Scheiben-Terror – St. Pauli: Wer hasst SPD-Politikerin Loretana de Libero so?

Erstveröffentlicht: 
11.06.2014

Flaschen und Steine flogen, das SPD-Schild wurde zertrümmert: Innerhalb von nur 13 Monaten sind sieben Anschläge auf das Parteibüro der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Loretana de Libero (48) auf St. Pauli verübt worden. Der Staatsschutz ermittelt.


Freitagabend hatte die Politikerin und Historikerin, die an der Führungsakademie der Bundeswehr lehrt und forscht, zu einem Grillfest an die Große Freiheit geladen. Ein Plakat mit ihrem Konterfei wies an der Straße auf das SPD-Fest hin. Gegen 21 Uhr näherten sich etwa 50 teils vermummte Personen und beschimpften die Teilnehmer als „Scheiß-Faschisten“ und skandierten: „Hamburg hasst euch!“ Die Angreifer zerstörten das SPD-Schild, bedrohten die Gäste des Festes und konnten erst von einem Imam der Moschee gestoppt werden.

 

Danach zog die gewalttätige Gruppe weiter, tobte sich an de Liberos Büro an der Clemens-Schultz-Straße aus. Die Unbekannten rissen Holzplanken, die nach dem letzten Anschlag am Donnerstag angebracht worden waren, herunter und zerstörten die Scheiben. Auch die Einrichtung wurde beschädigt.

 

Die Polizei prüft nun, ob die Angreifer aus dem Kreis der Demonstranten kommen, die Freitagabend in der Schanze für die Lampedusa-Flüchtlinge und gegen den Polizeieinsatz auf dem Rathausmarkt demonstriert hatten.

 

Loretana de Libero zeigte sich am Montag geschockt vom Ausmaß der Gewalt: „Das wird immer schlimmer. Das eskaliert. Dieses Mal wurden auch Menschen bedroht und Menschenleben willentlich gefährdet.“

 

Seit dem 1. Mai 2013 hat es insgesamt sieben Attacken auf de Liberos Büro gegeben. Die SPD-Abgeordnete vertritt, was die Lampedusa-Flüchtlinge angeht, den Kurs von Olaf Scholz. Es scheint, als müsste das Büro auf dem Kiez als Symbol der Politik des Senats herhalten. Loretana de Libero: „Ich spreche diesen Gewalttätern jegliche politische Absicht ab. Der Terror will die SPD aus St. Pauli vertreiben.“

 

Die Politikerin und Tochter italienischer Einwanderer will sich aber nicht einschüchtern lassen, sagt: „Wenn ich ginge, dann hätte dieser Terror gewonnen.“