Buch beleuchtet braunen Branddirektor

Erstveröffentlicht: 
06.02.2015

Reinhard Stefflers neue Publikation befasst sich mit dem Leipziger Feuerwehr-Generalinspekteur Hans Rumpf

Von Mario Beck


Von Beruf Feuerwehrmann in Leipzig, in der Freizeit Hobby-Historiker mit einem Faible für die Geschichte des eigenen Berufsstandes und produktiver Buchautor: Jetzt hat Reinhard Steffler wieder publizistisch nachgelegt. Wie schon bei den Büchern zum Feuerwehreinsatz an der Uran-Maschine oder zu den Luftangriffen auf Leipzig und den Handlungen der Löschkräfte recherchierte er auch für sein neuestes Werk umsichtig, zapfte viele Archive an und konnte auf aussagekräftige Unterlagen zurückgreifen, die ihm zur Verfügung gestellt wurden. Von Verwandten jenes Mannes, um den es in dem Buch "Von den Brandbomben zum strategischen Luftkrieg gegen Deutschland" maßgeblich geht: Hans Rumpf, den einstigen Leipziger Generalinspekteur für die Feuerwehren im Reich, den strammen Nazi-Parteigänger, den Generalmajor der Ordnungspolizei, der den sogenannten Brandbombenkrieg vorausgesagt hatte.


Vor rund fünf Jahren wurde Stefflers Interesse geweckt, sich intensiv mit Rumpf zu befassen. Auf rund 150 Seiten handelt er nun in dem im Elbe-Dnjepr-Verlag erschienenen Buch nicht nur dessen Werdegang und seine Rolle in der NS-Zeit ab, sondern liefert auch eine Art Psychogramm und setzt sich mit den kruden Deutungsmustern Rumpfs bezüglich des strategischen Luftkrieges auseinander.


1888 im thüringischen Zimmern geboren, besuchte Rumpf das Gymnasium in Torgau, schlug zunächst eine militärische Laufbahn ein und begann dann in Königsberg seine Karriere bei der Feuerwehr. 1935 wurde er Leipziger Branddirektor, fünf Jahre später Kommandant des Feuerwehrschutzregimentes Sachsen und stieg nachfolgend zum Generalinspekteur mit Dienstsitz in der Leipziger Hauptfeuerwache auf. Nach dem Krieg internierten die Amerikaner den SS-Brigadeführer bis 1948. Rumpf starb 1965 in Elmshorn in Schleswig-Holstein.


Ideologisch war er auch im hohen Alter offenbar kaum geläutert, wollte kurz vor seinem Tod noch einen Artikel in der Zeitschrift "Politische Studien" veröffentlichen, in dem die Bombardements der Alliierten auf deutsche Städte mit dem Holocaust gleichgesetzt wurden. Wegen einseitiger Darstellungsweise lehnte die Redaktion den Beitrag ab. Für Kontroversen hatte auch schon Rumpfs Buch "Das war der Bombenkrieg - Deutsche Städte im Feuersturm" gesorgt, das 1961 erschien, allerdings kaum Absatz fand.


Zu Wort gemeldet hatte sich Rumpf auch immer wieder zu den verheerenden Bombenangriffen vom 13. bis 15. Februar auf Dresden. Steffler widmet diesem Thema ein ganzes Kapitel und lässt die Ergebnisse vieler eigener Nachforschungen auch bezüglich der Opferzahlen einfließen. Während Rumpf das Brandgeschehen nach den Luftangriffen auf Berlin im November und auf Leipzig am 4. Dezember 1943 persönlich erlebte, ist Steffler davon überzeugt, dass er kein Augenzeuge des Feuersturmes in Dresden war und seine Informationen darüber aus dritter Hand bezog.


Steffler beleuchtet auch die andere Seite des im NS-System verwurzelten Hans Rumpf - die seines organisatorischen Geschicks, mit dem er den Luftschutz etwa durch technische Standardisierung und große mobile Feuerwehreinheiten effektiver gestaltete. Als deutscher Vertreter beim internationalen Roten Kreuz in Genf hatte Rumpf an der Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung mitgewirkt.