Turnusgemäß steht die Neuwahl des Vorstands auf der Tagesordnung. Seit der Gründung der Partei vor etwas mehr als zwei Jahren gehören Worch als Vorsitzender sowie die beiden Ex-DVUler Ingeborg Lobocki und Martin Ziegler der „Die Rechte“-Führung an. Nachträglich waren mit Dennis Giemsch und Sascha Krolzig zwei Vertreter aus Nordrhein-Westfalen, die nach dem Verbot ihrer Neonazi-Organisationen in der Partei Unterschlupf gefunden hatten, in das Gremium gewählt worden. Rasch wieder ausgeschieden ist der kurzzeitige stellvertretende Bundesvorsitzende Pierre Levien aus Hessen.
Worchs Interesse, weiter an der Spitze der Partei zu stehen, ist offenbar nicht besonders ausgeprägt. Mitte Juni soll er den Vorstandskollegen gar mitgeteilt haben, dass er „beim Bundesparteitag am 5. Juli nicht persönlich anwesend sein werde“. So heißt es jedenfalls in einer der zahlreichen Mails, die ihm zugeschrieben werden und die inzwischen aus „Die Rechte“-Kreisen nach außen gelangt sind. In einem weiteren Schreiben an den Vorstand notierte Worch demzufolge: „Am liebsten wäre mir persönlich, wenn es einen anderen Kandidaten für das Amt des Bundesvorsitzenden gäbe; dann würde ich nicht kandidieren. Sondern mich aus der Entfernung bequem zurücklehnen und zuschauen, ob jemand anderer mit der Partei mehr Glück beziehungsweise Erfolg hat als ich in den letzten Monaten.“
Basis folgt striktem Kurs der Abgrenzung zur NPD nicht
An Glück und Erfolg hat es ihm in den letzten zwei Jahren in der Tat gemangelt. Landesverbände, die vollmundig ihre Arbeit aufgenommen hatten, gibt es inzwischen schon nicht mehr. In den Sand gesetzt wurde die Kandidatur zur Europawahl, die eigentlich die erste ernste Bewährungsprobe der Partei sein sollte. Dem Kurs einer strikten Abgrenzung zur NPD mochten viele an der Basis nicht folgen.
Während Worch darauf hoffte, die NPD werde sich intern „zerlegen“, fuhren „Die Rechte“-Mitglieder von der Basis zu Veranstaltungen der Jungen Nationaldemokraten (JN), hängten Wahlkampfplakate der NPD auf oder verteilten deren Flugblätter. Gerade eben erst haben „Die Rechte“ und NPD in Dortmund vereinbart, im Stadtrat eine gemeinsame Gruppe zu bilden. Verloren hat „Die Rechte“ auch das Alleinstellungsmerkmal, das sie anfangs hatte: ein als Partei organisiertes Auffangbecken für Mitglieder verbotener oder von einem Verbot bedrohter Neonazi-Organisationen und für enttäuschte NPDler zu sein. Vor allem in Süddeutschland läuft die Partei „Der III. Weg“ der Worch-Partei den Rang ab.
Worch ist intern angreifbar geworden. Und er hat seine Lage auch wegen seines egomanen und arroganten Auftretens nicht verbessern können. In der Diskussion über die Aufnahme eines Ex-Porno-Sternchens in die Partei stieß er auf Widerspruch. Zugleich machte er aber deutlich, dass in seiner Partei letztlich sein Wort zählen sollte, nicht irgendwelche Formalien. „Ich habe nicht die Absicht, mir in das von mir gewählte Programm beziehungsweise den Ablauf hineinfunken zu lassen“, heißt es in einer jener Mails, die nach außen getragen wurde. Insofern sei für ihn auch die Satzung „zweitrangig“.
In Dortmund klingelt die Kasse
Selbst die – äußerst bescheidenen – Erfolge der Partei kann er sich nicht auf die Fahne schreiben. Aus NRW stammt etwas mehr als die Hälfte der rund 500 Mitglieder. Dort finden sich die meisten der bundesweit wenigen aktiven Kreisverbände. Dort wurden gar zwei Vertreter bei der Kommunalwahl am 25. Mai in Stadtparlamente gewählt. Und dort klingelt demnächst sogar die Kasse, weil das neue NPD/„Die Rechte“-Ratsduo in Dortmund über die üblichen Aufwandsentschädigungen hinaus einen städtischen Zuschuss von jährlich rund 40 000 Euro beanspruchen kann. Wie solche Gelder indirekt den Aufbau einer Partei voranbringen können, haben andere rechtsextreme Gruppen vorexerziert. Im Vergleich zu den Einnahmen der NPD auf Bundes-, Landes-, kommunaler und europäischer Ebene mag der Betrag zwar läppisch wirken – für eine Minipartei, die aus ihren Mitgliedsbeiträgen bundesweit wohl nicht mehr als 20 000 Euro erlöst, ist er aber alles andere als unwichtig.
Offen ist noch, ob es einen „Die Rechte“-Funktionär aus Nordrhein-Westfalen an die Spitze der Partei zieht. Würde einer von ihnen antreten, stünden seine Chancen gut, gewählt zu werden. Sicher ist eine solche Kandidatur aber nicht. Vielen an der Basis der „Rechten“ ist deren bundesweite Entwicklung herzlich egal. Ihnen geht es nicht um Wohl und Wehe der Partei, sondern lediglich darum – durch den Parteistatus vor Verboten geschützt –, das zu tun, was sie als Ex-Mitglieder von Neonazi-Kameradschaften schon immer getan haben. Worch scheint zu ahnen, dass er noch einmal gefragt sein könnte. In einer der Mails, die ihm zugeschrieben werden, heißt es: „Allerdings muss ich mit der Möglichkeit rechnen, dass es vielleicht keinen alternativen Kandidaten gibt. In dem Fall wäre ich in der Pflicht, einer Nominierung zuzustimmen beziehungsweise eine Wahl anzunehmen.“