Studie: Sachsen Spitzenreiter bei Gewalt gegen Flüchtlinge – Pegida-Klima motiviere Täter

Erstveröffentlicht: 
28.01.2015

Leipzig. Sachsen ist für Flüchtlinge derzeit das gefährlichste Bundesland. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie der Amadeu Antonio Stiftung und des Vereins Pro Asyl. In keiner anderen Region Deutschlands habe es im vergangenen Jahr mehr tätliche Angriffe auf Asylbewerber gegeben. Der Hass auf Flüchtlinge beschränke sich aber nicht nur auf Ostdeutschland, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Institutionen. Die meisten Anschläge auf Asylbewerber-Unterkünfte seien in Nordrhein-Westfahlen verübt worden.

 

In Sachsen wurden im vergangenen Jahr 25 tätliche Angriffe auf Flüchtlinge und Migranten von den Behörden registriert, die rassistisch motiviert waren, sagte ein Sprecher der Amadeu Antonio Stiftung gegenüber LVZ-Online. Dabei sei vor allem auffällig, dass die Tendenz zum Jahresende anstieg. Die Forscher vermuten deshalb auch einen Zusammenhang mit den im Oktober beginnenden Pegida-Demonstrationen.

Migranten und Flüchtlinge hätten zudem berichtet, dass es im Zuge der Demos in Dresden deutlich häufiger zu rassistischen Pöbeleien gekommen sei. „Wie auch immer sich Pegida offiziell von Rassismus und Gewalt distanzieren mag: Eine Bewegung, die massiv von rassistischen Ressentiments geprägt ist und sich selbst als ‚Volkes Wille’ inszeniert, schafft ein Klima, das rassistische Gewalttäter motiviert, den vermeintlichen ‚Volkswillen’ zu vollstrecken“, erklärte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung.

Ingesamt wurden bundesweit im vergangenen Jahr 77 tätliche Übergriffe auf Flüchtlinge erfasst. Die Zahl der Brandanschläge auf Asylbewerberheime bezifferten die Forscher auf insgesamt 35. Zudem habe es anno 2014 in der Bundesrepublik 118 rassistische Sachbeschädigungen an Flüchtlingsunterkünften und 256 fremdenfeindliche Kundgebungen und Demonstrationen gegeben.

Dabei treten laut der Studie häufig organisierte Rechtsextreme auf, „gern unter dem Deckmantel ‚besorgter Bürger’. Für die Hetzveranstaltungen wird meist über entsprechende Facebook-Seiten mobilisiert, auf denen Asylsuchende als ‚Wirtschaftsflüchtlinge’ und angebliche Gefahr denunziert werden“, heißt es weiter. Die Anfeindungen treffen vielerorts aber auch auf massiven Widerspruch in der Bevölkerung. „Die Antwort auf die rassistische Hetze muss aktive Solidarität mit Flüchtlingen und Migranten sein“, so Reinfrank.

Dokumentation im Internet: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de