem Rückweg von "Sportfreunden" des 1. FC Lok Leipzig begleitet. Der Verein distanzierte sich inzwischen davon. Dass Lok-Hooligans bei Legida mitmischen, hat das Innenministerium auf verschiedene Landtagsanfragen bestätigt. So waren etwa am 23. März rund "50 Personen aus dem Umfeld des 1. FC Lok Leipzig" im Legida-Block, darunter acht der Kategorie C - gewaltsuchend, gewalttätig oder zur Gewalt entschlossen. Bei vorherigen Demos waren es laut Ministerium noch mehr.