Let's talk about sex, baby! Gebetszug für das "ungeborene Leben" in FFM gestört

my body, my choice!

Nachdem Donnerstag bekannt wurde, dass die christlichen Fundamentalist*innen der "Helfer für Gottes Kostbare Kinder" aus München zu einem "Gebetszug" nach Frankfurt am Main mobilisieren, war schnell klar, dass dieser nicht unkommentiert bleiben darf. Bei der weiteren Recherche stellte sich heraus, dass die selbsternannten "Lebensschützer" seit November 2013 weitgehend unbeachtet jeweils am 24. des Monats zu dieser Veranstaltung zusammen kamen.

 

Dass an diesem Samstag lediglich 30 Personen  - trotz breiter Mobi - zu den, wenn auch kurzfristig angekündigten, Gegenprotesten gekommen sind, entäuscht uns. Auch wenn der "Gebetszug" von ca. 25 "Ave Maria" murmelnden zumeist älteren Personen nicht als die ultimative Gefährdung von Frauen*rechten in Deutschland angesehen werden kann oder als solche überbewertet werden darf, so gilt es unserer Ansicht nach doch, jeder (radikalen) Stütze eines gesamtgesellschaftlichen antifeministischen Backlashs konsequent entgegenzutreten und ihre frauenverachtenden Repräsentationen zu unterbinden.

 

Auf Grund der unklaren Lage, wann genau der Gebetszug beginnen sollte, wurde um 10 Uhr zur Pro Familia-Geschäftsstelle mobilisiert, dort wurde ein neuer Treffpunkt an der Hauptwache kommuniziert.

Im Kirchenraum verteilte unterdessen eine ältere Dame ungestört die Wahlkampfbroschüre der "Christlichen Mitte" mit einem Grußwort des Antisemiten Martin Hohmann (Juden als "Tätervolk"). Der Inhalt des als Zeitung aufgemachten Materials konzentrierte sich zu großen Teilen aus Parolen gegen Muslime und den Islam. Die Teilnehmer*innen des "Gebetszugs" interessierte das wohl nicht, im informellen Gespräch war man sich einig, dass man bei der morgigen Wahl auf die "alternativlose" Kleinpartei "AUF" setzt. Der Pastor tat zu dem Thema nur seine Ratlosigkeit kund, nahm den Besuch der Gruppe allerdings zum Anlass, Abtreibungen im Gottesdienst zu verurteilen.

 

Als sich der Zug mit ca. 25 "Lebensschützern" hinter einer Marienikone ("Stellt euch bitte in Zweierreihen auf") formierte, blockierten die Aktivist*innen den "Gebetszug". Die Fundamentalist*innen reagierten aggressiv und schubsten die Gegendemonstrant*innen. Im Anschluss formierten sich die Gegendemonstrant_innen an der Spitze des Zuges und störten die Gebete mit Parolen und Gesängen - auch Konfetti und Kondome (und natürlich Flugblätter) wurden ausreichend verteilt.

 

Wir blicken mit sehr gemischten Gefühlen auf den heutigen Tag zurück: Positiv bleibt zu bemerken, dass die "Lebensschützer" von Gegenprotesten begleitet wurden, die sie sichtlich genervt haben. Negativ aufgefallen ist uns vor allem die mangelnde Beteiligung der Frankfurter Linken, die sich ansonsten gerne an jeder rechten Splittergruppierung abarbeitet, bei Antifeminist*innen jedoch wenig Interesse zu haben scheint.

Ebenso müssen wir kritisch reflektieren, ob es die richtige Entscheidung war, öffentlich im Internet für die Gegenproteste zu werben. Bei gerade einmal 30 Gegendemonstrant*innen hätte auch Mund zu Mund Propaganda gereicht, was zu vermutlich ein Fernbleiben der Polizei zur Folge gehabt hätte. Wir erhoffen uns kritisches Feedback.

 

*Die Sternchen im Text kennzeichen, dass es sich um Identitäten handelt, die unklare Ränder haben, nicht "natürlich" und nicht mit sich selbst identisch sind.

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Super dass die Aktion stattgefunden hat, zur der Mobilisierung und der Frustration ist zu sagen dass es einfach in den letzten Jahren die radikale Linke in Frankfurt kaum feministische Politikfelder bearbeitet hat und es kaum explizit feministische Gruppen gab - das Gender-Geschwurbel und die Pseudoaktivität die ab und an aus dem ehemaligen IvI kam mal ausgenommen.  Dass sich daran etwas ändern muss ist vielen bewusst und wird auch teilweise angegangen. Der Prozess bleibt schwierig weil eine klare Position erst gefunden werden muss...

 

Manchmal trägt aber auch einfach die Mobi nicht richtig, genügend Genoss*innen standen auch schon mit weitaus weniger Leuten vor einer nicht so unbedeutenden rechten Splittergruppe.

Dem "kaum feministische Politikfelder bearbeitet" würde ich nicht widersprechen.

Aber mir als Frankfurter Linksradikalem, der da auch hingegangen wäre, war von diesem Aufzug schlicht und ergreufnd nichts bekannt. Ich habe mich gerade gewundert das ich hier diesen Artikel fand. Wenn die Mobilisierung so kurzfristig und bescheiden ist, muß Mensch auch mit 30 aufgetauchten Leuten zufrieden sein.

Ja, zwei Anmerkungen:

 

1. Bitte nicht den Protest wegen "rechter Splittergruppierungen" und den wegen eines Treffens von "Antifeminist*innen" gegeneinander ausspielen. Beides ist wichtig. Vielleicht lag die übersichtliche Zahl an Protestierenden auch an der Schwäche der eigenen Mobilisierung? Einerseits war die Zeitspanne sehr gering, andererseits wurde aber auch - taktisch unklug - im Aufruf betont, dass diese Fundis eh ständig kommen: "Wie zu jedem 24. des Monats...". Wieso es also von so herausragender Bedeutung ist, dass sich die Frankfurter Linke am heutigen Samstagmorgen ausgerechnet an dieser Hauruck-Aktion beteiligt, war wohl nicht recht zu vermitteln.

 

2. Man sollte sich überlegen, wer auf Indymedia alles mitliest. Das Sinnieren über mögliche Mund-zu-Mund Mobilisierungen in Zusammenhang mit der Nennung einer Teilnehmendenzahl hilft z.B. auch den Bullen, innerlinke Strukturen und Zusammenhänge sowie deren Mobilisierungspotential besser einschätzen zu können. Impliziet wird den Bullen damit zudem ein Wink mit dem Zaunpfahl gegeben, dass sie bei den Fundi-Märschen der nächsten Monate mal ein Auge drauf haben - egal, ob es eine öffentliche Mobilisierung gibt, oder nicht.

 

Alles in allem aber kein Desaster: wenns da heute 30 gegen 25 stand und die Irren reichlich genervt wurden, war das doch ein netter Anfang. Und wenn die nächsten Montag am 24. wirklich wieder kommen, dann kann man die Proteste mit mehr Zeit ja auch etwas größer aufziehen.

Liebe Leute,

 

ihr habt einfach sehr spät zu mobilisiert und soweit ich sehe nur über indymedia. Gerade bei einer Mobilisierung gegen die christlich-fundamentalistische Rechte wäre eine längere und breitere Mobilisierung sinnvoll, da sie bislang kaum Thema in Fankfurt war und viele Linke sie eher für eine Lachnummer halten. So war auch die Gegenmobilisierung gegen die rassistische Demo der Fundamentalisten vor drei Jahren, die unter dem Vorwand der Christenverfolgng in Ägypten demonstrierten.

Viel Erfolg beim nächsten mal.