Aalen- Anwohner fühlen sich überfahren

Hofackerschule soll Flüchtlingsheim werden – Großes Interesse an Infoveranstaltung am Mittwochabend

 

Oberbürgermeister Thilo Rentschler sprach „von keinem freudigen Ereignis, aber die Stadt Aalen steht in der Verantwortung“. Dass in der frei werdenden Hofackerschule ab Sommer 30 Flüchtlinge einziehen sollen, konnten die meisten der etwa 70 Zuhörer einer Infoveranstaltung am Mittwochabend noch verstehen, nicht aber die Vorgehensweise der Stadt.

Aalen. Aufregung im Wohnquartier an der Hofackerschule: Dass bereits am heutigen Donnerstag der Gemeinderat über die künftige Nutzung der Schule entscheiden soll, das ging den meisten Besuchern der Infoveranstaltung zu weit. „Dieses Tempo ist zu rasant, wir fühlen uns überfahren und zu schlecht informiert“, sagte ein sichtlich verärgerter Bürger.
OB Thilo Rentschler versuchte mit Engelszungen diesen und andere Anwohner davon zu überzeugen, dass der Gemeinderat in einer Demokratie zu entscheiden habe. Doch der Reihe nach. Zur Infoveranstaltung konnte der Oberbürgermeister neben dem Sozialreferenten des Landkreises, Josef Rettenmaier, auch die beiden Dekane Dr. Pius Angstenberger (katholisch) und Ralf Drescher (evangelisch) begrüßen. Die beiden Geistlichen betonten die Christenpflicht, sich den Problemen zu stellen, Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, aber auch über Ängste zu reden.
Rentschler ging zunächst auf das Vorhaben ein, dass die Stadt Aalen den Ostalbkreis unterstützen will, der dringend weitere Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt. Denn der Landkreis rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Bedarf von rund 980 Wohnheimplätzen für Asylbewerber. Interimsweise für vier Jahre will die Stadt die leerstehende Hofackerschule zur Verfügung stellen und setzt dabei auf sozialverträgliche Unterbringung in kleinen Gruppen. So sollen nicht mehr als 30 Personen in den Gebäudekomplex einziehen, der noch auf Kosten des Landkreises umgebaut werden muss.
„Die ganze Flüchtlingsbewegung ist eine große Herausforderung für den Landkreis“, sagte Rettenmaier, der weitere allgemeine Ausführungen zu Arbeitsfragen für Flüchtlinge, die explosionsartige Zunahme von Sprachkursen und Zuweisungen machte. Auf die spezielle Frage, ob denn nun Syrer und oder andere Nationalitäten in die Schule einziehen würden, konnte er allerdings keine Angaben machen. „Wir wissen es nicht. Wir werden aber auf Personen aus dem gleichen Kulturkreis und der gleichen Religion achten und wir hoffen auf Familien.“
In der Diskussion befürchteten etliche Bewohner einen Wertverlust ihrer Häuser und Wohnungen in dem Wohnquartier, andere beklagten den für sie zu kurzen Zeitplan der Informationen. Wieder andere sprachen den befürchteten steigenden Lärm an. Ein Bürger sagte, dass er sein Haus nicht mehr zum ursprünglichen Preis verkaufen könne und dass ein Interessent inzwischen abgesprungen sei. Die Frage, ob er garantiere, dass in vier Jahren die Hofackerschule kein Flüchtlingsheim mehr sei, konnte der Oberbürgermeister bejahen. Ab August soll umgebaut werden. Vorher will Thilo Rentschler nochmals eine Bürgerinformationsveranstaltung anbieten.
© Schwäbische Post 26.03.2014
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