Minderjährige Jungen vermittelt? Thüringer Neonazi unter Zuhältereiverdacht

Erstveröffentlicht: 
19.06.2014

Er ist in den 90er Jahren eine der zentralen Figuren der rechten Szene in Thüringen. Als V-Mann verdient er Zehntausende D-Mark und baut eine Gruppierung auf, zu der die späteren mutmaßlichen NSU-Mitglieder gehören. Auch im Rotlichtmilieu soll er mitgemischt haben.

 

Der frühere Chef des rechtsextremen Thüringer Heimatschutzes (THS), Tino Brandt, hat möglicherweise in großem Stil Zuhälterei betrieben. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft Gera eingeleitet, wie die Behörde der Onlineausgabe der "Thüringer Allgemeinen" sagte. Laut dem Bericht soll er mehrere, zum Teil minderjährige Jungen und Männer an Freier vermittelt haben. Zu diesem Zweck habe er eigens Wohnungen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt bereitgestellt.

 

Wie die Behörde weiter mitteilte, ist dazu die Rudolstädter Wohnung Brandts durchsucht worden. Weitere Details wollte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Villwock nicht nennen.

Ermittlungen wegen Betrugs

 

Laut dem Online-Portal sind auch die Wohnungen von mindestens fünf Jugendlichen und Männern durchsucht worden. Diese sollen sich in Brandts Auftrag prostituiert haben. Die Anbahnung der Geschäfte soll in sozialen Netzwerken stattgefunden haben.

 

Die Behörde ist Brandt den Angaben zufolge während eines anderen Ermittlungsverfahrens auf die Spur gekommen. So wird gegen ihn und zwölf weitere Verdächtige seit mehr als zwei Jahren wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt. Sie sollen angeblich Versicherungen um mehr als eine Million Euro geschädigt haben. Bei Durchsuchungen waren auch Waffen gefunden worden - unter anderem eine Machete, ein Schwert, eine Armbrust sowie Streitäxte und Schreckschusspistolen.

 

V-Mann des Verfassungsschutzes

Brandt gehörte in den 90er Jahren zu den führenden Neonazis im Freistaat. Im THS waren auch die späteren mutmaßlichen Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe Mitglied. Brandt ist einer der Zeugen im NSU-Prozess. Er soll an drei Tagen im Juli vernommen werden.

Daneben arbeite Brandt auch als V-Mann für den Thüringer Verfassungsschutz. Für seine Dienste soll er gut 200.000 D-Mark erhalten haben. Mit dem Geld baute er unter anderem den THS auf. Brandt war 2001 enttarnt worden und trat als Vize-Chef der Thüringer NPD zurück.